Schlagwort: Alternative Country

HUGO RACE FATALISTS – Video zu ‚Symphony‘ und Albumankündigung

Nach seinen letzten künstlerischen Exkursionen in die Welt des 21st Century Blues und der World Electronica, kehrt Hugo Race. der Weltenbummler aus Melbourne am 26. April mit einem neuen Album mit seinen Fatalists zurück. ‘Symphony’ ist bereits die zweite Single aus ‚Taken By The Dream‘. Der Uptempo-Song ist vom Dub beeinflusst und eine Hommage des…

Home (The Dockside Sessions)

Der US-Amerikanische Musiker Marc Broussard ist schon immer mehr seinem eigenen Instikt als den üblichen Regeln des Geschäfts gefolgt. Ein live im Studio eingespieltes Album mit seinen persönlichen Lieblingssongs, überwiegend nur auf der Akustikgitarre und dem Piano begleitet, hört sich auf den ersten Blick vielleicht nicht so spannend an. Aber wer den Musiker kennt, der gekonnt Soul, Blues, Country Balladen und Americana zu einem neuen, stimmigen Sound verschmilzt, der weiß, dass hier ein Leckerbissen wartet.

Und richtig: „Home (The Dockside Sessions)“ enthält 15 Lieblingssongs des Künstlers, die er direkt in seiner Nachbarschaft in den Dockside-Studios in Lafayette, Louisiana, aufgenommen hat. Herausgekommen ist weit mehr als nur eine Ansammlung von Erinnerungsstücken oder ein „Best Of“. Alle Werke wurden neu arrangiert und interpretiert und in sehr reduzierter Weise auf ihren Kern und Ursprung zurückgeführt. Mit seiner außergewöhnlichen Stimme lebt Broussard hier den Geist und Soul von Musikern wie Otis Redding, Marvin Gaye und Al Green. „Home“ ist ein Rückblick auf das bisherige Schaffen des Amerikaners. Er interpretiert Songs wie ‚These Arms Of Mine‘, im Original von Otis Redding, als reduzierte, sehr intime Versionen. Richtig gut gelungen auch die Aretha-Franklin-Nummer ‚Do Richt Woman, Do Right Man‘.

Immer wieder schafft es Broussard, mit seiner rauchigen Stimme und der reduzierten Instrumentierung und damit der Konzentration auf das Wesentliche – eben die Songs und die wunderbaren Vocals – beim Hörer Gänsehaut zu erzeugen. Eigene Nummer wie Home, der seinem Sohn gewidmete ‚Gavin’s Song‘ oder ‚Let Me Leave‘ erfahren durch die neuen Arrangements als Unplugged-Versionen eine willkommene Wiederauferstehung. Broussard ist nicht nur ein toller Musiker, sondern auch ein hervorragender Songwriter. Die ausgesprochen soulige Interpretation dieser 15 Songs dürfte ihm einige neuen Fans schenken. Im Umkehrschluss schenkt er mit diesem intimen Album seinen Fans einen wahren Ohrenschmaus.

Tre

The Devil And The Almighty Blues – Dieser Bandname sagt ja im Prinzip schon alles aus, was man über die im musikalischen Untergrund der norwegischen Hauptstadt Oslo gegründete Truppe wissen muss. Das Quintett existiert bereits seit 2010 und legt mit „TRE“ das passend betitelte dritte Album vor.

Blues – check. Aber auch die üblichen Verwandten Rock und Metal sind mit an Bord, es geht leicht punkig zu, und auch Countryfreunde finden ihren Spaß an „TRE“. Schwere, schleppende Riffs, roh, ungeschliffen, direkt. So erwartet man es schon beim Bandnamen und beim düsteren Cover des Albums, und genau das bekommt man auch auf die Ohren. Heavy Bluesrock trifft auf ehrlich klingende Vintage-Sounds, dümpelnde, leicht doomige Gitarrenwände walzen betörend durch die Nacht. Sechs Songs sind auf dem Album, die sich alle mit zwischen fünf und zwölf Minuten Länge genügend Zeit nehmen, um sich bedächtig, aber stetig vor zu arbeiten, um den Hörer direkt zu erreichen und zu berühren. Es beginnt auf ‚Salt The Earth‘ mit einem simplen Groove, der sich im Verlauf des Songs immer weiterentwickelt, bis die prägnante Stimme des Frontmannes Arnt Olaf Andersen dazustößt. Der vom Delta-Blues durchtränkte Sound geht sofort in die Beine und entführt in die nächste Blues-Kaschemme mit Pooltable und niedriger Decke, unter der sich schwer der Rauch sammelt. Wo ist das Bierglas?

