Schlagwort: Crustcore

UTILITARIAN – Gaslights

Autoritäre Ideen, Fake News, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und vor allem religiöser Fanatismus wuchern wie nie zuvor. Im Kampf dagegen steht das britische Anarcho Punk-Trio Utilitarian in vorderster Front. Wütend, direkt, laut, aber nie platt werfen sie sich mit ihrem neuen Album „Gaslights“ (DIY – Utilitarian) in die Konfrontation mit allem, was sie als rückschrittig für…

FLOWER – Die heile Welt des Crust Punks ist ein Alptraum

In der Welt des Crust Punks herrscht Krieg, Korruption, Ausbeutung, Seximus und Rassismus immer und überall. Also, im Westen nichts Neues. Doch! Die New Yorker Crust-Kapelle Flower fegt wie ein frischer Wind durch die Straßenschluchten des Big Apples. Ihr Debütalbum „Hardly A Dream“ (Profane Existence) erinnert so wunderbar an die einstigen (1985–1992) Punk-Helden der Stadt,…

Kurjien Elegia

Ohne wiedermal in das Lied von der eigenwilligen Untergrundszene Finnlands einzustimmen, das Quartett VVorse ist seit acht Jahren Teil dieser Bewegung. In dem Land, in dem die Sonne nicht so oft scheint, ist es naheliegend irgendetwas „Blackened“ zu spielen. Ebenso nahe liegen Genres wie Black Metal, Hardcore oder Crust Punk/D-Beat. VVorse’ zweite Schwarzrille „Kurjien Elegia“…

Kennt ihr schon … UTILITARIAN?

Utilitarian Band Pic

In der 90ern war die britische Punk/Hardcore-Szene eine der lebendigsten überhaupt. Vor allem war sie politisch wie kaum eine andere. Die Anarcho-Punks von Conflict stehen, wie die Crust-Institutionen Doom und Extreme Noise Terror und natürlich die Ur-Grinder Napaln Death stellvertretend für diese Zeit. Es ist ruhiger geworden, obwohl die genannten Bands noch immer ihre Kreise…

Stay Angry

Bereits das Debütalbum „Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ der drei Sheffielder Anarcho-Punks war eine Frischzellenkur für die überalterte britische Polit-Punk-Szene. Utilitarian verbinden all das Gute von Bands wie Conflict und Napalm Death: Energie, Wut, Aussage und Frische. Dies gilt auch für die neue EP „Stay Angry“ (DIY), deren Titel die Marschrichtung der fünf Songs vorgibt.

Der metallische Punk des Trios ist genau das, was die Schublade aussagt, wütender Punk mit einer Metal-Kante, die nie die Oberhand übernimmt, sondern die Kraft der Songs unterstützt. Alteingefleischte Cruties und Anarchos werden ebenso ihre Freude an der Performance Utilitarians haben, wie junge Grinder und Thrasher. Besonders sticht das fast sechsminütige ,Anarchy (Justice Without Order)‘ mit seinem langen Instrumental-Part hervor. Der Song verbindet sämtliche musikalische Einflüsse der Band zu einem Monster-Song. Es hätten auch drei oder sogar vier Stücke daraus entstehen können, aber dann wäre er nicht einmal halb so massiv und vernichtend. Die ähnlich lange Antwort ,ACAB (Order Without Justice)‘ fällt dagegen nicht so auf den Punkt gebracht aus. Hier wären zwei Songs angebracht gewesen. Als Sahnehaube präsentieren Utilitarian noch zwei Cover-Songs, die, wie schon auf ihrem Debüt, wirklich gelungen sind. Dooms ,Police Bastard‘ erstrahlt in einer Grindcore-Version und ,Police Truck‘ von Dead Kennedys wurde noch nie so wütend vorgetragen, kommt aber nicht an ,Nazi Punks Fuck Off!‘ der Birminghamer Helden heran.

