Freitagabend, in Schale geworfen, das
Haar gegelt und den Pferdeschwanz mit einer Schleife keck
zusammengebunden. Gepflegt soll es auf die Piste gehen. Die Stimmung
ist so lässig wie das Kontrabasszupfen zum Einstieg von ‚By Heart‘,
die Nacht wird apart durchgetanzt.
Mit Nick Waterhouse’s selbstbetiteltem
vierten Album ist jeden Abend Freitagabend. Stark ist seine
Atmosphäre, die es vom ersten bis zum letzten Ton ausstrahlt. Sie
entführt uns in eine Zeit, als Ausgehen noch ein Ereignis war und
ausgelassenes Tanzen verrucht. Sechzig Jahre später präsentiert
Waterhouse seinen Roots-Rock’n’Roll freilich mit großer
Zwanglosigkeit und weiß dennoch ganz genau, was er tut.
Nicht nur bei den Honky Tonk-gefärbten
Stücken lassen sich Klavier, Bläser und auch Gitarre spielerisch
genüsslich aus. Dank dem Kontrabass wird alles sorgfältig
zusammengehalten. Die Spielfreude der Kapelle ist quasi greifbar; das
Album sprüht vor Wonne am Musizieren, am Zusammenspiel der einzelnen
Instrumente, am Groove. Waterhouse, das kennt man von seinen
bisherigen Alben, hat keine Angst vor üppigen Arrangements und
großer Geste. Und das Beste daran ist, dass alles in reiner
Handarbeit entsteht – in selbstbewusster Abgrenzung zu den
technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts. Jedem Song ist
anzuhören, dass sich da Musiker aus Fleisch und Blut und mit großem
Talent gemeinsam in einem Raum befanden, miteinander spielten und
aufeinander reagierten, um ein organisches Ganzes zu schaffen.
Dem wurde beim neuen Album zudem eine
angemessene Portion Dreck verpasst. Herrlich, dass sich Nick
Waterhouse hier ein Stück weit kompromissloser zeigt als auf seinen
vorigen Alben. Denn bisher war seine Musik zwar außergewöhnlich
gut – jetzt ist sie zudem interessant. Das Konzept des Amerikaners
ist wohl durchdacht und stimmig. Waterhouse ist ein tatsächlicher
Künstler, dem an der Wirkung auf sein Publikum liegt, der diesem ein
Erlebnis der Sonderklasse verschaffen will. Und dessen schönste
Belohnung ein begeistert, aber apart durchgetanztes Konzert ist.