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WHEEL – Finnische Prog-Metaller auf Tour im Februar

Im Zuge ihres Debütalbums „Moving Backwards“ (Odyssey Music Network) kündigen die Progressive-Metaller Wheel nun ihre Headline Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz für Februar 2020 an. Ihr beachtenswertes Debütalbum „Moving Backwards“ stellt eine unverkennbare Collage aus Progressive Rock, Grunge und Filmmusik dar, was zum Teil in Tool-esque Meisterwerke ausufert. Lest hier auch unser Interview…

Induction

Kommen drei Holländer, ein Tscheche und ein Deutscher in ein Musikstudio. Nein, wir fangen hier jetzt nicht an, schlechte Witze anstatt guter Artikel zu schreiben. Denn was Induction mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum auf die Beine gestellt haben, ist alles andere als ein Witz. Im Gegenteil – das Erstlingswerk der Mannen um Bandgründer Martin Beck ist ein wahrlich großes Album geworden. Vor allem, wenn man auf progressiven Powermetal mit symphonischem Touch wie Symphony X, Threshold, Angra, Vindictiv oder Eternity’s End steht.

Das symphonische Element beim Songwriting stammt vom französischen Komponisten Peter Crowley, dessen epische Fantasy-Musik der tschechische Gitarrist Martin Beck sehr bewundert. Ein Großteil der Kompositionen ist in Kooperation zwischen Beck und Crowley entstanden. Crowley ist kein Bandmitglied, zeichnet jedoch auch für die orchestralen Arrangements der Streicher und Chöre verantwortlich. Und von denen gibt es reichlich! Der deutsche Gitarrist Tom Hansen steuerte drei weitere Lieder zum Album bei: ‚The Riddle‘, ‚My Verdict‘ und ‚Sorrow’s Lullaby‘ tragen dessen „proggig-harte“ Handschrift. Die Dutch-Connection in der Band besteht aus der Rhythmusgruppe Werner Erkelens (Bass) und Sean Brandenburg (Schlagzeug) sowie Sänger Nick Holleman (Sinbreed, Powerized). Eine internationale, hungrige, talentierte und absolut schlagkräftige Truppe.

70 Sekunden schrauben sich Streicher, Bläser und Chöre beim instrumentalen Opener ‚Message in the Sand‘ in die Höhe, bis die Drums und Gitarren geradezu explodieren. ‚By the Time‘ ist eine Power-Metal-Hymne, bei der vor allem die teilweise fast thrashigen Drums herausstechen.

Bei ‚Pay the Price‘ liefern sich Violinen und Gitarren zu Beginn eine Art Saitenduell, der Chorus und die hohen Stimmlagen von Hollemann gehen geradewegs ins Innenohr. ‚Hiraeth‘ transportiert die Stimmung des besungenen Heimwehs sehr gelungen. ‚Mirror Make Believe (My Enemy)‘ entstand unter Mitwirkung von Kai Hansen – und die Verehrung für die frühen deutschen Pionierleistungen im Power-Metal-Genre ist damit fett unterstrichen. ‚At the Bottom‘ erinnert mit seinen Violinen und Gitarren teils sogar an die Klassik-Popper Rondo Veneziano – aber der nächste Angriff von Doublebass-Drums ist immer nur einen Augenblick entfernt.

Induction bewegen sich oft haarscharf an der Grenze zum Pathos, oft lösen die Melodielinien ein wohlig-nostalgisches Gefühl aus, das man das doch irgendwie kennt. Aber immer findet das Quintett wieder ein Ausrufezeichen, einen unerwartet heftigen Drum-Beat, ein schickes Solo, Growls (‚My Verdict‘) und vieles andere und lockert das Gesamterlebnis wieder auf. Das Album ist frisch und variantenreich, bindet aber sehr gekonnt bekannte Elemente und Momente ein. Elf Songs mit einer knappen Stunde Laufzeit lassen unsagbar viel entdecken.

Nach Silver Bullet und Northtale liefern Induction das dritte unglaublich packende, progressive Power-Metal-Album des Jahres ab. Das alles auch noch ohne die Unterstützung eines Labels in reiner Eigenregie! Das ist eine glatte 1 – daran führt kein Weg vorbei.

