Schlagwort: Neoclassical Metal

Embers of War

Vor gut fünf Jahren erschien mit „The Fire Within“ das exzellente Debüt-Album der Progressive-Speed-Power-Metaller Eternity’s End. Nach mehreren Solo-Alben hatte Gitarren-Maestro Christian Münzner (u.a. Alkaloid, Obscura, Paradox, ex-Necrophagist) sich endlich den Wunsch von seiner „eigenen Power-Metal-Band“ erfüllt. Nach Pech mit dem Label und diversen Besetzungswechseln besteht beim nun erscheinenden Drittwerk „Embers of War“ erstmals ein festes Lineup und mit Prosthetic Records hat man ein potentes Metal-Label für den Release gefunden. Daß Besetzung, Chemie und Rahmenbedinungen erstmals wirklich stimmen, merkt man dem neuen Werk nach dem etwas schwächeren Zweitwerk „Unyielding“ (2019) sehr an.

Stilistisch bleiben sich Eternity’s End treu, mehr noch: Der Power Metal progressiv-neoklassischer Ausprägung findet mit dem Zugang von Justin Hombach als festem Gitarrist seine Bestimmung. Den bereits zuvor gitarrenlastigen Stil kann Münzner jetzt mit seinem kongenialen Partner in Crime auf eine neue Stufe heben, auch wenn Keyboarder Jimmy Pitts nicht mehr an Bord ist. Es macht einfach Laune, Münzner und Hombach sich die Bälle in Form von Over-the-Top Hochgeschwindigkeits-Soli zuspielen zu hören. Damit erinnern die beiden Speed-Shredder an Bands wie Racer X oder Dragonforce, bei den Refrains und Melodien an Blind Guardian oder Iron Savior. Von letzteren hat man Piet Sielck und Jan-Sören Eckert für die Background-Vocals als Gastmusiker engagiert.

Das Album beginnt mit „Dreadnought (The Voyage of the Damned)“ zunächst im Midtempo-Bereich, aber bereits nach 30 Sekunden jagt Trommler Hannes Grossmann ohne Geschwindigkeitsbegrenzung auf und davon. Hombach und Münzner erreichen bereits nach drei Minuten atemberaubendes Niveau mit ihren Trade-Offs. Hier muss einfach jeder E-Gitarren-Fan mit einem letzten Funken Energie begeistert Luftgitarre spielen. „Bane of the Blacksword“ zeigt die hochpotente Klasse von Sänger Iuri Samson, der bereits beim Vorgänger „Unyielding“ an Bord gekommen war. Den Lovecraft’schen „Hounds of Tindalos“ wurden in einem futuristisch-düsterern Musikvideo ein Denkmal gesetzt, verziert mit Running-Wild-Riffs. Und gleichzeitig den komplexen und doch eingängigen sowie technisch brillianten Kompositionen von Eternity’s End. Es gibt so viel zu entdecken an Riffs, an Rhythmus, an charmanten, kleinen Verbeugungen an Genre-Vorbilder der Herren, daß es eine wahre Freude ist. Bei „Call of the Valkyries“ scheint allen Power-Metal-Pitches von Samson zum Trotz deutlich die große Verehrung gegenüber Klassik und Barock durch.

„Arcturus Prime“ hat die beeindruckendsten Gitarren-Duelle auf einem Album reich an Beeindruckendem zu bieten. Zu bestaunen im Guitar-Play-Through-Video zum Song, der als erste Single des Albums präsentiert wurde. „Shaded Heart“ sorgt mit tiefer gestimmteren Gitarren und entsprechend angepasster Tonlage beim Gesang für düstere Stimmung – Nomen est Omen. Beim vorletzten Track „Deathrider“ ist es allerdings schon wieder vorbei mit dem Durchatmen. Tonnenweise Gitarren, mehrstimmiger Gesang und eine ohrwurmige Hookline im Chorus – fertig ist der Instant-Power-Metal-Klassiker! Der Titeltrack „Embers of War“ mit gut neun Minuten sitzt am Ende und ist nicht nur in Bezug auf die Länge ein echter Brocken. In diese Komposition in mehreren „Akten“ packen Münzner und seine Mitstreiter komprimiert und gleichzeitig ausgedehnt nochmal alle Trademarks ihrer Band – das ist in bestem Sinne üppig, muss aber erst einmal „verdaut“ werden.

Die Songs auf „Embers Of War“ erzählen Fantasy-, Sword-and-Sorcery-, Horror- und Science-Fiction-Geschichten. Die Lyrics sind inspiriert von Autoren wie Michael Moorcock, Robert E. Howard („Conan der Barbar“) oder Dan Simmons („Die Hyperion Gesänge“), aber auch von tatsächlichen historischen Begebenheiten. Die Verknüpfung von Fantasy und Science-Fiction findet seinen Ausdruck auch im schrulligen 80er-Jahre-Cover-Artwork des bulgarischen Dimitar Nikolov. Metal-Nerds aller Länder, vereinigt Euch! Und besorgt euch „Embers of War“. Ihr werdet das Album lieben!

