Mit dem Herbst kommt die Zeit der kurzen Tage, der meist dunklen Tage und mit ihnen die Melancholie, das In-sich-gekehrt-sein. In dieser Zeit ist nicht immer das anspruchsvolle Geballer von Napalm Death, die kämpferischen Momente von Slime oder das große Metal-Theater von Iron Maiden die richtige Untermalung. Um seinen Gedanken Raum zu verschaffen, bedarf es…
Bereits 2020 haben die Südafrikanischen Post Metaller Constellatia ihr Album „The Language of Limbs“ auf Season of Mist veröffentlicht. Um nicht in Vergessenheit zu geraten, präsentiert das Quartett ein kunstvoll produziertes Video zum fast siebenminütigen Track ,Empyrean‘. Wer auf düstere Musik mit Anspruch steht, sollte Constellatia in Gänze anchecken. Es lohnt sich! Constellatia bei Bandcamp…
Blechende Saitenanschläge, dann rasende Gitarren, schweres Schlagwerk und dann bricht die Hölle los. Wutentbrannt prescht die Würzburger Post Black Metal-Formation A Secret Revealed nach kurzen Vorgeplänkel drauf los. Doch deren zweites Album „When The Day Yearns For Light“ (Lifeforce Records) ist mehr als höllischer Lärm. In Verbindung mit Post Metallischen Elementen und moderner Hardcore-Wut sorgt das Quintett für ein überschäumendes als auch stimmungsvolles Abenteuer.
Wutverzweifelter Schreigesang deutet an, wie sehr A Secret Revealed mit der Realität hadern. Das Crescendo aus Blast-beats und ungezügelten Riffs unterstreicht die Gefühle von Entrüstung und Zorn, die diese Passagen transportieren. Die schwermütigen langsameren Teilstücke addieren eine gesunde Portion Seelenleid hinzu. Bei Songlängen von vier bis sechs Minuten werden die erdrückenden Empfindungen im Zaum gehalten, verselbständigen sich nicht, ufern nicht aus.
Die Süddeutschen bleiben trotz aller negativen Emotionen auf dem Boden. Dies liegt am erdigen und authentischen Sound, der den acht Songs zwar eine enorme Druckwelle verleiht, die aber nicht ausreicht, um sich dahinter zu verstecken. Fast schon punkig wirken die Stücke aufgrund des leicht scheppernden Sounds. A Secret Revealed tun gut daran, nichts alles, was die Regler hergeben, ins Feld zu führen. So verbleibt das Gefühl, handgemachte Musik zu hören.
Der Spagat zwischen den in der Einleitung erwähnten Stilen gelingt A Secret Revealed souverän. Sie überdehnen ihn auch nicht, sondern bleiben in sicherer Entfernung zu Überproduktion, Übertreibungen und Überdruss. „When The Day Yearns For Light“ ist ein sympathisches Stück Weltschmerz.
Am 26. Februar kommen frostige Zeiten auf uns zu, denn die Post Black Metaller Profond Barathre aus Neuchâtel werden ihr neues Album „Tinnitus“ auf Hummus Records veröffentlichen. Ihr fünftes Album wird fünf episch-stimmungsvolle Songs anthalten. Bis dahin dürfen wir den Winter in Vollen Zügen genießen. Schaltet das Licht aus und lauscht zwölf Minuten lang den…
Rot – Belong – Separation – Departure – Burn – Forsaken – Sanctuary. Die Abfolge der Song-Titel auf „Belong“ (self-released – digital only), dem dritten Werk der russischen Post-Black-Metal-Formation L’Homme Absurde, erzählt schon auf den ersten Blick keine schöne Geschichte. Musikalisch wird der Eindruck von Entfremdung, Schmerz und Flucht verfestigt: eine eisig stimmungsvolle Ode an ein desolates Zeitalter.
