Schlagwort: Pop

KATZENJAMMER kündigen neues Album und Tourdaten an

Das Jahr 2015 fängt für Liebhaber von Country, Folk, Blues, Pop und Rock gut an. Die Katzen jammern wieder! Katzenjammer, das norwegische Frauenquartett aus Oslo, dürfte den deutschen Fans noch bestens bekannt sein durch das letzte Album „A Kiss Before You Go“, das 2011 bis auf Platz sieben der Media Control Charts aufsteigen konnte. Am…

In der Disko mit Metronomy

Schon unzählige Male bewiesen Metronomy, dass sie bereits feste Größe am kontemporären Pop-Himmel sind. Zuletzt erschienene Platte ‚Love Letters‘ bescherte den Engländern ein neues Hoch auf der Indie-Skala. Ergebnisse aus den letzten Jahren erfolgreicher Fusion elektronischer Klänge, grooviger Rhythmen und Popsounds präsentierten Metronomy nun am 12.12. im Alten Schlachthof in Dresden. Und eines sei direkt vorweg genommen: An diesem Abend musste sicher kein Gast enttäuscht nach Hause gehen.

Dauernd Jetzt

‚Momentan ist richtig / Momentan ist gut‘

, besagt ein Mini-Mantra aus dem Jahre 2002. Genauer gesagt eine Textzeile aus Herbert Grönemeyers damaligem – und bis heute nachwirkenden – Hit ‚Mensch‘. Die Besessenheit von der Gegenwart hat im Hause Grönemeyer Tradition, und die wird auch zwölf Jahre nach ‚Mensch‘ noch gewissenhaft gepflegt. Während im Opener ‚Morgen‘ noch in aller Melancholie über Kommendes sinniert wird, ist im drauffolgenden ‚Wunderbare Leere‘ der Fokus schnell justiert.

‚Dauernd Jetzt‘ steht für all das, worin, wovon und trotz dem wir leben. Was den Mann zum Manne macht und was den Menschen zum Menschen, damit beschäftigt sich das introspektive Forschungscamp um den Sänger seit Hörergedenken. Die Habit Grönemeyer, wie man sie spaßeshalber nennen könnte, sie ist dauernd aktuell und kaum jemals zäh. Und das ist nicht lediglich der Themenauswahl zuzuschreiben, sondern auch der Persönlichkeit dahinter.

In einer Beziehung mit Herbert Grönemeyer, so möchte man glauben, wird es nie langweilig. Auch wenn der sein gesamtes Portfolio im Medley runterrasseln würde. Herbert Grönemeyer ist nicht lediglich der Branchen-Saurier schlechthin, sondern auch ein wandelnder Thesaurus – ohne dabei seine Verdienste um die deutsche Verbalakrobatik schmälern zu wollen. Wie simpel und zugleich tragfähig er Gefühlen Ausdruck zu verleihen (und auf eigensinniges Vokabular zu verteilen!) vermag, ist auch nach Jahrzehnten noch erstaunlich.

‚Fang Mich An‘ ist in dieser Hinsicht mustergültig.

‚Lieb mich wenig / dafür lieb mich lang / nimm Dir die Freiheit / mir den Verstand / Fang mich an‘

: Über dezente Klavierarpeggien textet Gröni einen Torch-Song, wie nur er ihn schreiben kann; mit ‚Roter Mond‘ warten im Anschluss schon die HipHop-Beats. Aufs selbe Thema, nur anders beleuchtet. Grönemeyer belässt es nicht dabei, zwei Seiten der Medaille zu überprüfen; er schaut sich auch den Rand an, und dann schneidet er sie auf. ‚Feuerlicht‘ ist ein besinnliches Lied aus der zugestellten Perspektive eines Flüchtlings in Deutschland, in ‚Uniform‘ wettert Gröni gegen die Digitalisierung der Gesellschaft und die sich daraus ergebende Aufgabe von Persönlichkeit. Vom „Zerfledder[n]“ der Seele ist die Rede, vom Gieren nach Aufmerksamkeit. Der Rat:

‚Verteidige Deine Grenzen / Du bist das, was keiner sieht‘

. Könnte man Sextanern vorspielen, aber mit identischer Wortwahl auch deren Eltern ans Herz legen. ‚Unser Land‘ schließlich zeigt, wie Herbert Grönemeyer auch bei komplexer liegenden Fragestellungen jeglichen Fettnapf elegant umschifft und moralisch niet- und nagelfeste Vibes aussendet. Musik, die jeden angeht.

