Autoritäre Ideen, Fake News, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und vor allem religiöser Fanatismus wuchern wie nie zuvor. Im Kampf dagegen steht das britische Anarcho Punk-Trio Utilitarian in vorderster Front. Wütend, direkt, laut, aber nie platt werfen sie sich mit ihrem neuen Album „Gaslights“ (DIY – Utilitarian) in die Konfrontation mit allem, was sie als rückschrittig für…
Das britische Polit Punk-Trio Utilitarian wird nicht Müde, immer wieder die Finger in die Wunden des Kapitalismus zu legen. Auch werden sie einen eigenen Weg beim Release ihres neuen Albums „Gaslights“ gehen, es wird nur in digitaler Form zu beziehen sein. Dies soll die Auswirkungen auf das Klima mindern. Dafür wird es aber ein Buch…
In der 90ern war die britische Punk/Hardcore-Szene eine der lebendigsten überhaupt. Vor allem war sie politisch wie kaum eine andere. Die Anarcho-Punks von Conflict stehen, wie die Crust-Institutionen Doom und Extreme Noise Terror und natürlich die Ur-Grinder Napaln Death stellvertretend für diese Zeit. Es ist ruhiger geworden, obwohl die genannten Bands noch immer ihre Kreise…
Bereits das Debütalbum „Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ der drei Sheffielder Anarcho-Punks war eine Frischzellenkur für die überalterte britische Polit-Punk-Szene. Utilitarian verbinden all das Gute von Bands wie Conflict und Napalm Death: Energie, Wut, Aussage und Frische. Dies gilt auch für die neue EP „Stay Angry“ (DIY), deren Titel die Marschrichtung der fünf Songs vorgibt.
Der metallische Punk des Trios ist genau das, was die Schublade aussagt, wütender Punk mit einer Metal-Kante, die nie die Oberhand übernimmt, sondern die Kraft der Songs unterstützt. Alteingefleischte Cruties und Anarchos werden ebenso ihre Freude an der Performance Utilitarians haben, wie junge Grinder und Thrasher. Besonders sticht das fast sechsminütige ,Anarchy (Justice Without Order)‘ mit seinem langen Instrumental-Part hervor. Der Song verbindet sämtliche musikalische Einflüsse der Band zu einem Monster-Song. Es hätten auch drei oder sogar vier Stücke daraus entstehen können, aber dann wäre er nicht einmal halb so massiv und vernichtend. Die ähnlich lange Antwort ,ACAB (Order Without Justice)‘ fällt dagegen nicht so auf den Punkt gebracht aus. Hier wären zwei Songs angebracht gewesen. Als Sahnehaube präsentieren Utilitarian noch zwei Cover-Songs, die, wie schon auf ihrem Debüt, wirklich gelungen sind. Dooms ,Police Bastard‘ erstrahlt in einer Grindcore-Version und ,Police Truck‘ von Dead Kennedys wurde noch nie so wütend vorgetragen, kommt aber nicht an ,Nazi Punks Fuck Off!‘ der Birminghamer Helden heran.
Die letzten Jahre über haben die alten Recken die schwarze-rote Fahne der englischen Polit-Punk-Szene hoch gehalten. Doch mit Utilitarian steht der Nachwuchs angriffslustig bereit. So frisch und engagiert wie damals die Gründungsväter, dabei kein bisschen grün hinter den Ohren, sind sie der dringend nötige Tritt in der Arsch der apathischen Punk-Szene auf der Insel.
„Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ – Der Titel dieses Albums klingt so sehr nach Anarcho-Punk aus dem Vereinigten Königreich, wie er in den 80ern von Bands wie Conflict gespielt wurde. Nicht so weit gefehlt! Der erste Eindruck, zudem auch das schwarz-weiße Cover-Artwork mit dem roten Anarchie-Zeichen zählt, trifft den Kern der Annahme. Allerdings sind die 14 Songs sind die 14 Songs auf dem Debüt des Sheffielder Punk-Trios Utilitarian zeitgemäßer.
Wütender Kreisch-Gesang in Verbindung mit einem metallischen Songwriting und knackigen Sound lassen das Herz eines jeden Polit-Punks höher schlagen. Schwarze Nietenkutte, Dreads, Dauerkarte zu jeder Demo in der Stadt, das Regal voll mit sämtlichen relevanten linken Polit-Bibeln und Napalm Death auf dem Plattenteller – Utilitarian blasen einen ihre Meinung mit nachhaltigem Druck und tiefer Überzeugung in die Fresse. Dabei verbinden sie souverän treibenden Hardcore, nach vor Wut schnaubenden Crust Punk und explosiven Grindcore. Nur Briten verstehen es, alles durcheinander zu spielen und trotzdem auf den Punkt zu kommen. Dieses Verständnis sorgt für ein Maximum an Abwechslung und extrem hohen Adrenalin-Faktor.
Anarcho Punk at it’s best anno 2020
Ob Klimawandel, Schuldenfalle, Konsum, Kapitalismus und der sinnlose Hass im Netz, Utilitarian gehen jedes aktuelle Thema an ohne dabei auf platte Parolen zurück zu greifen. Sie versuchen durchaus, differenziert ihre Gedanken rüber zu bringen. Im Grunde sind die eigenen Kompositionen gut genug, um für sich ein intensives Debütalbum zu markieren, aber die Version von Napalm Deaths ,Instinct Of Survival‘ und die geniale Interpretation von Woody Guthries ,All You Fascists‘ sind der Zuckerguss auf jeden Molotow Cocktail.
Utilitarian stehen für die Wiederbelebung diese Genres. „Fight War, Not Wars. Destroy Power, Not People“ steht zwar fest in der ehrwürdigen Tradition britischer Polit-Punk-Combos, musikalisch aber auf der Höhe der Zeit und mit einer aggressiven Durchschlagskraft, die dem Subgenre des Punks in den letzten Jahren abhanden gekommen ist. Selbstverständlich veröffentlicht das Trio seine Releases in Eigenregie, die ihr auf deren Bandcamp-Seite bestellen und herunterladen könnt.