Schlagwort: Glam Metal

Even The Devil Believes

Sie sind noch immer – und nach wie vor mit beeindruckender musikalischer Power – die bekannteste White-Metal-Band des Planeten. Nur gut zwei Jahre nach dem Vorgänger „God Damn Evil“ bringen Stryper den Nachfolger „Even The Devil Believes“ (Frontiers Music). Es ist das zwölfte Album der knapp 40-jährigen Bandgeschichte, das vierte Album seit 2013 und das erste, an dem der neue Bassist Perry Richardson aktiv mitgewirkt hat.

Letzterer hat auch nach Bandleader Michael Sweet geholfen, „die Dinge auf ein neues Level zu heben“. Und das ist tatsächlich der Fall. Während Stryper schon immer für ihre harmonischen Melodien, eigenständige Riffs und die tolle Stimme von Sweet bekannt war, sticht „Even The Devil Believes“ in zweierlei Hinsicht aus den guten Alben der letzten Jahre heraus. Erstens ist die Hit-Dichte wirklich enorm hoch, wobei es grundsätzlich kein Füllmaterial gibt – jeder Song hat seinen berechtigten Platz. Und zweitens scheinen Stryper auch bei ihrer Message fokussierter und klarer denn je. Daß die Band ohnehin schon immer für ihren christlichen Glauben einstand und damit auch aneckte, ist das Eine. Auch wenn Sweet immer wieder betonte, sie seien keine „christliche Band“, sondern eine Metal-Band, die aus Christen besteht.

Doch bei „Even The Devil Believes“ steht die biblische Botschaft so kristallklar im Zentrum, wie schon lange nicht mehr. Das beginnt mit dem Album-Titel, der ein Bibelzitat aus dem Jakobusbrief ist und Bezug darauf nimmt, daß der christliche Glaube sich in Taten und nicht Bekenntnissen als lebendig zeigt. Schließlich glauben auch die Dämonen und der Teufel selbst an Gottes Existenz. Es zieht sich weiter über das einmal mehr fantastisch-farbenprächtige Cover-Artwork von Stanis Decker, mit dem Stryper bereits seit 2013 zusammenarbeitet. Es zeigt Satan auf seinen Knien vor dem strahlenden, himmlischen Thron Gottes. Die Texte schließlich sind selbst für Stryper besonders klar, unverblümt und unmissverständlich. Es geht um Gottes Liebe und Vergebung („Make Love Great Again“, „Blood From Above“, „How To Fly“) die Hoffnung die darin liegt und wie sie das Potential hat, das menschliche Leben zu verändern („Do Unto Others, „Let Him In“). „This I Pray“ ist eine berührende Rock-Ballade und Gebet zugleich. Besonders stutzig macht der doppeldeutig-provokative Songtitel „Middle Finger Messiah“, der darauf anspielt, daß die meisten Menschen Jesus Christus ablehnen.

Doch zur Musik. Denn auch die hat es mehr in sich als zuletzt! Allein schon die erste Minute von „Blood From Above“ setzt auch musikalisch eine klare Message: Schnelles Riff, Falsett-Pitch, Strophe, klasse Bridge, Auflösung der Spannung im ohrwurmigen Refrain, danach ein Wahnsinns-Solo von Gitarrist Oz Fox, der zuletzt schwer erkrankt war. Wow! „Make Love Great Again“ nimmt Tempo raus und setzt auf ein schleppend-düsteres Riff, auch Sweets Gesang ist angesichts des gesungenen dunkler. „Let Him In“ hat Groove und einen hymnischen Refrain, „Do Unto Others“ ist eine glasklarer Hinweis, daß Michael Sweet auch mit 57 noch zu den potentesten Sängern im Metal-Zirkus zählt. „Invitation Only“ ist eine erstklassige Melodic-Hardrock-Nummer und „For God & Rock ’n‘ Roll“ ist Strypers ganz persönliches Glaubensbekenntnis und dazu noch ein gelungener Metal-Song aus dem Bilderbuch.

Stryper haben mit ihren letzten Alben nicht enttäuscht, „Even The Devil Believes“ ist dennoch ein herausragendes Album der Bandgeschichte. Musikalisch modern und zeitlos zugleich, inhaltlich authentisch und unverkrampft, kämpferisch und rebellisch. Musikalisch erstklassig und auf höchstem Niveau produziert kann hier Keiner klagen, der melodischen Metal mag. Bei aller Klasse, die Stryper schon lange haben, kommt einem das hier wie bei einem exzellenten, edlen Wein mit Charakter vor. Mit Liebe produziert und lange gereift, hat er das Potential zu einem ganzheitlichen, körperlichen Erlebnis zu werden. Und genau das ist „Even The Devil Believes“.

