Dass Hamburger unterkühlt sind, ist natürlich Blödsinn. Trotzdem ist Moin Moin bereits zu viel Gelaber. Auch muss nicht jeder Song explodieren oder einen ekstatisch aus dem Boxen anspringen. Das Doomster Trio The Moth zelebriert ruhigen, elegisch psychotischen und absolut addiktiven Doom Metal. Mit ,Dust‘ verkünden die hanseatische Nachtfalter ihre vierte Schwarzrille „Frost“ (Exile On Mainstream)…
Einmal Stoner, immer Stoner. Dieses Motto gilt für den ex-Cathedral-Frontmann Lee Dorian, der sich nach dem Ende der Doom-Legende vermehrt auf sein Label Rise Above Records konzertiert, auf dem er – hey, welch Überraschung – Stoner Bands der Welt präsentiert. Ein fester Bestandteil davon ist seit 2016 das australische Trio Witchskull, die mit „The Serpent…
Zwanzig Jahre Bandgeschichte haben Mastodon inzwischen auf dem Buckel. Nach jeder Menge journalistischer Lorbeeren und einer wachsenden Fangemeinde markierte „Emperor of Sand“ von 2017 den vorläufigen Höhepunkt der Populraität der Band. Das erste Mal war die Gruppe aus Atlanta auch in Deutschland in den Top 10 der Album-Charts. Und für den Titel „Sultan’s Curse“ gab es endlich den lange überfälligen Grammy. Nun folgt viereinhalb Jahre und eine weltweite Pandemie später das erste Doppelalbum der Bandgeschichte. Entsprechend hat das Studioalbum Nummer 8 mit dem Titel „Hushed & Grim“ (Reprise Records) auch eine beeindruckende Laufzeit von rund 90 Minuten. Das ist für Fans der Band erfreulich, für Neulinge im Universum der Band aber anspruchsvoll. Denn Mastodon machen keine harte Musik für Jedermann.
Das Opus beginnt mit „Pain With An Anchor“ und einem beeindruckenden Trommelwirbel. Drummer Bran Dailors Stil ist genauso unverkennbar wie der sich mal abwechselnde, mal vereinende Gesang von Troy Sanders und Brent Hinds. Letzterer sorgt mit seinem rauhen Organ dafür, daß der ein oder andere Hörer kurz an Lemmy denken dürfte. „Sickle and Peace“ leitet ein mit ruhigem Gesang und einer zurückhaltenden, arhythmischen Melodie, die vor allem von der Gitarre getragen wird. Es ist alles da, was Mastodon ausmacht.
Die beklemmenden Harmonien wie bei „The Crux“. Schaurige, beinahe gruselige Atmosphäre bei „Dagger“. Atemlose, in Noten gegossene Wut bei „Savage Lands“. „Sickle and Peace“ steht im 7/8-Takt und damit für die progressiven Elemente des originellen Quartetts. „Teardinker“ spielt mit berauschenden Crescendi, Eruptionen der Trauer. „Eyes of Serpents“ ist ein emotional-melodisches Juwel mit einem dissonant-überbordenden Gitarren-Solo. Und natürlich gibt es Tonnen von Riffs – gnadenlos und genial unter anderem bei „More Than I Could Chew“.
Doch die Band hat sich bei aller künstlerischer Innovation und musikalischer Meisterhaftigkeit auch entwickelt und schlägt an mancher Stelle ungewohnte, neue Töne an. Das verträumte, melancholische „The Beast“ hat keine Iron-Maiden-Anklänge, sondern erinnert an 90er-Grunge-Bands wie Pearl Jam oder Alice in Chains. „Skeleton of Splendor“ geht in eine ähnliche Richtung, ist aber deutlich eingängiger und melodiöser. Auch „Had It All“ qualifiziert sich als Ballade. Das ist sehr untypisch für die Band, auch wenn jeder Song 100% ihre Handschrift trägt. Es ist offensichtlich, daß der Tod des Bandmanagers und engen Freundes Nick John 2018 das Songwriting sehr stark geprägt hat. „Gobblers of Dregs“ ist der längste Song und ein Monster aus schleppenden Doom-Elementen und irre innovativem Drumming. Und das abschließende „Gigantium“ schließlich ist eine echte Stadion-Hymne im Stil der Band. Dem typischen Mastodon-Wahnsinn eben!