Der bekennende Bochumer feilt nicht eitel an pompösen Versen, sondern dichtet sich seine Songs frei von der Leber weg in Form. Was dabei herauskommt, ist – einmal abgesehen von der nölig-angestrengten Intonation – unverschlüsselt, aber maximal unterscheidungskräftig. Wohl auch, weil Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer, der das Geschrei (lat. clamor) schon im Namen trägt, über ein markantes Organ verfügt, das ihm eine ganze Menge an treuen Fans, aber auch dankbare Imitatoren einbrachte.

Inmitten von alledem steht ‚Der Löw‘ – ein stolzgeschwellter, grimmiger Gruß Grönemeyers an die siegreiche Nationalmannschaft, versinnbildlicht durch deren Trainer. Fußballlieder sind ja immer so eine Sache. Dieses hier ist in Ordnung. Nicht mehr, nicht weniger. Mit einem

‚Sing it ..!‘

in den Refrain überzuleiten (was auch in ‚Unter Tage‘ wieder geschieht) allerdings ist nicht in Ordnung und sollte in Zukunft unbedingt vermieden werden. Ein netter Versuch war’s alle Mal – so wie vieles auf diesem sehr textlastigen Album. ‚Dauernd Jetzt‘ lässt wenig unversucht und kann nicht zuletzt deswegen über diverse musikalisch eher mäßige Tracks fast hinwegtäuschen. Wer aber Volltreffer will, muss mit Streifschüssen rechnen. Als Mensch jedenfalls fühlt man sich hier wieder einmal ziemlich ernst genommen – was bei Pop-Rock-Acts vergleichbarer Größenordnung heutzutage leidlich selten der Fall ist.

Songs

Moment mal – hat Daniel Woolhouse auf seinem ersten Album etwa gesungen? Mal kurz reingehört… ach ja. Stimmt. Fast hätten wir es vergessen. Sein neues Album lässt schon seinem Titel nach keinen Zweifel, dass sich Deptford Goth als Sänger sieht – nicht nur, aber auch. Seine Vocals thronen nicht erhaben über dem Geschehen, sondern bewegen sich auf Augenhöhe mit dem elektronisch geprägten Umfeld – fast wie eine zusätzliche Instrumentalspur, und dazu noch leicht vernuschelt. Das war schon auf seinem Debüt ‚Life After Defo‘ so und ist grundsätzlich auch auf ‚Songs‘ Programm, wenn sich Deptford Goth hier auch ein klitzekleines bisschen weiter aus seiner Synthesizer-Wolke herauslehnt. Nicht ohne triftigen Grund, denn er hat einiges zu sagen. Wer’s hören will, wird nicht überdeutlich herangewunken, sondern hat sich aus eigenem Antrieb hinzuzugesellen.

‚Love stings, everything goes‘

, konstatiert der stoische Brite in ‚The Lovers‘. Als frischgebackenem Ehemann eröffneten sich Woolhouse völlig neue Gedankenspiele. Statt sich auf Wolke 7 dem rosaroten Dunst hin- und jegliche Glaubwürdigkeit abzugeben, bringt er mit ‚Songs‘ scharfgestellte Überlegungen vor. Wer sich bindet, ist weniger allein, hat aber auch mehr zu verlieren:

‚Every new day you can set on fire everything that you own‘

, weiß Deptford Goth in ‚A Circle‘. Und:

‚Rhe rhythm of life is an irregular beat.‘

Sich solche Wahrheiten in Erinnerung zu rufen, kaum dass man verheiratet ist, zeugt von viel Sachlichkeit und wenig Romantik.

