Schlagwort: Mathcore

COILGUNS – Neues Video und neue Tourdaten

Coilguns

Die Schweizer Screamo-Fraktion Coilguns hat ein neues Video von ,Manicheans‘ von ihrem aktuellen Album „Watchwinders“, das am 25. Oktober via Hummus Records veröffentlicht wird, am Start. Genießt die relaxte Hektik. Das Quartett aus La Chaux De Fonds ist auch weiterhin live-technisch in hiesigen Breiten unterwegs. Hier die wichtigsten Termine für eure Planung. 16.11. – Köln…

Pantophobie

Für alle, die im Prog das Extreme suchen, hat die französische Band ni (nicht verwandt mit den gleichnamigen Rittern aus dem UK) mit „Pantophobie“ ein mit Sicherheit interessantes Album aufgenommen. Wenn Deine Lieblingsphase von King Crimson die Ära der „ProjeKcts“ ist und Du am liebsten zu Spastic Ink und, an besonderen Tagen, Converge Dein Frühstücksmüsli mümmelst, ist „Pantophobie“ ganz definitiv das Album für Dich.

Größtenteils instrumental, mit Ausnahme gelegentlicher, eher in den Hintergrund gemischter Dillinger Escape Plan-Screams, vertont das Album diverse Phobien – darunter ‚Alektorophobie‘, die Angst vor Hühnern, oder auch die ‚Lachanophobie‘, die Angst vor Gemüse, die für Veganer gar tödlich verlaufen kann. Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, ni spielen für Genreverhältnisse relativ „konventionellen“ Mathrock mit Progressive-Rock-Elementen, der zuvorderst exzellent produziert ist und ebendeshalb nie Gefahr läuft, in die pure Noise-Ecke abzurutschen. Dass das Ergebnis für zart besaitete Menschen dennoch nichts ist, sollte klar sein, aber gerade, wer die Double-Duo-Formation von King Crimson schätzt, wird hier viel Begeisterndes finden. ‚Leucoselophobie‘ (die Angst or einem weißen Blatt) hätte exakt so auch auf deren „The Power To Believe“ stehen können, ‚Catagelophobie‘ (Angst vor Verspottung) klingt zu Beginn wie eine von Mike Patton gesprengte Primus-Jam-Session, bevor die zweite Hälfte wieder sehr crimsonoid klingt. Die Sounds von ni sind eindeutig Metal-mäßiger als bei den Erwähnten, die Attitude „punkiger“ und im Vergleich zu King Crimson gibt’s weniger Atonales und weniger Avantgarde-Improvisation. Auch die elektronischen Elemente fallen hier vollkommen flach. Dennoch ist deutlich zu hören, dass die Crimson-Arbeiten von 1994 bis 2004 für das Album ganz klar stilprägend sind. Da Fripp als Nachlassverwalter derzeit kein Interesse zeigt, diesen Stil weiterzuverfolgen (und das ohne Trey Gunn und Adrian Belew wohl auch nicht möglich wäre), ist es durchaus legitim, dass sich andere Bands dieses Vokabulars bedienen.

Einziges Manko der Scheibe ist das völlige Fehlen von Abwechslung, die es trotz einiger durchaus eingängiger Riffs schwer macht, die einzelnen Songs zu unterscheiden und auf Dauer doch zur Eintönigkeit führt. Ist im Genre freilich weit verbreitet, aber die Königsklasse besteht eben daraus, trotz Dissonanzen und krummer Takte im Dauerwechsel verschiedene Stimmungen zu erzeugen. Hier dürften ni also gerne noch ein wenig experimentierfreudiger werden. Für Fans dieser speziellen King-Crimson-Phase und generell für Math-Rock-/-Metal-Enthusiasten ist „Pantophobie“ aber auf jeden Fall ein heißer Tipp. Die Scheibe bekommt Ihr am einfachsten im Webshop der Import-Experten von Just For Kicks.

Commuters

Coilguns ist so etwas wie die Resteverwertung des Musikerkollektivs The Ocean. Nee, das kann man so nicht sagen. Auf jeden Fall spielen drei der vier Eidgenossen in eben genannter Band und machen mit Coilguns einen ähnlich schwer verdaulichen Stilmix. Das 50-minütige Debüt „Commuters“ (Pelagic Records) ist mit vielen Gastmusikern live in einem Take eingespielt worden und entfacht daher eine ganz eigene Dynamik.

Schon der Opener geht nicht so leicht runter mit seinem wilden Psycho-Core, wohingegen der zweite Teil durch seine post-metallische Verzweiflung lebt, manische elfeinhalb Minuten lang. Wildes Mathcore-Geprügel schließt sich an, um von derbem Sludge ausgebremst zu werden, nur um wieder von Hektik abgelöst zu werden; alles in einem Song. Die verzweifelte Hast wird mit dem bedeutungsschwangeren ,Plug-in Citizens‘ fortgesetzt, während ,Submarine Warfare Anthem‘ sehr gradlinig, gar hardcorig mit nicht ganz so vielen Breaks ausfällt. ,Minkowski Manhattan Distance‘ ist wieder ein Bastard aus Hardcore und Sludge, der einen regelrecht mürbe macht mit seinen abrupten Übergängen.

Mit ,Blunderbuss Committee‘ lassen Coilguns ein ruhiges Zwischenspiel folgen, das in das schwerfällige und psychotische ,21 Almonds a Day’ überleitet. Schwer lastet einem die Musik auf dem Gemüt. Ein helles Licht am Ende des Tunnels sucht man vergebens. Zum Abschluss geleitet einen das mächtig treibende ,Earthians‘ in seine ganz eigenen post-metallischen Depressionen, die aus Unverständnis für unsere heutige Lebensweise erwachsen sind und sich in einem kranken Verständnis des Begriffs Zivilisation manifestiert haben.

Nach dem ersten Take ist man entweder verstört oder durchgeschwitzt von dem abwechslungsreichen Debüt der Eidgenossen von Coilguns, dem aufgrund eben dieser Abwechslung ein wenig der berühmte rote Faden fehlt. Mit der Zeit entfaltet sich aber eine erlesende Schwermut, die als eine Art Überbau zu den elf Stücken fungiert. Vielleicht hebt sich „Commuters“ gerade aufgrund seiner Sperrigkeit aus dem Meer an Standard-Releases ab.

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