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Void

Immer besonders erfreulich, wenn potente Bands aus dem Underground es schaffen, ihre in Eigenregie veröffentlichten Alben nachträglich bei einem Label unterbringen können. So geschehen mit dem zweiten Album von Luna’s Call. Das Progressive-Quartett aus Mittelengland hat 2016 sein Debüt „Divinity“ herausgebracht. Der nun beim französischen Indie-Label Listenable Records wiederveröffentlichte Nachfolger „Void“ erschien ursprünglich 2020. Und wäre uns beinahe durch die Lappen gegangen. „Divinity“ enthält bereits alle Zutaten der Band und erhielt bereits viel Lob in der Community.

Mit „Void“ gehen Luna’s Call ihren Weg konsequent weiter und weben einen akustischen Perserteppich aus perfekt verknüpften Prog-Rock-und-Death-Metal-Knoten. Es gibt bekannte Bands, die das in der Vergangenheit ähnlich gemacht haben. Opeth, Gojira oder Ne Obliviscaris aus Australien wären einige Beispiele. Dennoch sind Luna’s Call eigenständig genug, um nicht unmittelbar mit diesen Bands verglichen werden zu können. Ihre Stärke ist die Leichtigkeit, mit der sie klassischen Progressive Rock und technischen Death Metal mit neoklassichen Elementen verbinden.

Bei den ersten Klängen des Album-Openers „Merced’s Footsteps“ kommt Kennern dennoch direkt das Spätwerk von Opeth in den Sinn. Der mehrstimmige Gesang, der vertrackte Schlagzeug-Rhythmus, der psychedelische Seventies-Vibe, die Hammond-Orgel. Nach 1:33 Minute wird das rockige Crescendo von einem Todes-Growl zerrissen, der in den zweiten Track „Signs“ überleitet. Die jazzige Taktart behält die Rhythmus-Sektion bei, aber die Gitarrenriffs und der Gesang ist unverkennbar todesmetallisch. „Solar Immolation“ ist ein dreizehn-minütiges Monster von einem Song, der all das bisher beschriebene ausufernd und lustvoll-verspielt zusammenbringt. Es gibt schicke Metal-Gitarren-Soli, Blastbeats, Vintage-Keyboards, vertrackte Riffs, ungezählte Tempowechsel, mehrstimmigen Klar-Gesang, spacige Synthie-Klänge, asiatische Akzente und, und, und. „Enceleadus & The Life Inside“ eröffnet mit einem verträumten Keyboard und einer Akustikgitarre, versprüht danach den lieblichen Charme einer verzauberten Spieluhr und endet mit einem Streicher-Ensemble. Groß!

Auch „Locus“ stellt in der ersten Hälfte klassischen Prog vor, der zweite Akte zentriert den Death-Metal – vor dem Fall des Vorhangs verflechten die vier versierten Herren von Luna’s Call die beiden Stile grandios miteinander. „In Bile They Bath“ haut dem Hörer in knapp vier Minuten gnadenlos mit der Linken thrashig-groovigen Death auf die Ohren, bevor die Rechte im 7/8-Takt einen Tiefschlag in den Nieren landet. Das lieblich-sanfte Zwischenspiel „Silverfish“ kühlt die Wunden und leitet zum abschließenden, knapp zehnminütigen „Fly Further Astronaut“ über. Hier bieten die Jungs nochmal alles auf, was sie zu bieten haben und fordern dem Hörer mit ihrer manischen Verbeugung vor dem Fusion-Jazz nochmal alles ab. Im positiven Sinne.

Was für ein Album! Wo „Divinity“ noch ein ungeschliffener, schmutziger Rohdiamant war, ist „Void“ ein funkelndes Schmuckstück geworden. Nicht zuletzt wegen dem professionelleren Sound, für den sich Russ Russell (Napalm Death, At The Gates, Amorphis) verantwortlich zeigte, aber auch wegen der noch ausgefeilteren Kompositionen. Mit dem erst zweiten Album stehen Luna’s Call an einem Punkt, der großes für die Zukunft erwarten lässt. In einigen Jahren könnte der exzellente Vierer aus den East Midlands in einem Satz mit Genre-Schwergewichten wie Opeth oder Meshuggah genannt werden. Bis dahin wünschen wir mit dem Album-des-Monats-Award viel Erfolg auf dem Weg nach oben. Er wäre verdient. Und schließlich haben Gojira auch einmal bei Listenable Records begonnen.