L’Homme Absurde verbinden ruhige meditative mit wütend aufbrausenden Passagen zu einem atmosphärisch entrückten 41-minütigen Gesamtwerk, das schwer zu schlucken ist. Auf akustische Intros folgen treibende Rhythmen, die sich in einem Gewitter aus Blast-Beats ergehen. Die dagegen ankämpfenden, schreienden Vocals erwecken den Eindruck von zorniger Verzweiflung. Der Hall im Sound sorgt darüber hinaus für ein Klima der Kaltherzigkeit. Trotzdem bestimmen die groovigen Ausprägungen die Empfindungen beim Hören, sonst wären die acht Songs als nur schwer erträglich zu bezeichnen.
Das Quartett aus Moskau lässt sich in seinen Kompositionen zu keinem Zeitpunkt gehen. Dies heißt, dass die Songs kompakt und abschließend sind und sich nicht in endlosen Schleifen verlieren. Keine ausufernden Instrumentalabschnitte laden zum Verweilen ein, sondern die Lieder werden trotz der vielen Stimmungsumschwünge vorangetrieben.
Den Gesamteindruck von Hoffnungs- und Ausweglosigkeit wird durch das Gefühl geschmälert, dass die Arrangements und der Sound oft zu künstlich und gewollt produziert worden sind. Es fehlt den Stücken an organischer Einheit. Sie wirken, als ob sie nach einem festen Schema geschrieben worden sind und entwickeln kein wirkliches Eigenleben. Spontane und kleine Spielereien, die die starren Strukturen durchbrechen, sucht man vergebens. Aha-Momente und wirkliche Höhepunkte sind rar gesät. Dies unterstützt zwar die feindliche Ambiente auf „Belong“, macht aber das Hörerlebnis sehr anstrengend und erschöpfend.
Wo Cult Of Luna es schaffen, durch die vielen unterschiedlichen Stimmungen und Elemente elektrifizierende Spannungsbögen zu kreieren, stehen L’Homme Absurde eher als Ingenieure da, die die Stücke entworfen und umgesetzt haben. Die Kompaktheit der Lieder ist auf Dauer auch ihre Schwäche, da sie sich zu sehr als Einengung und Selbstrestriktion erweisen. L’Homme Absurde rauben so ihren Kompositionen den Raum, sich zu entfalten.
„Belong“ gehört nicht zu den Highlight des Genres, hat aber aufgrund seiner technisch ausgerichteten Struktur durchaus einen gewissen Charme. Interessant könnte es sein, die Songs live präsentiert zu bekommen, wenn sie ohne die moderne High-Tech eines Studios per Hand zum Leben erweckt werden.
Am 17. Januar 2020 wird das dritte Album der russischen Post Black Metaller L’Homme Absurde „Belong“ erscheinen. Da die acht neuen Kompositionen in Eigenregie entstanden sind, wird die digitale Version des Albums über die Bandcamp-Seite der Band vertrieben. Hinsichtlich einer CD- oder Vinyl-Version gibt es noch keine Informationen. Wir halten euch auf dem Laufenden, denn…
Immer mehr Black-Metal-Bands widmen sich ausschließlich der musikalischen Seite dieses Genres, kommen dabei ohne Schminke und die ganzen kindischen Klischees aus. Der einzige gemeinsame Nenner ist das Kreieren extremer, atmosphärischer Musik. Diesem Ziel haben sich Bednja aus Kroatien mit Leib und Seele verschrieben. Genau das erreichen sie mit ihrer Debüt-Schwarzrille „Doline Su Ostale Iza Nas“ (Transcending Obscurity Records).
Aus einem akustischen Gewitter formieren sich schneidende Gitarrenriffs und ein rasend schneller Blastbeat. Was sich zuerst in einem typischen Black-Metal-Gewand darstellt, wird immer wieder durch Passagen modernen Hardcores durchbrochen. Vor allem die auf Kroatisch wütend gebrüllten und gekreischten Vocals aus zwei Kehlen geben den sechs Songs die notwendige Hardcore-Credibility, um Bednja nicht als reine Black-Metal-Band im Regen stehen zu lassen.
