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The Burning Spider

Fließbandarbeit oder schöpferischer Genius? Selten ist ein Musiker in den letzten Jahren so produktiv gewesen wie Marcus Füreder. Aus seiner Feder – Verzeihung, aus seinem Mischpult – kamen in 16 Jahren stattliche 13 Alben rum. Auf der anderen Seite kann man ihn weniger als Komponisten, sondern vielmehr als Arrangeur und ‚Aufpepper‘ verstehen. Sobald ihm eine passende Melodie über den Weg läuft, untermalt er diese mit dickem Bass und Electro-Beat, um ihm vom relativ leichten Bademinton- zum wuchtigen Basketball-Sound zu verhelfen.

Und wie man einem Song Fahrt verleiht, darauf versteht sich Parov Stelar exzellent. Der Österreicher schleicht sich zunächst über das melodische Motiv – meistens von Gesang oder Blechbläsern – in den Song rein, um den Zuhörer zu catchen. Danach faded der knallende Beat ein, der Bass wird per octaver fetter und ab geht die brennende Spinne! Selbst, wenn manche Discohasser von derartigen, stereotypischen Klängen die Ohropax noch härter in den Gehörgang rammen würden, können sie sich kaum dem Sound von Parov Stelar entziehen. Denn seine nicht erfundene, aber als Pionier vorangetriebene Combo aus Electro-Beat und Swing – bzw. auf diesem Album tendenziell eher Blues – ist einmalig dynamisch und lässt keinen Fuß am Boden Wurzeln schlagen.

Und wenn es dann mal ans Songwriting tatsächlich gehen soll, wie bei der Single ‚Step Two‘ von seiner Ehefrau vorgetragen zu hören ist, merkt man die Defizite seiner eigenen, kreativen Schaffungsgabe. Ein Heureka!-Funke wäre wohl zu viel verlangt. Aber so sehr er sich sonst an eingängigen Melodien bedient, so wird hier hauptsächlich monoton vor sich hingesprochen, eingebettet in eine endlos repetierte Chorus-Phrase. Das von ihm gerne genutzte Element der Wiederholung erinnert gerade bei seinen Songs ‚Soul Fever Blues‘ an Gigi D’Agostino und macht mindestens genauso nostalgisch wie der 50er-Blues, den Lightnin‘ Hopkins oder Muddy Waters auf dem Album verströmen lassen.

Und dass Samplen eine Kunst für sich ist, soll hier nicht in den Hintergrund geraten. Definitiv ist die Musik von Parov Stelar besser als die Disco-Pop-Charts, welche langweilig zum Dancen animieren sollen. Im Vergleich dazu wirkt ‚The Burning Spider‘ wie ein Tempel voller hybrider Tanzeinladungen – egal ob auf der Stelle wippend, zum Beat hüpfend oder etwas ‚traditioneller‘ Lindy Hop bouncend. Bei diesem Album findet jeder seinen passenden Groove, und die Massen zum Bewegen zu bringen, egal ob freiwillig oder unterbewusst – das können nicht viele. Marcus Füreder kann es.

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