Schlagwort: EBM

Kompilation ‚Dancing In The Darkness‘ feiert die EBM der 80er Jahre

Die Kompilation ‚Dancing In Darkness‘, die am 12. April über Le Label (das eigene Label von [PIAS] France) erscheinen wird, widmet sich EBM (Electronic Body Music), Black Synth und Dark Beats. Diese Musikrichtungen haben in den 80er Jahren die zeitgenössische Musik in Bezug auf Ideologie, Politik und Ästhetik verändert. Bands wie Front 242, Nitzer Ebb,…

2

Gabriel Delgado-López aka Gabi Delgado kennt man als eine Hälfte des Elektro/Punk-Duos DAF. Zusammen mit Robert Görl spielte Delgado bereits 1978 schon mal mit dem Urtext des Techno. Charakteristisch für den Sound von DAF war der stampfende Beat, die minimalistische, elektronische Instrumentierung und vor allem die knappen, parolenhaften Texte, die zur Not auch auf einem Post-it-Zettel Platz finden würden. Die Musik von DAF diente als Inspiration für zahlreiche Künstler, war selbst aber nicht für die Ewigkeit bestimmt. So wurde die Formation mehrfach aufgelöst und reaktiviert. Nebenbei versuchten sich Gabi Delgado und Robert Görl mit Beschäftigungen wie DAF/DOS oder DAF.Partei. In einem Interview sprach Delgado davon, er hätte kein Problem damit, mit einem Projekt genau die 200 Leute mit dem musikalischen Output zu versorgen, den sie von ihm hören wollen.

Und an Tracks soll es wirklich nicht scheitern: ‚2‘ ist das neue Soloalbum von Gabi Delgado, das gerade mal anderthalb Jahre nach ‚1‘ erscheint. ‚2‘ bleibt musikalisch in der Spur von DAF beziehungsweise den Zerfallsprodukten, jener Mischung aus EBM und House, versehen mit der unverkennbaren Imperativ-Poesie, die sich mit Ausgehen, Tanzen und Drogennehmen auseinandersetzt, aber auch vor Gesellschaftskritik nicht halt macht. Besonders eindrucksvoll ist hier das Stück ‚Angst‘ (

‚Damit Du funktionierst: Angst!, Du wirst kontrolliert mit Angst!‘

).

Delgado hat sich gesteigert, zumindest quantitativ: ‚2‘ kommt als Doppel-CD respektive Doppelvinyl, umfasst also 32 Tracks. Und wo mehr als 100% gegeben werden, da schwappt auch gerne mal etwas über, das Anhören des gesamten Albums mit circa 126 Minuten Spielzeit grenzt an eine Zumutung. Genießbar wird es in kleineren Dosen.

Delgado spricht zwar von neuen Einflüssen, etwa ‚Tectonic‘, einem neuen Stil, einer Art Ghettomusik, die neben der Musik auch Tanz und Performance umfasst, auch benutze er Spielekonsolen wie Playstation und X-Box, Sound-Apps aus dem Netz und andere Consumer-Tools, wirklich Neues sollte man aber nicht erwarten. ‚2‘ ist thematisch offen und streckenweise tanzbar, die Großraumdissen beziehungsweise die Hutablage eines GTIs wird das Album aber wohl kaum erbeben lassen.

V – Metal Machine Misuc

Postapokalyptisch ist wohl das Adjektiv, unter dem das Cover des neuen Krupps-Albums ‚V – Metal Machine Music‘ zusammengefasst werden kann. Ein vergammelter Hot-Rod mit texanischer Fahne im Kühlergrill steht in einer Schuttwüste. In Orangetöne gehalten macht man im Hintergrund die Silhouetten einer brennenden Industrielandschaft aus und der Himmel ist von schwarzen Rauchschwaden verdunkelt.

‚Forget what shame is / what fear remorse and pain is / we are relentless / anything for progress‘

Schon Titel und Cover des Albums geben dem Hörer zu verstehen, wohin die Reise wieder gehen wird. Kritik an der Industrialisierung, am Kapitalismus. We are Robo-Sapiens – die versteckte Forderung nach mehr Menschlichkeit, nach Entschleunigung, gegen Schlafentzug als Statussymbol.

Zwölf Lieder über Gefühlslosigkeit, amokfliegende Co-Piloten, Wahrheit und die Herrschaft des Chaos‘. Weder in lyrischer noch in musikalischer Richtung ist auf dem neuen Krupps-Album mit Überraschungen zu rechnen. Das ist aber keinesfalls ein Hinweis auf niedere Qualität – vielmehr ein weiteres Beispiel für die Genialität dieser Band.