Die Platte groovt sich durch ihre sechs Tracks, rohe und ungeschliffene Soli umspielen die knarzigen Drums und die dümpelnden bluesigen Vocals. Die Schweden legen hier ein hervorragendes pochendes Bluesrock-Album vor, das streckenweise an die Kollegen von Clutch erinnert, aber immer eigenständig, kernig und griffig daher kommt. Genau so möchte es der Blueser doch haben. Ob der Teufel persönlich diesen allmächtigen Blues geschrieben hat, wissen wir nicht, aber The Devil And The Almighty Blues liefern mit TRE auf jeden Fall teuflisch gute Kost ab, die zum langsamen, gepflegten Kopfnicken einlädt und triefenden Groove versprüht.

Everything Is Fine

Wer die letzten „American“ Veröffentlichungen von Johnny Cash für die Highlights dieses Küstlers hält und düsteren, melancholischen Folkrock mit überwiegend minimalistischer Instrumentation mag, sollte sich unbedingt einmal näher mit Danny Kiranos beschäftigen. Der US-Amerikaner liefert unter seinem Künstlernamen Amigo The Devil morbide Folk-Songs über Massenmörder, Pyromanen oder Selbstmörder ab und hat damit quasi sein eigenes Genre „Monster Folk“ erschaffen.

„Everything Is Fine“ , und auch wenn es düstere und traurige Themen gibt, mag man dem 30-Jährigen aus Florida voll und ganz zustimmen, denn hier gibt es nichts zu meckern. Nach der ruhigen stimmungsvollen Eröffnung ‚Cocaine And Abel‘ legt Amigo The Devil mit ‚If I’M Crazy‘ gleich mal eine treibende, abwechslungsreiche Rocknummer hin, deren leise, fast filigrane Parts im Refrain einer beeindruckenden, verzweifelten Stimme weichen, mit der Kiranos gegen das Übel auf der Welt anschreit. Unterstützt wird er dabei vom Rage Against The Machine Drummer Brad Wilk. Auch richtig stark: Die spätere Rocknummer ‚Everyone Gets Left Behind‘. Doch auch – und vielleicht gerade – die ruhigeren Songs überzeugen auf ganzer Linie. Akustische Gitarren, ab und zu ein Banjo, ein paar diffuse Elektrosounds im Hintergrund, und über allem schwebend Amigo The Devil mit einer rauen, faszinierenden Stimme. Das Album findet Zeit und Platz für düsteren Alternative- und Outlaw-Countrysongs wie ‚Preacher Feature‘, singende Sägen und das bös-ironische ‚I Hope Your Husband Dies‘. Schwarzer Humor trifft in den Texten immer wieder auf Melancholie, Traurigkeit oder Wut.

Mit dunkler Poesie in den Texten erzählt Amigo The Devil kleine Geschichten, die durch ihre minimalistische Instrumentierung oft umso intensiver wirken. Es lohnt sich hier auf jeden Fall, auf die Texte zu achten. Wenn es zwischendurch lauter wird, finden sich Streicher, Slidegitarre und die schon erwähnten Synthies im Mix und tragen viel zur Stimmung dieses großartigen Albums bei. ‚This Life Is A Joke / And Death Is The Punchline!‘ heißt es in ‚Hungover in Jonestown‘, einem weiteren Highlight des Albums. Trotz aller Melancholie schimmert immer wieder viel Humor durch, was sich auch bei der streckenweise sehr interessanten Instrumentierung zeigt. „Everything Is Fine“ ist die spannende, düstere Untermalung für lange Novemberabende. Amigo The Devil darf sich nach dieser Platte als legitimer Nachfolger des späten Johnny Cash ansehen, legt er doch hier eines der besten Alben des fast vergangenen Jahres vor. Dark Folk, Americana, Singer/Songwriter-Momente und ein paar anklagend-rotzige Rockspitzen verschmelzen zu einem atmosphärischem Gesamtkunstwerk. Unbedingt reinhören, oder am besten gleich mitnehmen!

Dean Wareham vs. Cheval Sombre

Freundschaft ist etwas Schönes. Zumal, wenn sie so vorzügliche Früchte trägt, wie im Falle von Dean Wareham und Chris Porpora alias Cheval Sombre. Die Beiden haben sich das perfekte Herbst-Projekt erdacht: die Interpretation von zehn Songs aus den musikalisch goldenen Sechzigern und Siebzigern. Einige Traditionals sind darunter zu finden und als Zugpferd Blaze Foleys ‚If I Could Only Fly‘, das sogleich im aktuellen Biopic von Ethan Hawk Verwendung fand. Und letztlich wäre wohl eine solche Kompilation nicht komplett ohne den notorischen Bob Dylan, der in diesem Fall mit ‚Tomorrow Is A Long Time‘ grüßen lässt.

