Yūgen

Mit die musikalisch interessanteste „Ecke“ im Metalcore ist jene, in der die Bands das mitunter etwas monotone, klischeebehaftete Genre mit progressiven Ideen aufzupeppen versuchen. Was da entsteht, könnte man „Modern Prog Metal“ oder „Progressive Metalcore“ nennen – manche sagen auch „Mathcore“ oder „Djent“, ein Begriff, für den sich deren „unfreiwillige Erfinder“ Meshuggah kürzlich entschuldigt haben. Wie auch immer, wir sprechen hier von Bands wie Tesseract, Monuments, Animals as Leaders, Periphery oder Protest the Hero.

Ein europaweit bedeutender Szenetreffpunkt des Genres ist das jährlich in Köln stattfindende Euroblast Festival, von dem wir auch schon für euch berichtet haben. Das Euroblast Collective versteht sich als Förderer der gesamten Szene und so ist es nichts besonders, dass etliche der dort häufig anzutreffenden Bands auch vom Kollektiv gemanagt werden oder ganz praktisch bei der Veröffentlichung von Musik mithelfen. Eine neue Band aus dieser Riege sind Theia aus Rom, die mit „Yugen“ bereits im Februar ihr sehr vielversprechendes Debütalbum veröffentlicht haben, das unter anderem via Bandcamp vertrieben wird.

„Yugen“ geht mit ‚Zoe‘ heftig los – mit Screams und rhythmisch anspruchsvollen Drums und Riffs. So muss das sein, denkt sich der Fachmann. ‚Failed Prototype‘ besteht aus drei „Akten“, mit einem ruhigen Zwischenstück zwischen jeder Menge Action. ‚Dissonance Theory‘ beginnt mit einem fast bedrohlichen Drum-Beat, der sich aber natürlich weiterentwickelt und den Song begleitet, nachdem alle anderen Instrumente dazugekommen sind. ‚Moby Dick‘ ergeht sich in ausgiebigen Gitarren-Soli – es ist alles dabei, was dabei sein sollte.

Das tolle an Theia ist darüber hinaus aber, dass sie sich nicht in eine Schublade pressen lassen. Sie klingen nicht wie die typische 0815-Metalcore-Band, in keinster Weise. Vielseitig ist sie, die erste Scheibe der Jungs, da gibt es eben nicht nur Screams und Klargesang, sondern auch handfeste Todes-Growls, fast meditative Sequenzen und einiges mehr zu entdecken. Für meinen Geschmack finden die Jungs die perfekte Balance zwischen Nein-Sorry-Too-Much-Gefühlen wie bei Meshuggah, ohne gleichzeitig zu sehr nach der Standard-Schablone von Bands dieser Art gestrickt zu sein.

Bei Theia muss man nicht Musiktheorie studiert haben, um Spass zu finden und zu headbangen, trotzdem sind die Songs dynamisch, vielfarbig und anspruchsvoll. Chapeau! Unbedingt ins Album auf Bandcamp reinhören oder das Euroblast-Festival im Oktober vormerken, für das der italienische Fünfer bereits bestätigt ist.

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