Wer leicht verdauliche, eingängige Stromgitarren-Mucke will, muss zu AC/DC, Volbeat oder Sabaton greifen. „Hushed & Grim“ ist mit seinen fünfzehn Songs sowohl quantitativ als auch qualitativ ein herausforderndes Album und sperriger als die beiden Vorgänger. Andererseits gibt es keine Band, die so klingt wie Mastodon! Wer sich auf den Marathon aus Power-Riffs und betörendem Gesang einlässt, wird mit einem akustischen Abenteuer in Spielfilmlänge belohnt.
Die Sludge-Metaller Mastodon aus Atlanta haben vier Jahre nach ihrem letzten, mit einem Grammy-Award ausgezeichneten Album „Emperor of Sand“ den Nachfolger angekündigt. „Hushed and Grim“ wird am 30. Oktober erscheinen und das erste Doppelalbum der Bandgeschichte sein. Mit „Pushing Tides“ ist auch bereits der erste Song vom inzwischen neunten Album des innovativen Quartetts online. Der…
Wer sich traut, auch mal die obskuren Releases in den CD-Player zu schieben, wird hin und wieder für seinen Mut belohnt. Der erste Blick auf das Ölgemälde-Cover des Debütalbums „Death By Burning“ (Svart Records) der Hamburger Mantar verspricht Black Metal, löst dieses Versprechen aber nur in bedingt ein, denn die ersten Töne sind derart düster und räudig, dass es einen schwerfällt, die hässliche Fratze Mantars einer eindeutigen Spielart zuzuordnen. Aber irgendetwas hat der bizarre Sound an sich, das die Neugier in einem weckt. Frühe Venom und Bathory schweben einem vor dem inneren Auge.
Was nach Grunge klingend seinen Anfang nimmt, wird mit heiser-kehligen Vocals und einer tiefschwarzen Gitarre gewürzt, sodass ein Bastard aus Alternative und Black Metal dabei herauskommt. Simpel, aber effektvoll. Diese Mischung ist nicht nur in der Vorstellung böse, sondern spuckt Gift und Galle. Daraufhin paart sich manischer Post Metal mit klassischen Heavy Metal Riffs. ,Cult Witness‘ ist von einem Groove besessen, bei dem man sich bildlich die Satansjünger um das Feuer tanzen vorstellen kann. Mantar fügen Dinge zusammen, die man nicht vereinen darf. (So steht es im Necronomicon mit Blut geschrieben.) Verdammt ist der, der dieses Gesetz zu brechen gewillt ist.
Das Duo aus der Hansestadt gleitet daraufhin in düstersten Stoner Rock ab, hart an der Grenze zum Doom. Kaum zu glauben, dass keine Basssaiten dabei helfen, diesen fiesen schweren Sound zu kreieren. Mit ,Into The Golden Abyss‘ braust der Sound gewaltig auf, um dann in dunkelste Verzweiflung zu verfallen. ,Swinging The Eclipse“ lässt im Uptempo die Lautsprecher bersten, bevor die zweite Hälfte des Songs im Sumpf von Alternative und Post Metal qualvoll ertrinkt. ,The Berserkers Path‘ wälzt sich schwerfällig über den Spoken Words-Part, der die höllischen Vocals für dieses Mal ersetzt.
Blackened Crossover Metal von der Waterkant
So unterschiedlich die zehn Songs in Idee und Aufbau sind, sie entstammen einer schwarzen Feder, die ihre Handschrift auf sämtlichen Liedern hinterlässt. Wer kommt nur auf die Idee, die guten alten Melvins mit dreckigsten Black Metal zu kreuzen? Bei so viel unreinen Klängen liegen die Nerven blank; man möchte nur noch entfliehen, hin zum Licht. Doch dann würde man das grandiose ,White Nights‘ verpassen. Wie ein post-metallischer Lavastrom, der kein Leben hinterlässt, wird man noch tiefer in die Dunkelheit gezerrt. Am Ende wird doch alles Gut – ein finsterer, achtminütiger Brocken Sludge lässt „Death by Burning“ harmonisch ausklingen.
Das Debüt des Düster-Duos Mantar ist nichts für schwache Nerven. Die manisch bedrückenden Songs verlangen einem viel ab, doch am Ende des Tages weiß der am Leben gebliebene Hörer, dass er nicht von irgendeiner Band aus der Massenproduktion zu Tode gelangweilt, sondern mit viel Hingabe und Überzeugung langsam um das Leben gebracht wurde. Wer auf diesen kleinen, aber feinen Unterschied Wert legt, sollte sich unbedingt den zehn Kompositionen aus der Elbmetropole stellen.