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The Gereg

Trommeln und Kehlkopfgesang, die die Weite der mongolischen Steppe vor dem inneren Auge entstehen lassen – so beginnt das endlich erschienene Debütalbum „The Gereg“ (Seven Eleven Music Group) von The Hu aus der Mongolei. Die vier Jungs aus der Hauptstadt des am dünnsten besiedelten Landes der Welt verknüpfen Folklore-Instrumente ihrer Heimat mit modernen Rockmusik-Instrumenten. Kennengelernt haben sich die Hauptmusiker während des Studiums am staatlichen Musikkonservatorium der Mongolei. Die Musik ist entsprechend der Herkunft der Herren exotisch, sehr rhythmuslastig und hat sich bereits vor Veröffentlichung des Albums im Internet zu einem absoluten viralen Hit hochgeschaukelt. Die drei Songs „Wolf Totem“, „Yuve Yuve Yu“ und „The Great Chinggis Khan“ hatten mit den potenten Videos und insgesamt über 40 Millionen Aufrufen zum Internet-Erfolg beigetragen. Im Frühsommer hatten die Jungs auch live ihre Qualitäten unter Beweis gestellt (wir berichteten).

Besonders prägnant ist bei The Hu neben der Pferdekopfgeige der Kehlkopfgesang, der der Musik einen düsteren Touch gibt, der sehr gut zum Rocksound passt. Besonders der Premieren-Song „Wolf Totem“ hat mit seinen an die Isländischen Fußball-Nationalmannschaft erinnernden „Hu!“-Rufen das Zeug zur ewigen Live-Hymne, „Yuve Yuve“ dagegen hat das größte „Metal-Feeling“ von allen Songs zu bieten. Auch die anderen Lieder lassen durchaus Variationen erkennen.

„The Legend of Mother Swan“ ist eine Ballade mit treibendem Beat, die den Soundtrack des Kung-Fu-Klassikers „Tiger & Dragon“ in Erinnerung rufen. Ähnlich gelagert ist „The Same“ mit seinem tranceartigen Mönchsgesang. Überhaupt wirken die Songs irgendwie „spirituell“ – kommt wohl vom mehrstimmigen Kehlkopfgesang. „Shoog Shoog“ kombiniert den melodischen Hardrock mit seinem Groove besonders stimmig – der Song geht nicht nur in den Nacken, sondern auch in die Füße. Mit dem träumerisch-meditativen und über sieben Minuten langen „The Song of Women“ geht das ungewöhnliche Album sehr stimmig zu Ende.

Die Live-Premiere in Europa und den USA war sehr erfolgreich, die nächste Europa-Tour im Januar und Februar 2020 ist bereits angekündigt. Inzwischen ist „The Gereg“ auch in den Charts angekommen. Vor allem in Europa erreichte das Debütalbum Platzierungen in den Top 30 (D #24, AT #25, CH #14 und UK #21). Glückwunsch!

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Eleven Seven Music Group (Label)

OST – Blinded By The Light

Der Film „Blinded By The Light“ kommt nicht nur mit einem Soundtrack voller Springsteen-Musik ins Kino, sondern hat auch gleich Springsteens Mucke und ihre Wirkung auf die Fans zum Thema. Dass es sich hierbei nicht um eine Fremdschäm-Doku wie „Springsteen & I“ handelt, sondern um eine launige, urbritische Coming-Of-Age-Komödie der „Kick It Like Beckham“-Regisseurin Gurinder Chadha handelt, dürfte die Hörer des „Boss“ sehr freuen.