Und das trotz Eigenheim an der See.

‚Here is a place where we can grow ourselves, my love‘

, gibt sich der Musiker treu sorgend in ‚Do Exist‘.

‚If you want me, you can have me ‚til the end of time.‘

Haus, Baum, Kind. Hat Woolhouse diese Phrasen irgendwo nachgeschlagen? Liest er sie vom Teleprompter ab? Immer wieder spricht er sie sich vor, ohne mantrische Verbissenheit, vielmehr als müsse er üben, sich erst an sie gewöhnen, um ihren Bedeutungsgehalt vollständig zu erfassen. Fremdkörper Bindung. Utopie Idyll. Dass sämtliche für dieses Album erzeugte Töne – die Blockflöte am Ende von ‚Relics‘ eingeschlossen – künstlichen Ursprungs sind, aber die meisten genau dies geschickt verschleiern, passt da nur zu gut ins Bild.

Was also bleibt zu sagen über das Album mit dem vermeintlich halbherzigen Titel? Und was bleibt zu sagen über den alten Daniel Woolhouse, der sich aus der Metropole gekratzt und ins Haus am Meer verpflanzt hat, um dort bedröppelt, aber anstrengend unaufgeregt seine Eheschließung zu verarbeiten, anstatt sich genussvoll in Zweisamkeit zu suhlen? Nichts Wildes. Nur: Als wirklich förderlich hat sich die Gewichtsverlagerung hin zum Songwriter-Ansatz nicht erwiesen, so dringlich sie Deptford Goth auch erschienen sein mag. Er wäre nicht der erste, der nach seiner Hochzeit nicht an Klasse, wohl aber an Profiltiefe verlöre.

Sun Restructured

„Beyond The Wizard’s Sleeve Reanimation“. Eine geheimnisvolle Wortkette, mit der Erol Alkan und Richard Norris ihre Songs da getaggt haben. Genau genommen sind es gar nicht einmal ihre Songs. Und ihre Idee war das Ganze auch nicht. Ersonnen, zu Papier gebracht und eingespielt hat sie vielmehr eine Band, die sich ohne jeden Zweifel zu den Durchstartern des Jahres zählen darf: Temples. Glücklicherweise, ergibt doch ein Makeover wie dieser eigentlich nur dann Sinn, wenn schon das zugrundeliegende Songmaterial integer ist. Und in dieser Hinsicht bietet ‚Sun Structures‘ wenig Anlass zur Sorge.

Das DJ-Gespann hatte sich zum Ziel gesetzt, das Album zu einem naht- und zäsurlosen, ganzheitlichen Hörerlebnis zu entwickeln – und hat das Soll am Ende mehr als erfüllt. ‚Sun Restructured‘ tut genau das, was ihm auf die Stirn geschrieben steht: restrukturieren. Was in Anbetracht des in Wahrheit zu Hörenden fast schon als Euphemismus durchgeht. Nach einem undurchdringlichen, höchstens nur ihnen selbst schlüssigen Algorithmus haben Beyond The Wizard’s Sleeve sowohl Tracklist als auch Tonspuren zu einem psychedelisch-vernebelten Klumpen durcheinandergeschwurbelt, hier und da Synthies und Gitarren eingestreut, Rhythmus-Schemata auf- und James Bagshaws Gesangspassagen auf das Notwendigste heruntergebrochen. Herausgekommen ist – was auch sonst? – der Trip der Trips des Jahres. Fünf ausgewählten Stücken haben die Remixer ihre Eigenständigkeit gelassen; alle übrigen Tracks auf ‚Sun Restructured‘ sind nicht mehr als knappe, psychotrope Skizzen ihrer Originale, die flüchtig sind wie das Schillern auf der Oberfläche einer Seifenblase. Die Grenzen zwischen ihnen so gut wie restlos verwischen und den Weg in verwunschene Dimensionen ebnen. Aus Puzzle wurde Teppich. Und was für einer.