Die letzten Jahre über haben die alten Recken die schwarze-rote Fahne der englischen Polit-Punk-Szene hoch gehalten. Doch mit Utilitarian steht der Nachwuchs angriffslustig bereit. So frisch und engagiert wie damals die Gründungsväter, dabei kein bisschen grün hinter den Ohren, sind sie der dringend nötige Tritt in der Arsch der apathischen Punk-Szene auf der Insel.

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ANCST – Im September wird die Welt ein Stück dunkler

Ancst Band Pic 2020

Die Blackened Crustler Ancst lassen dem 2018er-Album „Ghosts Of The Timeless Void“ im Herbst ihr drittes Album folgen. Am 18. September wird „Summits of Despondency“ dank Lifeforce Records die Welt ein Stück dunkler werden lassen, aber mit Sicherheit nicht unwirtlicher. Die Berliner Formation wird ihrer explosiven Mischung aus Black Metal und Crust weiterhin treu bleiben,…

Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People

„Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ – Der Titel dieses Albums klingt so sehr nach Anarcho-Punk aus dem Vereinigten Königreich, wie er in den 80ern von Bands wie Conflict gespielt wurde. Nicht so weit gefehlt! Der erste Eindruck, zudem auch das schwarz-weiße Cover-Artwork mit dem roten Anarchie-Zeichen zählt, trifft den Kern der Annahme. Allerdings sind die 14 Songs sind die 14 Songs auf dem Debüt des Sheffielder Punk-Trios Utilitarian zeitgemäßer.

Wütender Kreisch-Gesang in Verbindung mit einem metallischen Songwriting und knackigen Sound lassen das Herz eines jeden Polit-Punks höher schlagen. Schwarze Nietenkutte, Dreads, Dauerkarte zu jeder Demo in der Stadt, das Regal voll mit sämtlichen relevanten linken Polit-Bibeln und Napalm Death auf dem Plattenteller – Utilitarian blasen einen ihre Meinung mit nachhaltigem Druck und tiefer Überzeugung in die Fresse. Dabei verbinden sie souverän treibenden Hardcore, nach vor Wut schnaubenden Crust Punk und explosiven Grindcore. Nur Briten verstehen es, alles durcheinander zu spielen und trotzdem auf den Punkt zu kommen. Dieses Verständnis sorgt für ein Maximum an Abwechslung und extrem hohen Adrenalin-Faktor.

Anarcho Punk at it’s best anno 2020

Ob Klimawandel, Schuldenfalle, Konsum, Kapitalismus und der sinnlose Hass im Netz, Utilitarian gehen jedes aktuelle Thema an ohne dabei auf platte Parolen zurück zu greifen. Sie versuchen durchaus, differenziert ihre Gedanken rüber zu bringen. Im Grunde sind die eigenen Kompositionen gut genug, um für sich ein intensives Debütalbum zu markieren, aber die Version von Napalm Deaths ,Instinct Of Survival‘ und die geniale Interpretation von Woody Guthries ,All You Fascists‘ sind der Zuckerguss auf jeden Molotow Cocktail.

Utilitarian stehen für die Wiederbelebung diese Genres. „Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ steht zwar fest in der ehrwürdigen Tradition britischer Polit-Punk-Combos, musikalisch aber auf der Höhe der Zeit und mit einer aggressiven Durchschlagskraft, die dem Subgenre des Punks in den letzten Jahren abhanden gekommen ist. Selbstverständlich veröffentlicht das Trio seine Releases in Eigenregie, die ihr auf deren Bandcamp-Seite bestellen und herunterladen könnt.

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Medium

Crust hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sich diese Spielart des Punks musikalisch schwer zu greifen ist. Ob Anteile von Grindcore, Rock’n’Roll, Post Metal – im Falle Medium ist es Death Metal der Stockholmer Schule, der ihren Crustcore anreichert. Die Argentinische Kapelle feuert auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum (Transcending Obscurity Records) sieben Granaten ab, so kraftvoll und so düster wie der Bastard aus den beiden Stilen nur sein kann.