Dank des antagonistischen verbal Schlagabtauschs manifestiert sich der Eindruck von verlorenen, gefolterten Seelen, die keine Ruhe finden können. Dem stehen ruhige, atmosphärische post-metallischen Segmente entgegen, die bei aller emotionsloser Aggressivität und allen aufgefahrenen Extremen für die erforderliche Abwechslung sorgen. Leider passen sich diese Teilstücke nicht nahtlos in die Songs ein, sondern sind eher Pausen, weil das Trio Infernale die Übergänge recht abrupt gestaltet. Daher erscheinen diese atmosphärischen Einschübe mehr als eigenständige Zwischenspiele als in die jeweiligen Lieder integriert. Insgesamt strahlt „Doline Su Ostale Iza Nas“ eine klinisch kalte, unangenehm psychotische Stimmung aus, die einen in den verschneiten und ausweglosen Labyrinth-Garten aus Kubricks „Shining“ versetzt.
Die extremen musikalischen Impressionen Bednjas erfahren im Drumherum mit dunklem, verwesendem Artwork und stylisch-bedrohlichen Band-Image – mit verwittertem Logo, schwarzen, unbedruckten T-Shirts und schwarz-weißen Bandfotos – eine logische Weiterführung. Insofern hat das Blackened-Trio aus Varazdin ein stimmiges Debütalbum abgeliefert.
In einer Zeit, in der sich viele Dinge rasend schnell verändern und viele den Anschluss verlieren, scheinen diejenigen die Meinungshoheit zu besetzen, die am lautesten schreien und im Grunde nichts zu sagen haben. Doch die eigentlichen Probleme bleiben dieselben. Die Polnische Post-Metal/Post-Black-Metal-Formation Fleshworld analysiert diese Entwicklungen auf „The Essence Has Changed But The Details Remain“ (This Charming Man Records) und zeichnet musikalisch ein düsteres Bild voller unheilvoller Schatten, in denen überall Zerstörung und Elend lauert.
Knapp 40 Minuten lang reibt sich das Quintett an den gegenwärtigen Zuständen auf und fordert die Zuhörer in großem Maße. „The Essence Has Changed …“ ist weit davon entfernt, als easy-listening eingestuft zu werden, dafür ist das Hörerlebnis zu erdrückend, zu nervenaufreibend. Ohne jegliche Vorwarnung trifft einen der Weltschmerz, schroff, manisch und unausweichlich.
Die blechernen Gitarren und der hypnotische Rhythmus – zwischen stampfendem Beat und schwarzmetallischen Blast-parts – setzen den gequälten, verzweifelten Vocals, die sich nur schwer gegen den Lärm behaupten können, mächtig zu. Die sieben Songs scheinen in einer leeren, riesengroßen, baufälligen Industriehalle aufgenommen geworden zu sein. Der scheppernde Hall nimmt dadurch angsteinflößende Ausmaße an. Ruhige Passagen, in denen sich die Nerven beruhigen können, gibt es nur wenige. Fleshworld spielen unnachgiebig auf der Klaviatur des kurz bevorstehenden Nervenzusammenbruchs, aber sie übertreiben dabei nur selten. Kurz vor der Ohnmacht gönnen sie dem Zuhörer eine kleine Pause, bevor sie sich wieder leidenschaftlich dem Mahlstrom ihrer neuen Kompositionen widmen.
Auf „The Essence Has Changed …“ gibt es keine schönen Momente, dafür aber ein ausdrucksstarkes, 40-minütiges Noise-Gewitter, das als Resonanzverstärker für die vielen kleinen persönlichen Neurosen, Phobien und Depressionen dient. Daher ist der erste richtige Longplayer Fleshworlds mit Vorsicht zu genießen. Das aber in voller Lautstärke!
Die Stockholmer Post Metaller VAK schicken sich an, am 23. August mit ihren neuen Album „Loud Wind“ den Sommer abzuschließen und die kalte Jahreszeit einzuläuten. Als stimmungsvollen Vorboten könnt ihr euch schon mal ,Fear The Morning‘ reinziehen, um euch auf den Jahreszeitenwechsel vorzubereiten. „The heaviest song of the album about the fear of the future.…