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Unmountable Stairs

Gerade einmal zwei Jahre ist die musikalische Kooperation der vier Österreicher unter dem Namen Witchrider alt. Dabei haben diese sich früh auf ihren Weg festgelegt: den staubigen, den dreckigen, den ausgetrockneten Weg durch die Wüste. Dabei ist der Desert Rock, wie er heute an verschiedensten Orten erneut keimt und gedeiht keine wörtliche, musikalische Wüste. Sie wird bewohnt von Spezialisten und Alteingesessenen, die sich in jahrelanger Koevolution vorteilhafte Anpassungen an das Leben im trockenen Dreck angeeignet haben. Diese Spezialisten sind oftmals, in der Musik wie in der Natur, endemisch in diesen Gebieten und daher prinzipiell rar bzw. begrenzt und schützenswert. Allerdings gestaltet sich die Erhaltung einer Art ohne zugehörigen Lebensraum als schwierig, deshalb gilt es nun erst einmal zu schauen, welche Art subtropisch-ariden Biotops uns die Österreicher hier vorsetzen.

‚Unmountable Stairs‘ ist ein Album von solider Qualität. Es finden sich alle notwendigen Grundvoraussetzungen, um die Kategorisierung, von deren strenger Ausführung die Band konform des rezenten Trends natürlich Abstand nimmt, zu rechtfertigen. Da ist ein kompromissloses, schnörkelloses Intro, das das Album mit der richtigen Message eröffnet. Basiert auf Riffs und Fuzz wird das Konzept von einer leicht psychedelisch angehauchten Stimme nuanciert und ergibt so eine stimmige Fusion. In dieser österreichischen Wüste findet sich zwar kein Grand Canyon und auch keine filigran erodierten Gesteinskomplexe monumentalen Charakters, auch die floristische und faunistische Ausstattung beherbergt keine einzigartigen Vertreter, aber was ist gemäß der Ökosystemzonierung in diesen Breiten schon zu erwarten? Nicht die große Finesse, nicht der ausgeprägt exotische Charakter aber immerhin ein weitläufiges Trockengebiet, in dem es möglich ist zu verdursten.

Durchaus für Witchrider spricht der offensichtliche Tatendrang, sich vorwärts zu bewegen. Zwei Jahre alt und bereits ein professionelles Album bei einem renommierten Label in der Tasche zu haben, ist eine Ansage. Außerdem steht für den Oktober ein Tour-Support für die Truckfighters an, eine Kombination, die ich mir durchaus passend vorstellen kann. Stoner Rock in seiner rohen, unverarbeiteten Form aus Europa. Ein Trend der sich zwar auf dem aufsteigenden Ast befindet, auf lange Sicht jedoch aufpassen muss, diesen einen nicht zu überlasten, sich weiterzuentwickeln und parasitär auf andere Phanaerophyten überzugreifen. Trotzdem spreche ich Witchrider und ihrem Album keinesfalls die echten Emotionen und Leidenschaft ab, die auf Platte jedenfalls zu erahnen sind. Live denke ich haben die Jungs auf jeden Fall eine Chance verdient.

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