Auch der Soundtrack bietet eine ganze Menge Sachen zum Freuen. Neben einer Handvoll Springsteen-Klassiker, darunter ‚Cover Me‘, ‚Badlands‘, ‚Hungry Heart‘ und natürlich ‚Born To Run‘ und ‚Thunder Road‘ (in der vom „Live ’75-’85“-Album bekannten Pianoversion) gibt es nämlich auch drei bislang in dieser Form unveröffentlichte Cuts. Die Liveversionen von ‚The River‘ vom „No Nukes“-Konzert 1979 und die Solo-Version von ‚The Promised Land‘ aus dem Jahr 2014 ist dabei erstmals auf CD erhältlich. Die größte Aufmerksamkeit dürfte dem raren Studiosong ‚I’ll Stand By You‘ zukommen. Der Song selbst ist eine für Springsteen nicht allzu typische, leicht schnulzige Ballade, die bereits 2001 als Soundtrack für den ersten Harry Potter-Film geplant war, dort aber bekanntlich nicht verwendet wurde. Dabei nimmt der Song mit seinen prominenten Streichern bereits den Stil des aktuellen „Western Stars“-Albums vorweg, auf das er ziemlich gut gepasst hätte.

Darüber hinaus gibt es noch mit Auszügen aus dem offenbar ebenfalls auf Springsteens Musik basierenden Score unterlegte Dialogschnipsel. Mit ‚The Sun Always Shines on TV‘ (a-ha), ‚It’s A Sin‘ (Pet Shop Boys) und ‚Maar Chadara‘, einen in Panjabi gesungenen Discobrecher der – wie der Protagonist des Filmes – pakistanischstämmigen britischen Band Heera gibt’s auch noch ein paar Pophits aus den Achtzigern, die schön verdeutlichen, wie sehr sich selbst ein synthiegetragener Springsteen-Track wie ‚Dancing In The Dark‘ von der Pop-Ästhetik der Ära unterschied. Abgerundet wird das von einem amüsanten Synth-Punk-Song und einen neuen Popsong von Soundtrack-Komponist A.R. Rahman. Das funktioniert im Gesamten wirklich exzellent und macht jede Menge Lust, sich den Film zu Gemüte zu führen. Ob „Blinded By The Light“ für Springsteen ein ähnliches Revival einleiten kann wie „Yesterday“ für The Beatles, bleibt abzuwarten, das Soundtrackalbum hat aber schon mal viel Schönes und schürt die Vorfreude auf den am Donnerstag, 22.08.2019 in deutschen Kinos startenden Film.

The Dirt

Dass Mötley Crüe ihre mit markigen Worten unterstützte Auflösung nicht durchhalten würden, war so klar wie, nun ja, etwas in der Tat ziemlich Klares. Dass zur Verfilmung der Bandbiografie „The Dirt“ auf Netflix ein Soundtrackalbum erscheinen würde, war ebenso klar. Dass die Band aber schon drei Jahre nach der „unwiderruflichen, absolut endgültigen, legal bindenden“ Trennung ins Studio geht, um für besagten Soundtrack neue Songs aufzunehmen, kommt dann doch etwas überraschend.

Die schlechte Nachricht vorweg: als Soundtrack-Album funktioniert „The Dirt“ leider nicht so wirklich. Da die Musik der Band in der Netflix-Verfilmung (wie im Buch auch) nur eine Nebenrolle spielt, gibt es kaum Songs, die untrennbar mit spezifischen Filmsequenzen verbunden wären, und vom atmosphärischen Score des Films gibt’s auch nichts zu hören, genausowenig wie von den Songs anderer Interpreten, die im Film zu hören sind. Im Prinzip bleibt „The Dirt“ also eine weitere Mötley-Best-Of mit Lücken – da sie nicht im Film vorkommen, fehlen beispielsweise mit ‚Smokin‘ In The Boys‘ Room‘ und ‚Wild Side‘ zwei der bekanntesten und wichtigsten Songs der Band, und obwohl die Corabi-Ära im Film angerissen wird, gibt’s auch davon nichts zu hören. Wenn „The Dirt“ aber sowohl als Soundtrack als auch als Compilation nicht so richtig funktioniert, bleiben ja noch die vier neuen Songs als Kaufanreiz, richtig?