Warehams Dream-Pop-Erfahrungen aus über 30 Jahren Musikeraktivitäten machen aus diesen zehn Stücken Folksongs der ganz sanften Art. Obwohl mit einer gehörigen Bandbreite an Instrumenten arrangiert, ist keines der Lieder in irgendeiner Form überladen. Die Country-Grundlage wird durch eindrückliche Akzente aufgehübscht. Manchmal ist das süßlich (‚Wayfaring Stranger‘ erinnert stark an The Mamas and the Papas), immer aber gut durchdacht und in perfekter Harmonie mit dem verträumten Gesang der beiden Barden.

Das, was im Titel durch das Wörtchen ‚versus‘ fast etwas Battle-haftes bekommt, ist im Gegenteil durchweg melancholisch, schön, sensibel. Das Album tut gut nach einem langen Tag, anstrengender Arbeit, einem Streit. Es lässt sich wunderbar dazu einschlafen, denn die Songs wiegen den Hörer regelrecht in ihren Harmonien. Freilich mit der Bestimmung, danach frohen Mutes wieder aufzuwachen und weiterzuziehen auf dem Weg des Lebens; mit Bedacht, aber auch neuer Kraft (‚I was born under a wand’rin‘ star‘).

Die Songs des Albums sind wunderbar beruhigend. Die versonnenen Arrangements schmeicheln dem Hörer, streicheln seine geschundene Seele und versichern ihm, dass letztlich alles gut werden wird. Wer nach danach nicht maximal milde gestimmt und bereit ist, Allem und Jedem zu vergeben, ist schlicht verloren.

Tempest

Eingängige Gitarrenriffs, ein charismatischer Frontmann namens Sam Trainor mit einer sehr starken Stimme, ein namhafter Produzent: Zutaten einer kleinen, aber feinen EP für alle Freunde moderner nordamerikanischer Rockmusik.

Band Of Rascals stammen aus Vancouver in Kanada und liefern Vintage Southern (Blues)Rock ab, der sich schon beim ersten Hören im Kopf festsetzt und von dort nicht wieder verschwinden will. Die extrem eingängige Opening-Nummer ‚Holler‘ ist da so ein Beispiel. Die EP „Tempest“ wurde von Eric Ratz produziert, der schon für Bands wie Billy Talent oder Monster Truck gearbeitet hat. Er drückt dem Band Of Rascals-Sound seinen markanten Stempel auf und nahm „Tempest“ mit der Band in Bryan Adams‘ Warehouse-Studios in Vancouver auf. Herausgekommen sind dabei sieben knackige Songs mit Ohrwurmqualität und einem Fokus auf abwechslungsreiches Songwriting, das immer wieder zeigt, dass hier echte Vollblut-Profis am Werk sind, die voll und ganz in ihrer Musik aufgehen.

Die Tracks der EP vermischen stylisch leicht düstere Rockmusik mit Country-Attitüden, wie zum Beispiel auf der hervorragenden Ballade ‚Fell Into The Love Of You‘, welche zeigt, dass die Band auch die leiseren Töne vorzüglich beherrscht. Von der akustischen Gitarre getragen, verbreitet sich hier schnell eine dichte Atmosphäre fernab der üblichen Lagerfeuer-Klischees. Wenn dann wieder Gas gegeben wird, überzeugen die kernig-knackigen Gitarrenriffs genauso wie das energetische Schlagzeugspiel. Der Opener ‚Holler‘ bleibt, wie gesagt, sofort im Ohr, und die Nummer ‚Seas Coming Down‘ lebt von einer leicht rotzigen, bluesig angehauchten Stimmung mit eingetreuter Harmonika und den immer wieder prägnant-druckvollen Gitarrenriffs. Damit macht „Tempest“ Lust auf den restlichen Output der Kanadier und den nächsten richtigen Longplayer.

Die EP ist schon fast ein Jahr alt, aber wir möchten sie euch dennoch jetzt ans Herz legen, denn Band Of Rascals werden im nächsten Jahr erstmals nach Europa kommen und auch bei uns mit „Tempest“ im Gepäck ein paar Gigs spielen. Wir freuen uns schon jetzt darauf.