Mit gnadenlosem Tempo, wütend-heiseren, böse-hallende Vocals, schneidenden, tiefen Saitenklängen und unheilvoll finsterer Stimmung kommen einem die Songs entgegen geschmettert. Die Songs sind zwar schnörkellos und wirken bei den ersten Bauchtreffer einfach gestrickt, aber die Energie, die Medium frei setzen, gleicht der eines Vulkanausbruchs. Funken sprühen, wie bei einem Hammer, der unentwegt Stahl bearbeitet. Strand, Sonne oder gar gute Laune negieren die brasilianischen Crusties gänzlich.

Das Debütalbum des Vierers aus dem so arg gebeutelten südamerikanischen Land weiß aber trotz der vermeintlich mangelnden Abwechslung, bzw. gerade deshalb einen genüsslich zu plätten. Durch gekonnt eingesetzte spielerische Schlenker wirken die Tracks nie stumpf, sondern können ihr zerstörerische Kraft frei entfalten. Textlich hauen Medium, wie es sich im Crust gehört, in die gute alte Weltuntergangskerbe, was im perfekten Einklang mit der musikalischen Darbietung steht. Guter Crust muss eben nicht immer nur aus England oder Skandinavien kommen.

Im Schwung der Großzahl der Crust-Releases der letzten Monate – von den alten Platzhirschen Wolfbrigade über namenhafte Nebenprojekte wie Frecuencia De Muerte bis zu den Newcomern M:40 – können sich Medium absolut behaupten. Ihre erste Schwarzrille ist ein bärenstarkes Album geworden, mit seinen nicht mal 20 Minuten aber leider viel zu kurz. 10 Minuten fehlen, um schon jetzt, die rostige Krone aufgesetzt zu bekommen.

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The Enemy: Reality

An der Spitze der Nahrungskette in der schwedischen Crust-Szene stehen neben Martyrdöd die unverwüstlichen Wolfbrigade, die zur Jahrtausendwende den Namenswechsel von Wolfpack vollzogen haben und aus der Asche der legendären Anti-Cimex auferstanden sind. Mit ihrem siebten Studioalbum „The Enemy: Reality“, dem dritten auf Southern Lord, zementieren sie ihren Ruf, zuverlässig die volle Crust-Kante abzuliefern.

Wolfbrigade lehren wiedermal die reine Lehre des Crusts, indem sie zwar Elemente aus Heavy Metal, Black Metal und Rock’n’Roll in die zehn neuen Songs integrieren, diese aber nicht stilbestimmend werden lassen. Es regiert weiterhin die dreckige und düstere Variante des Punks. Das bedeutet, die Songs sind schnell, direkt und aggressiv, aber in keinem Fall stumpf. Die lange Erfahrung des Quintetts aus Stockholm sorgt dafür, dass die typische Spielart in gesunden Dosen variiert und die unbändige Energie der Band nicht verwässert wird.

Der gnadenlose D-Beat wird immer wieder durch drückende Midtempo-Passagen unterstützt, die simplen, aber effektiven Kettensägen-Riffs durch schwarzmetallische Harmonien aufgewertet und von kurzen Solos angereichert, um den Songs die maximale Durchschlagskraft zu geben. Während die wütend heiseren Vocals vom langjährigen Shouter Mikael Dahl die Dynamik der Songs unnachgiebig in den roten Bereich der Skala des Druckmessers drängt, runden die allegorischen Texte über den Habitus der Wölfe die expressive Kraft des Albums ab. Ein kalter und energischer Sound setzt 28 Minuten nahezu perfekten Crusts das i-Tüpfelchen auf. Auch beim Arwork bleiben Wolfbrigade ihrem Stil treu, düstere Symbolik ziert das Cover der gelben Phase der Lycanthro-Punks.

Schwedischer Crust-Punk ist inzwischen zu einem eigenen Stil geworden, der die nordische Einfachheit mit der Kompromisslosigkeit der skandinavischen Natur paart. Wolfbrigade gehören in diesem Subgenre zu den Hauptprotagonisten. Sie setzen die Maßstäbe und sorgen dafür, dass dank ihrer Inspiration frischer Nachwuchs wie zum Beispiel M:40 diese althergebrachte Spielart des Punks nicht aussterben lässt.

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