Fans müssen nun aber erst einmal schlucken, dass die vier Songs nicht sonderlich nach Mötley Crüe klingen, sondern eher nach von Vince Neil eingesungenen Sixx A.M.-Songs. Wer auf eine Fortführung des „Saints Of Los Angeles“-Albums gehofft hatte, wird hiervon tierisch enttäuscht sein. Ob hier Mick Mars tatsächlich Gitarre spielt, ist äußerst fraglich, von seinem eigenwilligen und eigentlich unverkennbaren Stil ist hier nämlich nur wenig zu hören. Ehedem wurden die Gitarren soundtechnisch in die zweite Reihe verbannt – schließlich gibt’s auf ‚Crash’n’Burn‘, ‚Ride With The Devil‘, ‚The Dirt‘ und ‚Like A Virgin‘ modernen Radiorock zu hören, aufgehübscht und glattgebügelt mit Loops, Synthies, Vocoder und viel Autotune. Den großkotzig-arroganten Glam-Metal, den man als Crüester eigentlich haben will, bleiben die vier neuen Songs schuldig, und im Direktvergleich zu den anderen auf dem Album enthaltenen Songs, beispielsweise ‚Live Wire‘, ‚Kickstart My Heart‘ oder ‚Shout At The Devil‘, wird auch deutlich, dass die neuen Songs auch qualitativ nicht mit den Klassikern mithalten können.

Der Titelsong ‚The Dirt‘ hat eine nette Hookline und klingt insgesamt noch am Meisten nach „echten“ Mötley Crüe, ist aber leider ziemlich dreist von diversen Kollegen abgekupfert. Die Refrain-Akkordfolge stammt von Bon Jovis ‚Lay Your Hands On Me‘, und ich komm‘ nun schon seit Wochen nicht drauf, wo die dazugehörige Gesangslinie hergemopst ist. Auch die Integration des „Gesangs“ von Hip-Hop-Musiker Machine Gun Kelly gelingt nicht so richtig – vielleicht hätte man ihn einfach einen Rap beisteuern lassen sollen? Singen kann er nämlich nicht wirklich.Und ja, ‚Like A Virgin‘ ist tatsächlich der Madonna-Song. Im Gegensatz zu der genialen Version von H2O versemmeln The Crüe (oder wer auch immer hierauf tatsächlich spielt) den Song aber komplett und bauen ihn zu einem auf größtmögliche Radiokompatibilität getrimmten Pseudo-Rocker mit Alternative-Touch um. Da aber weder die Gesangslinie zum Arrangement passt noch zu Vince Neil und leider auch keinerlei Augenzwinkern erkennbar ist, bleibt hier nur wirklich nur noch Fremdschämen – speziell, da die Band eine Reihe an großartiger Coverversionen von ‚Helter Skelter‘ bis ‚White Punks On Dope‘ in ihrer Vita hat. Auch beiden anderen Songs bleiben brave, kantenfreie und letztlich belanglose Fingerübungen, die sich Sixx vermutlich zwischen zwei Tassen Kaffee aus dem Ärmel geschüttelt hat. Jeder, der eine Entschuldigung für diese Songs vorbringt, hat auf Lebenszeit jegliches Kritikrecht an den im Vergleich dazu als höchst authentische Underground-Rock’n’Roller durchgehenden Nickelback verloren.

„The Dirt“, das Album, ist also nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Klassiker sind natürlich diskussionsfrei ganz großes Kino, aber eben auch schon auf diversen umfassenderen Best-Of-Scheiben in ähnlicher Zusammenstellung und zum Midprice zu haben. So bleibt das Album leider nur für Alles-Sammler zu empfehlen – sollte die Band wirklich, wie angekündigt, ein neues Album nachschieben wollen, sei ihnen geraten, etwas mehr Liebe zu investieren. Sonst darf der Fan wohl lediglich mit einem würdigen Nachfolger des „Generation Swine“-Disasters rechnen…

Klassiker von POPOL VUH endlich wieder erhältlich!

Wenn es um die einflussreichsten Bands des schwammigen Begriffs Krautrock geht, fällt unweigerlich in den ersten Momenten einer Konversation immer auch der Name Popol Vuh. Die Band um Florian Fricke ignorierte bereits Anfang der 1970er die Grenzen zwischen Rock, E-Musik, Elektronik und dem, was später als World Music bekannt wurde. Popol Vuh beeinflussten in den…