‚Sun Restructured‘ zählt zu den lohnenswerteren unter den Meta-Alben und dürfte gute Dienste leisten, seine Vorlage zum Jahresende noch einmal sehr präsent werden zu lassen. Hier verketten sich alle Elemente, die ‚Sun Structures‘ ausmachten, zu einem reizvollen, wohlig verschwimmenden Ganzen, das nachträglich noch einmal ungemein auf das Phänoment Temples anfixt. Zumal Beyond The Wizard’s Sleeve mit den markantesten Passagen von ‚Sun Structures‘ ganz bewusst geizen und es insofern nicht über ein „Anfüttern“ hinausgeht. Auch deswegen: Ganz gleich, wie viel Freude wir als Hörer mit ‚Sun Restructured‘ haben werden – Erol Alkan und Richard Norris hatten mehr.

Greatest Hits

Nicht, dass sein Inspirationsquell versiegt wäre. Ganz im Gegenteil; es sprudelt nur so aus ihm heraus, was die zahlreichen musikalischen Auftragsarbeiten der letzten Jahre belegen. Doch Konstantin Gropper ist schlicht und ergreifend noch nicht bereit für ein neues Album. Was also tut er? Den Überwuchs unter die Leute bringen – etappenweise an drei aufeinanderfolgenden November-Wochenenden in Form von drei 10-Zoll-Vinyl-EPs, die er eigentlich immer schon machen wollte.

Zum ‚Greatest Hits‘ getauften Ausklang der November-EP-Triole kompilieren Get Well Soon nicht etwa ureigene Vorzeigestücke, sondern präsentieren fremdes Materiel in Eigeninterpretation. Früher oder später musste ein solcher Toträger kommen, ruft man sich ins Gedächtnis, wie oft sich Konstantin Gropper und Band gerade live an große Nummern heranwagen. Elton Johns ‚Tiny Dancer‘ beispielsweise erfreute sich während der Tour zum letzten Album großer Beliebtheit – ist aber dann doch nicht auf dieser EP zu finden. Dafür aber ‚Rocket Man‘. Auch nicht schlecht. Beziehungsweise: auch supergut, vielleicht sogar noch besser. Akustikgitarren-Chords, reduzierte Klavierlicks, sanftmütige Streicher – fertig. Get Well Soon und Elton John – das passt. Auf dem Teller rotiert der pressfeste Beweis.

Nicht weniger souverän ist Konstantin Gropper die Aufarbeitung von George Michaels oft belächeltem Evergreen ‚Careless Whisper‘ von der Hand gegangen. Dem Hit, der Anfang der 80er Wham! ins Rollen brachte, fehlt in der Get Well Soon-Version das markante Saxofon-Thema und damit auch der überbordende Kitsch. Bahn frei für Anspruch: Dem Großteil seiner Schwere entledigt ist mit dem Get Well Soon-Arrangement ein Cover entstanden, das würdevoller kaum hätte ausfallen können. Im Abspann schwelgt Gropper genüsslich in einem Falsett, von dem man nach wie vor nicht weiß, ob man es nun anmutig oder putzig finden soll.

Soviel zu den beiden Speerspitzen der EP und ihren langen Schatten. ‚Always The Sun‘ von den Stranglers, der Beach Boys-Song “Til I Die‘ und Riz Ortolanis ‚Oh My Love‘ verwachsen neben den im Lichte der Ehrerweisung erstrahlenden Pop-Klassikern ungewollt zu einem Pulk überqualifizierter Nebendarsteller. Gropper selbst nennt sie liebevoll „Geheimhits“. Trotzdem: Bei Get Well Soon wird es sich nicht so schnell ausgecovert haben, denn Konstantin Gropper reüssiert leichten Ganges, wo viele andere Mitstreiter beim Umgang mit fremdem Material wie auf morschen Stelzen einbrechen. Und kann noch etwas dabei lernen, wie er bescheiden, aber ehrgeizig anführt. Sein Song(re)writing lüftet die altehrwürdigen Gemächer durch, ohne der Songseele dabei den Respekt zu unterschlagen. Unnützes Wissen zum Abschluss, das wir euch nicht unterschlagen wollen: Der durchschnittliche Get Well Soon-Coversong geht zurück auf ein Original aus dem Jahre 1977 und ist ziemlich genau vier Minuten lang.

