Schlagwort: Stadion-Rock

QUEEN im Juni 2020 mit ADAM LAMBERT auf Tour

„Bohemian Rhapsody“ war die Box-Office-Sensation des letzten Jahres. Der Film brachte all die Erinnerungen, all die berauschende Musik zurück in die Gehörgänge alter Fans – und neuer. Queen ist die Retro-Band der Stunde. Gemeinsam mit Sänger Adam Lambert bringen die Original-Mitglieder Brian May und Roger Taylor nun im kommenden Frühjahr ihre neue Show „Rhapsody“ auf…

Widow’s Weeds

Früher war mehr Gitarre. Gut, könnte man sagen, das waren die Nuller Jahre, da wurde Indie-Rock nunmal mit der Gitarre gemacht. Da waren die Synthesizer der Achtziger noch zu nah und nicht richtig verdaut. Nun sehen wir bereits dem dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts entgegen, und da ist im Genre, das haben wir schon begriffen, beinahe alles möglich.

Zumal, wenn der Erfolg einer Band Recht gibt. Die Silversun Pickups haben schon mit ihren letzten beiden Alben einen Sinn für den Trend bewiesen, sich von ihren rockigeren Ursprüngen emanzipiert und damit sicher in den Top Ten beziehungsweise Top Twenty der US-Charts platziert. Sich in ihrem Falle also nur auf ihr Debüt ‚Carnavas‘ und vielleicht noch den Nachfolger ‚Swoon‘ zu beziehen, klingt – schon klar – ein wenig, als ob Oma vom Krieg erzählte.

Trotzdem, war das nicht treffsicherer damals? Konkreter? Heute ist der Sound der Band aus Los Angeles stadiontauglich rund, Produzent Butch Vig enttäuscht auch auf ‚Widow’s Weeds‘ natürlich nicht. Aber es will nicht wirklich etwas von den Songs im Ohr hängen bleiben. Nach einem recht dynamischen Auftakt schunkeln sich die Silversun Pickups auf Balladenniveau ein, das die Aufmerksamkeitskurve sachte abfallen lässt. Mutige Momente gibt es nur wenige auf dem Album, sind vor allem den Streichern in ‚It Doesn’t Matter Why‘ oder ‚Simpatico‘ zu verdanken. ‚We Are Chameleons‘ hat letztlich die ganz klare Mission, den Hörer wieder wachzurütteln und einen lebendigen Eindruck zu hinterlassen.

Dafür wird sogar auf billige ‚Nana Na Na‘-Animations- und Mitsingelemente zurückgegriffen. Ohne Angst vor Mainstream-Anleihen auf den großen Effekt setzen, ja, das machen zum Beispiel auch Muse, ebenfalls sehr erfolgreich. Positiv und offen für so Vieles ist dieser Sound. Aber eben auch beliebig. Das ist allerdings kein Spezifikum von ‚Widow’s Weeds‘, vielmehr reiht sich das Album in das breite Mittelfeld ein. Der Indie-Rock dieser Tage, er ist zwar ambitioniert, aber irgendwie seelenlos.

SPIELBERGS – Im Dezember auf Tour in Deutschland

Nachdem die viel gelobten Spielbergs aus Oslo Anfang des Jahres ihr Debütalbum ‚This is not the End‘ veröffentlicht haben, kommen sie zum Jahresende nun endlich auch zum ersten Mal für eine Handvoll exklusiver Konzerte nach Deutschland. Spielbergs – This is not the End Tour 2019: 02.12.2019 Düsseldorf – The Tube03.12.2019 Hannover – Lux05.12.2019 Wiesbaden –…

This Is Not The End

Ist es Ausdruck eines starken Selbstbewusstseins, dass Spielbergs ihr Debütalbum mit ‚This Is Not The End‘ betitelt haben? Immerhin wurden die drei jungen Herren aus Oslo sofort nach Veröffentlichung ihrer allerersten Single ‚We Are All Going To Die‘ derart mit Lob und Hudelei bedacht, dass es von einer gewissen Koketterie zeugen könnte, ihren ersten Longplayer nun mit der gönnerhaften Beteuerung ‚keine Bange Leute, wir verschwinden nicht gleich wieder‘ in die Spur zu schicken.

Vielleicht ist das aber auch zu viel des guten, hineininterpretierten Witzes und Spielbergs haben vielmehr eine Art Gegenpol zu dem Titel ihrer Debütsingle setzen wollen, der einiges an philosophierenden Reaktionen hervorgerufen hat? Noch wahrscheinlicher ist, dass all das viel zu dialektisch gedacht ist und die Band einfach einen Hang zu starken Schlagwörtern hat. Die passen schließlich bestens zu ihrer Musik. Wie die vorausgeschickten Singles bereits freudig ahnen ließen, strotzt ‚This Is Not The End‘ vor jugendlicher Spiellust. Die Norweger gehen musikalisch mit dem Kopf durch die Wand – diese dicke Soundwand, die sie mit ihren zwölf Tracks und einem Talent für stadiontaugliche, mitreißende Melodien aufbauen.

Und der Hörer geht willig mit. Das Album hält mehrere Anlässe zum getanzten Ausrasten bereit. Oder ausgerasteten Abtanzen. Jedenfalls bietet es einen unterhaltsamen Ritt durch die Geschichte der gitarrenbasierten populären Musik. Ihrem Indie-Rock (Nuller Jahre) mit Punk-Faible (70er) mischen Spielbergs Einflüsse von Grunge und Noise (90er), Psychedelic (60er) und und Wave (80er) bei. Ohne sich darin zu verlieren, komponieren die Norweger daraus mit geschickter Hand einen treibenden, bestens funktionierenden Sound.

Neben so viel positiven Vibes steckt in ‚This Is Not The End‘ auch ein wenig Naivität drin. Allein der Songtitel ‚McDonalds (Don’t Fuck Up My Order)‘ lässt’s an jeder Kapitalismusskepsis missen, will nichts wissen von Klimawandel und ausbeuterischen Massenproduktion. Ein wenig möchte man sich wundernd den Kopf kratzen, dass so viel Unbedarftheit bei einer derart gehypten Band im 21. Jahrhundert noch möglich ist und textlich nicht zumindest der kleinste sozialkritische Nenner bedient wird. Das zeigt, wie stark die unpolitische Feier-Komponente der Pop-Musik nach wie vor (oder wieder?) ist.

Jung und unverbraucht, so lässt sich also die glänzend-positive Seite der Spielbergs-Medaille benennen. ‚This Is Not The End‘ liefert Musik für Herz und Bauch. Für den Instinkt, den es zum Tanzen und Spaßhaben braucht. Gut, dass das noch nicht das Ende ist. Da ist schließlich noch ein bisschen Luft nach oben.