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H.E.A.T II

Schnell nach Hause, die Kassette in den Player gelegt, aufs Bett geworfen und den Starschnitt von H.E.A.T angeschmachtet, nebenbei das Heftchen der MC durchgelesen und keinen Plan von den Texten. So oder so ähnlich muss es sich anfühlen, wenn das neue Album „H.E.A.T II“ (earMUSIC/EDEL) der fünf Schweden durch die Anlage läuft. Bei einem Score von mittlerweile sechs Studioalben müsste man meinen, dass die Jungs bekannter sind. Leider nicht, sie sind eher so ein Geheimtipp für die Gemeinde von Airplay-Oriented-Retro-80s-Melodic-Hard-Sleaze-Rock. H.E.A.T sind gefühlt das uneheliche Kind von Asia und Europe, und als Patenonkel wurde Kenny Loggins engagiert. Weiterhin bedienen sich H.E.A.T stark an Poison, Ratt und Mötley Crüe ohne stumpf zu kopieren und finden dazwischen ihre Nische zum Lautsein. Wem das Nightflight Orchestra zu 80ies und Brother Firetribe zu schmusig ist, dem rufen H.E.A.T entgegen: „Oh hallo, hier mal bitte ganz zum Anschlag aufdrehen!“.

Nun aber mal die Power-Faust in den Himmel gereckt, das Gesicht angestrengt zusammgekniffen und den neuen Tonträger durchgehört – uns erwartet ein schnelleres und vor allem härteres Vergnügen als beim Vorgänger „Into the Great Unknown“. Das erste, was beim Hören auffällt, sind die wieder in den Hintergrund gemischten Keyboard-Harmonien. Manchmal ist weniger mehr und macht dadurch auch mehr Spaß, da das Album deutlich mehr Tempo gewinnt, von der obligatorischen Powerballade mal abgesehen. Da H.E.A.T sich bei den Originalen bedienen, aber keine 1-zu-1-Kopie erstellen, geht die Fahrt mit ,Rock Your Body‘ als Opener rasant in Richtung Stadion-Rock á la Bon Jovi: laut mitsingen geht hier schon beim ersten Refrain.

Der Mitwipp-Song des Albums ist ,Dangerous Ground‘, das zweite Stück auf „H.E.A.T II“. Das heißt aber nicht, dass der musikalische Elan damit schon verpulvert ist. Mit ,Come Clean‘ folgt grooviges Ohrwurmmaterial. Im Anschluss macht ,Victory‘ voll Laune auf das Stöbern in der Plattenkiste nach alten Klassikern wie zum Beispiel Skid Row, denen die fünf Skandinavier mit ,We Are Gods‘ ein kleines Denkmal gesetzt haben. Der Anspieltipp für catchy Lyrics und nice Harmonies? Dann bitte zu ,One By One‘ vorspulen.

Nichts anfassen und einfach weiterlaufen lassen für die obligatorische keyboardlastige Powerballade. ,Nothing To Say‘ klingt wie bereits 100 Mal Herzschmerz gehabt und auch da durchgekämpft. Zum Abschluss noch einmal die Luftgitarre nachstimmen und den Fuß auf die Monitorbox stellen: ,Rise‘ schließt den Reigen eines Albums voller Anleihen und Anspielungen auf eine gute alte Zeit mit einem Sprühstoß Haarspray mitten ins Gesicht.
Wer nach einem lässig-coolen, bombastischen Hintergrundsoundtrack für jede Gelegenheit sucht oder sich mal richtig laut bei den Nachbarn vorstellen will: Bitte sehr, legen Sie „H.E.A.T II“ von H.E.A.T zweimal täglich ins Tape-Deck ein.

Mit viel Spaß geschrieben von: Christian Zimmermann

Homepage von H.E.A.T

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Kiss – 42 Jahre ungebrochener Enthusiasmus

40-jähriges Bandjubiläum feierten die geschminkten Rock-Ikonen Paul Stanley, Gene Simmons, Eric Singer und Tommy Thayer – besser bekannt als (aktuelle Besetzung von) Kiss, bereits vor gut zwei Jahren. Doch die 40th-Anniversary-Tour läuft mit Pausen auch schon ein knappes Jahr – nach den USA, Japan und Südamerika ist nun Europa und damit auch das Zürcher Hallenstadion an der Reihe. Wenige Tage zuvor spielten AC/DC im doppelt ausverkauften Letzigrund-Stadion vor 100.000 Fans. Vielleicht mag das der Grund sein, warum der Auftritt von Kiss in Zürich entgegen dem letzten Konzert 2013 nicht ausverkauft war – schließlich schlagen Bands dieser Größenordnung ein tiefes Loch ins Portmonnaie. Trotzdem hatte sich eine immer noch beeindruckende Kiss-Army von schätzungsweise 7000 Anhängern eingefunden, um die „heißeste Band der Welt“ gebührend abzufeiern.