The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred Von Nullmeyer

Nicht, dass sein Inspirationsquell versiegt wäre. Ganz im Gegenteil; es sprudelt nur so aus ihm heraus, was die zahlreichen musikalischen Auftragsarbeiten der letzten Jahre belegen. Doch Konstantin Gropper ist schlicht und ergreifend noch nicht bereit für ein neues Album. Was also tut er? Den Überwuchs unter die Leute bringen – etappenweise an drei aufeinanderfolgenden November-Wochenenden in Form von drei 10-Zoll-Vinyl-EPs, die er eigentlich immer schon machen wollte.

Allein der Titel hat epische Ausmaße: ‚Henry – The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred Von Nullmeyer‘. Hat man da noch Worte? Man hat. Konstantin Gropper gilt als Freund der verbalen Ehrenrunden und nährt auch mit der zweiten von dreien in diesem Monat veröffentlichten EPs diesen Ruf. Nicht ohne Hintergedanken: ‚Henry‘ ist als Hommage an Arnold Stadler zu verstehen, einen der Lieblingsautoren Groppers. Vor allem für seinen Roman ‚Der Tod und ich, wir zwei‘ schätzt er den Jubilaren (Stadler feierte in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag). Sehr romantisch, tiefschwarz, klug und doch unglaublich lustig sei die Schwarte – wegen der Lächerlichkeit des Daseins (‚einmal auf der Welt – und dann so‘, schreibt Stadler) -, und jedem Hörer ans Herz zu legen. Möglich, dass hiermit auch schon das Meiste über und zu ‚Henry‘ gesagt wäre. Nach der zumindest musikalisch offenherzigen ersten EP begehen Get Well Soon hier feierlich und unter Abwesenheit gefuzzter Gitarren den Wiedereinzug in die ihnen angestammte Traumwelt.

Dort ist es weich, warm und vor allem langsam. Was ganz gelegen kommt, den Rechtschreibfehler im Songtitel ‚Promenading Largo [sic!] Maggiore, You Wouldn’t Hold My Hand‘ zu rechtfertigen. Träge plumpsen die Akkorde herab; eine verwaschene Decke aus nicht näher ausmachbarer Instrumentierung senkt sich auf das Gehör und Gropper croont, als wolle er die Welt in ewigen Schlaf wiegen. Von Dingen, die jeder versteht, aber niemand durchblickt. Spätestens ‚Mail From Heidegger‘ zeigt: Gropper liest nicht aus einem Märchenbuch, er komponiert lieber selbst eins. Scheinbar bedeutungslose Alltagsaugenblicke geraten unter dem Songwriting des Popakademikers zu wundersamen Schlüsselszenen eines fortlaufenden, wenn auch teils äußerst schläfrigen Kunstfilms.

‚You Will Be Taken Care Of‘, verheißt das letzte Stück der EP. Perlende, glockenhelle Klavierläufe oben, bleischwere Akkordierung unten. Dazwischen muckelt sich der Hörer auf verwunschenen, orgeligen Zwischenspuren für den Winterschlaf ein. Ein eben gerade nicht weltbewegendes, dafür aber umso flauschigeres Mini-Album genau zur rechten Zeit, ein verschlafenes, eingeschneites Nest in Musik gegossen. Den ollen Stadler lesen wir dann später.

