Retro ist in, aber selten wird Retro so konsequent praktiziert wie auf „Phases“ (Tonzonen Records), dem zweiten Longplayer des Quartetts Sound Of Smoke aus Freiburg im Breisgau. Die Band um Frontfrau Isabelle Bapté ist musikalisch am falschen Platz verortet – und das ist gut so! Wer schon in den 70ern Musik gehört hat und auf…
Bluesrock und Americana mit kräftigem Südstaaten-Einschlag liefert „Bless Your Heart“ (BMG) der Allman Betts Band. Devon Allman und Duane Betts sind die Söhne der berühmten Gründungsmitglieder der Allman Brothers Band, einer der Legenden des amerikanischen Southern Rocks, die nachhaltig das gesamte Genre beeinflusst haben. Nach dem hervorragenden Debüt „Down To The River“ geht es jetzt also mit der Allman Betts Band und „Bless Your Heart“ weiter.
Auf „Bless Your Heart“ gehen die Southern-Rocker auffallend experimentierfreudiger zu Werk als noch auf dem Vorgänger. Neben dem allgegegenwärtigen Southern-Rock sind Einflüsse von Soul und Blues, ja sogar Jazz unüberhörbar. Der Opener ‚Pale Horse Rider‘ besticht durch das Wechsel- und Zusammenspiel der beiden Gitarren, die schnell einen funkigen Groove entwickeln und den Hörer mitten in die staubige Wüste versetzen, wie übrigens das gesamte Album immer wieder Bilder vor dem inneren Auge erscheinen lässt. Stimmungen warden hier ganz groß geschrieben, die oft durch Gitarrenslides und erdige Blueslicks heraufbeschworen werden. Mal driften die Songs ab in den Countryrock wie ‚Carolina Song‘ oder das großartige ‚Much Obliged‘, bei dem Devon Allmans Vocals ein wenig an Johnny Cash erinnern. Bassist und Sänger Berry Duane Oakleys gibt auf ‚The Doctor’s Daughter‘ sein Gesangsdebüt.
Für Abwechslung sorgen auch die musikalischen Gäste, sie steuern Saxophone und die genretypischen Orgeln bei. Die Riffs sind mal schwer und bluesgetränkt, galoppieren dann wieder unbeschwert wie ein Pferd über die Prärie, um bei den Stimmungen und Bildern zu bleiben. Der vorab schon veröffentlichte Song ‚Magnolia Road‘ mit seinen Slidegitarren ist ein weiteres Highlight des mit 13, teils ausufernden Songs ungewöhnlich langen Albums. Die zwölfminüte Instrumentalnummer ‚Savannah’s Dream‘ wird trotz ihrer Länge keine Sekunde langweilig. Blues und Jazz treffen hier aufeinander und werden mit hoher Spielfreude dargeboten, wie ingesamt das instrumentale Können der Band auf höchstem Level liegt.
Eigentlich braucht man in diesem Genre die Allman Betts Band niemandem mehr vorzustellen, denn alleine das Vermächtnis der legendären Allman Brothers reicht aus, um jeden Southern-Rocker aus der Reserve zu locken. Und dennoch stehen die Jungs keineswegs im Schatten ihrer berühmten Väter. Mit „Bless Your Heart“ zeigen sie erneut, dass Sie ihr eigenes Ding durchziehen und damit goldrichtig liegen. „Bless Your Heart“ ist eines der besten Bluesrock-Alben des Jahres.
Mit zwei überaus erfolgreichen Studioalben haben es die Blues Pills ganz an die Spitze geschafft und unzählige Club- und Festivalgigs gespielt. Die Erwartungen an „Holy Moly“ (Nuclear Blast), den dritten Longplayer der international besetzten Band um die schwedische Frontfrau Elin Larsson, waren also entsprechend hoch. Auch jetzt gibt es wieder psychedelischen Devil-Blues mit einer immer noch unglaublich starken stimmlichen Performance einer Sängerin, die schon vor sechs Jahren immer wieder mit Janis Joplin verglichen wurde. Rock und Soul schwingen in Elin Larssons Stimmbändern, und wenn sie einmal loslegt, gibt es kein Halten mehr.
Dabei sprechen die Blues Pills in ihren neuen Songs viele wichtige Themen an. So ist der schon vorab veröffentlichte Opener ‚Proud Woman‘ als Hymne für alle starken Frauen gedacht und entwickelt schnell Ohrwurmqualitäten, bleibt aber musikalisch doch irgendwie etwas hinter den folgenden Tracks zurück. Spätestens mit dem zweiten Song ‚Low Road‘ läuft das Quartett dann wieder zu Höchstleistungen auf. Die Musik ist wie gewohnt rau, ein wenig kantig, psychedelisch mit fuzzigen Gitarren und vibrierender Heavy-Blues-Attitüde, die den frühen Black Sabbath oder Led Zeppelin Alben zur Ehre gereicht hätte. Die ruhigere Nummer ‚California‘ hat jede Menge Soul. Elin Larsson singt, als ginge es um ihr Leben. Außerdem ist man nicht vor schönen kleinen Überraschungen gefeilt, wie etwa dem dezenten Hintergrundchor bei ‚Whish I’d Known‘.
Von der ursprünglichen Besetzung ist neben Frontfrau Larsson noch der Gitarrist Zack Anderson übrig geblieben, der bis 2018 noch den Bass bediente, aber auch am Sechssaiter abliefert, was man von ihm erwarten darf. Fette Riffs, bluesgetränkte Soli und genau die richtige Extraportion Crunch und Vibe, welche die Blues Pills so einzigartig macht. Andre Kvarnstrom am Schlagzeug und der Bassist Kristoffer Schander überzeugen als groovende Rhythmus-Fraktion, setzen immer wieder schöne Akzente und zeigen, dass sie bei der Band nicht zum „Personal in der zweiten Reihe“ gehören.
Wer erinnert sich nicht an die wunderbare Zusammenarbeit von Joe Bonamassa und Beth Hart? Wer hier einen (ersatzweisen) Nachschlag benötigt, legt solange „Holy Moly!“ auf und hört sich ‚Dust‘ an, Gänsehaut vorprogrammiert. Die Blues Pills sind auch nach „Holy Moly!“ immer noch eine der besten aktuellen 70er-Jahre-Revival-Bands, die es versteht, Gefühle und Stimmungen in Musik zu wandeln. Holy Moly!
Jeder Rockmusikfreund kennt „The Heart of Rock ’n‘ Roll“ und „The Power of Love“ aus dem Zurück-in-die-Zukunft-Soundtrack. Mit den Hits waren Huey Lewis und seine Band vor allem in den 80er Jahren ein Phänomen, das es auf jeden ernstzunehmenden Rockmusik-Sampler der kommenden Jahrzehnte geschafft haben dürfte. Nach vierzig erfolgreichen Jahren, dreißig Millionen verkauften Alben, diversen…