Die Schweizer Screamo-Fraktion Coilguns hat ein neues Video von ,Manicheans‘ von ihrem aktuellen Album „Watchwinders“, das am 25. Oktober via Hummus Records veröffentlicht wird, am Start. Genießt die relaxte Hektik. Das Quartett aus La Chaux De Fonds ist auch weiterhin live-technisch in hiesigen Breiten unterwegs. Hier die wichtigsten Termine für eure Planung. 16.11. – Köln…
Das Schweizer Alternative Label HUMMUS RECORDS haut seine komplette digitale Diskografie für satte 0,50 CHF raus. Das sind keine 50 Euro Cents. Insgesamt 77 Veröffentlichungen aus den Bereichen Post Metal, Ambient, Mathcore, Doom und Hardcore werden auf der Bandcamp-Seite feil geboten. Darunter sind illustere Namen wie Coilguns, Abraham, Louis Jucker, Ølten, Kunz, Impure Wilhelmina, The…
Für alle, die im Prog das Extreme suchen, hat die französische Band ni (nicht verwandt mit den gleichnamigen Rittern aus dem UK) mit „Pantophobie“ ein mit Sicherheit interessantes Album aufgenommen. Wenn Deine Lieblingsphase von King Crimson die Ära der „ProjeKcts“ ist und Du am liebsten zu Spastic Ink und, an besonderen Tagen, Converge Dein Frühstücksmüsli mümmelst, ist „Pantophobie“ ganz definitiv das Album für Dich.
Größtenteils instrumental, mit Ausnahme gelegentlicher, eher in den Hintergrund gemischter Dillinger Escape Plan-Screams, vertont das Album diverse Phobien – darunter ‚Alektorophobie‘, die Angst vor Hühnern, oder auch die ‚Lachanophobie‘, die Angst vor Gemüse, die für Veganer gar tödlich verlaufen kann. Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, ni spielen für Genreverhältnisse relativ „konventionellen“ Mathrock mit Progressive-Rock-Elementen, der zuvorderst exzellent produziert ist und ebendeshalb nie Gefahr läuft, in die pure Noise-Ecke abzurutschen. Dass das Ergebnis für zart besaitete Menschen dennoch nichts ist, sollte klar sein, aber gerade, wer die Double-Duo-Formation von King Crimson schätzt, wird hier viel Begeisterndes finden. ‚Leucoselophobie‘ (die Angst or einem weißen Blatt) hätte exakt so auch auf deren „The Power To Believe“ stehen können, ‚Catagelophobie‘ (Angst vor Verspottung) klingt zu Beginn wie eine von Mike Patton gesprengte Primus-Jam-Session, bevor die zweite Hälfte wieder sehr crimsonoid klingt. Die Sounds von ni sind eindeutig Metal-mäßiger als bei den Erwähnten, die Attitude „punkiger“ und im Vergleich zu King Crimson gibt’s weniger Atonales und weniger Avantgarde-Improvisation. Auch die elektronischen Elemente fallen hier vollkommen flach. Dennoch ist deutlich zu hören, dass die Crimson-Arbeiten von 1994 bis 2004 für das Album ganz klar stilprägend sind. Da Fripp als Nachlassverwalter derzeit kein Interesse zeigt, diesen Stil weiterzuverfolgen (und das ohne Trey Gunn und Adrian Belew wohl auch nicht möglich wäre), ist es durchaus legitim, dass sich andere Bands dieses Vokabulars bedienen.
Einziges Manko der Scheibe ist das völlige Fehlen von Abwechslung, die es trotz einiger durchaus eingängiger Riffs schwer macht, die einzelnen Songs zu unterscheiden und auf Dauer doch zur Eintönigkeit führt. Ist im Genre freilich weit verbreitet, aber die Königsklasse besteht eben daraus, trotz Dissonanzen und krummer Takte im Dauerwechsel verschiedene Stimmungen zu erzeugen. Hier dürften ni also gerne noch ein wenig experimentierfreudiger werden. Für Fans dieser speziellen King-Crimson-Phase und generell für Math-Rock-/-Metal-Enthusiasten ist „Pantophobie“ aber auf jeden Fall ein heißer Tipp. Die Scheibe bekommt Ihr am einfachsten im Webshop der Import-Experten von Just For Kicks.
Coilguns ist so etwas wie die Resteverwertung des Musikerkollektivs The Ocean. Nee, das kann man so nicht sagen. Auf jeden Fall spielen drei der vier Eidgenossen in eben genannter Band und machen mit Coilguns einen ähnlich schwer verdaulichen Stilmix. Das 50-minütige Debüt „Commuters“ (Pelagic Records) ist mit vielen Gastmusikern live in einem Take eingespielt worden und entfacht daher eine ganz eigene Dynamik.
