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Van Halen – Teufelspakt

Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Oder zumindest überwindet sie alle Verschwiegenheitsklauseln. So kann nun Noel Monk, der Van Halen in der ersten David Lee Roth-Ära als Manager betreut hat, heuer endlich seine Erinnerungen an den Aufstieg (und Fall) der Band zu Papier und unters Volk bringen. Der daraus entstandene Schmöker, der im Deutschen den Titel „Teufelspakt“ (OT: „Running With The Devil“) trägt, ist nicht nur Pflichtprogramm für Fans von Eddie und Co, sondern ein höchst unterhaltsames Zeitzeugnis einer Ära, in der der Rock’n’Roll langsam, aber endgültig seine Unschuld nicht nur verlor, sondern sie mit beiden Händen und höchst freiwillig von sich warf, um im nie endenden Exzess zu baden.

Groupies, Drogen, Orgien, verwüstete Hotelzimmer, Ego-Kapriolen – alles hier. Was „Teufelspakt“ aber von ähnlichen „Kiss & Tell“-Büchern unterscheidet, ist die Sympathie für die Band, die auf jeder Seite durchscheint – trotz der Beschreibung definitiv skandalöser Aktionen hat man nie das Gefühl, hier wolle sich jemand unbedingt auf Kosten der Band wichtig machen. Die musikalische Seite wird dabei nur knapp angerissen. Monk erzählt die Geschichte nämlich konsequent aus seiner Sicht, basierend auf seinen ureigenen persönlichen Verhältnissen zu den Bandmitgliedern und deren Umfeld. Dadurch vermittelt er perfekt das Gefühl, auf der Erfolgsachterbahn mitzufahren und – schlussendlich – die Kontrolle zu verlieren. An diesem Punkt hören dann natürlich auch die Lacher auf, und die Rechnung wird serviert, für die Band, ihren ausscheidenden Sänger und für Noel Monk selbst. Doch Monk erzählt alle Anekdoten mit viel Humor, Selbstironie und Begeisterung für „die Sache“. Auch betont er immer wieder die sympathischen und höchst menschlichen Seiten der Bandmitglieder, die damit zu kämpfen hatten, im noch jugendlichen Alter aus dem Stand zu einer der größten und bis innovativsten Hardrockbands zu werden. Gedanken an ein Morgen zählten nicht, nur das Hier und Jetzt wurde bis zum Letzten gelebt – ein Plan B existierte, wie bei fast allen Menschen Anfang Zwanzig, nicht einmal in der Theorie.

Was aum Auffälligsten bei „Teufelspakt“ ist: die Charakterisierung der Musiker, speziell der beiden Van Halen-Brüder Eddie und Alex, deckt sich hundertprozentig mit der aus der – ebenfalls höchst empfehlenswerten – Autobiografie von Sammy Hagar. Ein weiterer Punkt, der dem Buch Glaubwürdigkeit verleiht. Doch auch für sich stehend vergehen die fast 400 Seiten des Buches wie im Flug. Noel Monk und sein Co-Autor Joe Layden bedienen sich eines lockeren und höchst unterhaltsamen Schreibstils, die fast das Gefühl vermittelt, Monk gäbe dem Leser höchst persönlich und intim einfach ein paar Schwänke aus seinen wilden Jahren mit „diesen Jungs aus Kalifornien“ zum Besten, egal, ob manches vielleicht etwas geschönt oder Anderes möglicherweise der Pointe wegen sogar ein wenig überspitzt wird.

Keine Band verkörpert den ursprünglichen larger-than-life-Spirit des amerikanischen Arena-Hardrock Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger so allumfassend wie Van Halen, und so passt es auch, dass kein mir bekanntes Buch besagtes Flair so plastisch und nachvollziehbar darstellt wie dieses Buch über eben diese Band. Absolute Kaufempfehlung!

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