The Lufthansa Heist

Nicht, dass sein Inspirationsquell versiegt wäre. Ganz im Gegenteil; es sprudelt nur so aus ihm heraus, was die zahlreichen musikalischen Auftragsarbeiten der letzten Jahre belegen. Doch Konstantin Gropper ist schlicht und ergreifend noch nicht bereit für ein neues Album. Was also tut er? Den Überwuchs unter die Leute bringen – etappenweise an drei aufeinanderfolgenden November-Wochenenden in Form von drei 10-Zoll-Vinyl-EPs, die er eigentlich immer schon machen wollte.

Den Anfang und die Propellermaschine markiert ‚The Lufthansa Heist‘, ein kleines, aber wenig feines Sammelsurium von Antworten auf die Frage nach dem Warum. Wie kam der Wunsch auf, Gitarre zu spielen und eine Band zu gründen? Von Midlife-Crisis und Pubertät engekesselt versucht Konstantin Gropper hier spielerisch, genau das herauszufinden, verlässt sein honigsüßes Klangwunderland und besinnt sich auf seine schrammeligeren Anfänge rück. College-Rock oder so. Vollständig kann er sich dabei die Reifemelancholie natürlich nicht aus dem Pelz schütteln und auch Rotzigkeit war noch nie sein Ding; die nostalgisch-körnige Produktion und die von verzerrten Gitarrenakkorden getriebenen, stringenten Stücke jedoch geben mehr als bloß einen guten Proviantbeutel her auf dem für das ohnehin frühreife Projekt gar nich mal so langen Weg zu den Wurzeln. Respektive der Rififi-Bar der 50er. Oder den Gulag der Zukunft. Als wäre Zeitlosigkeit eine Frage der Formulierung. Wenn man Konstantin Gropper fragt, wie alt er ist, hält er sich kommentarlos die Augen zu.

Das Resultat klingt verspielt, britrockig und auch jugendlich unbedarft, ja, für Get Well Soon-Verhältnisse regelrecht übermütig – vorausgesetzt, man hört nicht allzu genau hin, denn auch seine charakteristische lyrische Verschmitztheit hat sich Gropper für diesen Essay gewissermaßen über die Zeit gerettet. Genau so wie Spannung und ergo Kurzweil – was bei einem neunminütigen Abschlusstrack wie ‚Staying Home‘ bei weitem nicht selbstverständlich ist.

Für seinen Komponisten ist ‚The Lufthansa Heist‘ schon jetzt ein voller Erfolg. Beim Einspielen, so beteuert Gropper, seien ihm tatsächlich wieder Pickel gesprossen. Endlich einmal ein Selbsterfahrungstrip, der Früchte trägt. Der jugendliche Leichtsinn des Flugzeugraubs putscht auf und weckt Live-Begehren, auch wenn wir uns dafür vorher dick mit Clearasil einschmieren müssen. Allein schon wegen der Ansagen: „Der nächste Song heißt ‚The Pope Washed My Feet In Prison.“ , könnte Konstantin dann krähen. Wie spaßig wäre denn das, bitte? Zum Nachprüfen steigt im ersten Monat des neuen Jahres die Tour zur EP-Reihe.

Die One-Man-Show des Chet Faker

Gut ein halbes Jahr ist es nun her, dass Nicholas James Murphy seine weltweit für Aufregung sorgende Platte ‚Built on Glass‘ veröffentlichte. Nach langer Tour plus diverser Festivalauftritte, lässt der gute Mann, besser bekannt als Chet Faker, sein bisher erfolgreichstes Jahr durch ein paar letzte Shows ausklingen.

ARCHIVE mit neuem Studioalbum und Konzertterminen Anfang 2015

Unter dem Albumtitel ‚Restriction‘ veröffentlicht die Londoner Trip-Hop/Progressive Post-Rock Kapelle Archive am 09.01.2015 zwölf neue Songs über ihr eigenes Label Dangervisit. Mit ‚Feel It‘, ‚Black And Blue‘ und ‚Kid Corner‘ sind bereits drei Songs mit zugehörigem Video als Vorgeschmack präsentiert worden. Diese kannst Du Dir unten ansehen. Gründungsmitglied Darius Keeler über das neue Archive-Album: ‚We…