Schon der Opener geht nicht so leicht runter mit seinem wilden Psycho-Core, wohingegen der zweite Teil durch seine post-metallische Verzweiflung lebt, manische elfeinhalb Minuten lang. Wildes Mathcore-Geprügel schließt sich an, um von derbem Sludge ausgebremst zu werden, nur um wieder von Hektik abgelöst zu werden; alles in einem Song. Die verzweifelte Hast wird mit dem bedeutungsschwangeren ,Plug-in Citizens‘ fortgesetzt, während ,Submarine Warfare Anthem‘ sehr gradlinig, gar hardcorig mit nicht ganz so vielen Breaks ausfällt. ,Minkowski Manhattan Distance‘ ist wieder ein Bastard aus Hardcore und Sludge, der einen regelrecht mürbe macht mit seinen abrupten Übergängen.
Mit ,Blunderbuss Committee‘ lassen Coilguns ein ruhiges Zwischenspiel folgen, das in das schwerfällige und psychotische ,21 Almonds a Day’ überleitet. Schwer lastet einem die Musik auf dem Gemüt. Ein helles Licht am Ende des Tunnels sucht man vergebens. Zum Abschluss geleitet einen das mächtig treibende ,Earthians‘ in seine ganz eigenen post-metallischen Depressionen, die aus Unverständnis für unsere heutige Lebensweise erwachsen sind und sich in einem kranken Verständnis des Begriffs Zivilisation manifestiert haben.
Nach dem ersten Take ist man entweder verstört oder durchgeschwitzt von dem abwechslungsreichen Debüt der Eidgenossen von Coilguns, dem aufgrund eben dieser Abwechslung ein wenig der berühmte rote Faden fehlt. Mit der Zeit entfaltet sich aber eine erlesende Schwermut, die als eine Art Überbau zu den elf Stücken fungiert. Vielleicht hebt sich „Commuters“ gerade aufgrund seiner Sperrigkeit aus dem Meer an Standard-Releases ab.
Wow! Ein edler, schwarzer DIN A5-Umschlag, verschlossen mit einem Siegel, liegt vor einem. Soll das Siegel gebrochen werden? Leider ja. Zum Vorschein kommt ein hochwertiges Stück schwarzes Papier, geriffelt und mit einer siebgedruckten Illustration in weiß auf der Vorderseite. Die Namen Coilguns und Never Void lassen sich entziffern. In der Mitte befindet sich eine CD in schwarzer Vinyl-Optik; auf der Rückseite, ebenfalls im Siebdruck aufgetragen, die Songs beider Bands, sowie die technischen Daten. Das nenne ich mal einen ersten Eindruck vom Feinsten. Mal sehen, was die acht Lieder her geben.
Jeweils zwei Studio-Songs und zwei Live-Tracks steuern beide Bands zu der Split-CD bei. Die Schweizer Coilguns, aus dem The Ocean-Umfeld stammend, machen den Anfang. Düster, post-metallisch und ein wenig holprig ist der Beginn. Musik und Sound ergänzen sich ausgesprochen gut, beides sehr rudimentär und stimmungsvoll. Doch dann wird es heftig. Wildes Hardcore-Geprügel mit Kreischgesang (Gesang?) setzt ein. Breaks, Tempowechsel, sieben Minuten lang. Der zweite Song ist die komplette Antithese zum ersten, kurz und bündig, dafür aber noch vertrackter und nervenaufreibender. Die beiden Live-Songs sind im ähnlichen Stil gehalten, aber kompakter als der Auftakt. Live-Atmosphäre kommt nicht auf, aber die beiden Songs führen den Stil der ersten beiden konsequent weiter: düsterer Mathcore zwischen Converge und Rorschach.
Math, Jazz, Hardcore, Post Metal – wilde Mischung in exzellenter Aufmachung
Never Void aus dem wässrigen Nachbarland hauen buchstäblich in dieselbe Kerbe, nur nicht ganz so düster, dafür umso hektischer, verbreakter und wütender. Den rudimentären Eindruck ihrer Partner im Verbrechen übernimmt die Band und sorgt somit für eine im Ganzen homogene Veröffentlichung. Auch Never Void stellen kurze Attacken auf das Nervenkostüm neben das genüssliche Ausweiden der Gehirnwindungen des Zuhörers. Die Live-Songs beinhalten zum einen viel Gitarrengefidel und zum zweiten einen Großangriff auf die Klaviatur der Psyche inklusive Jazz-Einlage.
Bei dieser Split-CD, die es auch als 10-Inch-Vinyl gibt, passt alles zusammen. So kann man auf sich aufmerksam machen, mit viel Liebe und Engagement und nicht nur mit irgendwelchen lieblos verschickten mp3-Files. Insgesamt sind die acht Songs anstrengendes Zeug, wobei Coilguns einen Tick besser ankommen, weil sie einfach nicht ganz so sperrig und strapaziös sind wie Never Void. 200 Stück gibt es von dieser handgemachten CD.