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CULT OF LILITH – Isländische Prog-Death-Band bringt Debüt (Update)

Den 4. September sollten sich Liebhaber progressiven Extreme-Metals fett in ihrem Kalender markieren! An diesem Datum werden Cult Of Lilith ihr Debütalbum „Mara“ via Metal Blade Records veröffentlichen. Die Jungs aus Island stehen für eine hektische Kollision von Death Metal, Prog, komplexen klassischen Strukturen und einigem mehr. Auf ihrer Bandcamp-Seite nennen die Nordmänner ihren Stil…

MEKONG DELTA – Von Zweiflern, Lügnern und Gläubigen

Wenn Ralf Hubert, seines Zeichens die treibende Kraft hinter der renommierten deutschen Prog-Thrash-Truppe Mekong Delta ein neues Album veröffentlicht, dann ist das nicht „einfach nur“ Musik. Der Mann ist ein Künstler im besten Sinne und dementsprechend zieht er seine Inspirationen aus seiner Umwelt – und zwar in deren ganzer Bandbreite. Das kann dann neoklassische Musik…

Tales of a Future Past

Metal-Bands gibt es viele, und die meisten bemühen sich, originell zu sein. Besonders im Bereich progressiver Rock- und Metalbands findet man viele Perlen abseits der üblichen Klänge, Songstrukturen, Instrumentierungen oder Melodien. Und dann gibt es eine Handvoll Bands, die etwas gänzlich Eigenes Schaffen. Etwas, das grell aus der Masse heraussticht, was man sofort wiedererkennt – und auch wenn man es nicht aus vollster Leidenschaft liebt, doch bewundert und verehrt.

Mekong Delta sind so eine Band. Seit 35 Jahren steht Ralf Hubert mit seinen wechselnden, hochkompetenten Begleitmusikern als Monument an den Schnittmengen von Thrash-Metal, Progressive Rock und Klassischer Musik. Mekong Delta waren und sind unverwechselbar Einzigartig. Sechs Jahre nach „In A Mirror Darkly“ ist nun mit „Tales of a Future Past“ (Butler Records) Album Nummer Zwölf erschienen. Und natürlich gibt es wieder Unmengen an vertonten kleinen Geschichten zu erforschen. Die haben durchaus Neues zu bieten, sind aber unverkennbar Mekong Delta.

Auch wenn Hubert wie gewohnt mit Metaphern arbeitet, sind die Texte politisch wie selten zuvor. Der Mann hinter Mekong Delta reflektiert einmal mehr über den Menschen, doch man musste bereits vor der Corona-Krise nur in die Medien schauen, um in den letzten Jahren eine drastische Zuspitzung der gesellschaftlichen Probleme zu beobachten. An denen arbeiten sich Hubert, Sänger Martin LeMar, Drummer Alex Landenburg und die Gitarristen Peter Lake und Erik Grösch auf hohem technischen und kompositorischen Niveau ab. Bei den Texten schlagen Mekong Delta dabei sehr kritische und beinahe fatalistische Töne an.

Das Kernstück des Albums ist der Vierakter „Landscape“. „Landscape 2 – Waste Land“ ist ein fantastisches Orchesterstück mit Streichern, Hörnern, Harfe, akustischer Gitarre (Flamenco!) und mehr das mit Landenburgs Drums und toller Gitarrenarbeit verwoben ist. „Landscape 3 – Inharent“ hat den wohl den deutlichsten Thrash-Metal-Einfluss auf dem neuen Album, ein echter Knüppler mit schön schrulligen Taktarten! Der Thrash-Anteil wirkt auf dem euen Album ein wenig reduziert, was dem Erlebnis jedoch keinen Abbruch tut. Zumal er nach wie vor da ist! Aber auch die stimmungsvollen, ruhigen Nummern funktionieren in ihrer Emotionalität auch ohne schwermetallische Härte um jeden Preis. Stücke wie „Mental Entropy“ oder „Mindeater“ haben einen drängenden, düsteren Unterton und die untypische Retro-(P)Rock-Nummer „When All Hope Is Gone“ ist vielleicht der heimliche Star des wundervollen Albums.

Nach Psychotic Waltz liefern Mekong Delta das zweite, anspruchsvolle Prog-Metal-Album des Jahres ab, das Ende des Jahres sicher noch in Erinnerung sein wird.

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Butler Records (Label)

MEKONG DELTA – Neues Album der Prog-Metaller Ende April

Die deutsche Progressive-/Thrash-Metal-Instituion Mekong Delta um Bandleader und Bassist Ralf Hubert hat sein elftes Studioalbum „Tales of a Future Past“ angekündigt. Musikalisch bietet Mekong Delta mit Orchester-Gruppe, akustischen Elementen und Instrumentalnummern inklusive beeindruckenden Orchester-Parts neue Impulse, ohne die klassische Metal-Ausrichtung zu verlassen. Stärker als jemals zuvor beeinflusste die akute gesellschaftspolitische Gegenwart die neuen Songs. Vor…