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Searching For Zero

Crossover ist seit einiger Zeit wieder in. Ein Grund dafür sind die Cancer Bats, die sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Größe in der Vermischung aus Metal, Southern Rock, Hardcore mit einer Prise Punk entwickelt haben. Anfangs als Vorband von Headlinern wie Parkway Drive oder Comeback Kid, füllen die Kanadier ihre Clubs und Hallen selber. Auch mit ihrem neuesten Werk dürften sie ihre Fans nicht enttäuschen. Zu hören gibt es wieder einmal eine bunte, aggressive und düstere Mischung der genannten Genre. Dem Titel nach zu urteilen sucht die Band nach der ‚Null‘. Nimmt man das wörtlich ist das eher nichtssagend. Die Metapher weist jedoch darauf hin, dass die Cancer Bats ihre Wurzeln, quasi ihren Punkt Null, suchen. Zurück zu alten Kamellen? Das machen viele, die Kanadier jedoch nicht. Die Songs klingen frisch, ohne gewohnte Stärke und Eingängigkeit abzugeben. Gleich der zweite Song, ‚True Zero‘, beginnt wie ein besonders düsteres stück von Black Sabbath, wandelt sich aber in Handumdrehen zu einer gestampften Rockhymne. Die Strophe spuckt Sänger Liam Cormier seinen Hörern so dermaßen ins Gesicht, dass das selbst ‚Ober-Zecke‘ und Sex Pistol Johnny Rotten vor Scharm erröten würde.

Der epische Titel ‚Arsenic In The Year Of Snake‘ macht genau da weiter, wo ‚True Zero‘ aufgehört hat. Angepisstes Gekreische, fette Gitarren-Riffs unterlegt mit eingängigem Schlagzeug-Beat. Die Songs galoppieren förmlich nach vorne und machen zwischendurch nur zum kurzen Durchatmen Halt, um dann explosionsartig die heimischen Boxen regelmäßig an ihr Limit zu bringen. Bei ‚Beelzebub‘ scheinen die Cancer Bats vorerst ruhiger und erdigere Töne anzuschlagen. Hier kommt der Southern Rock mit stark verzerrten Gitarren und langsamem, aber kraftvollem, fast schon bluesigem Refrain. In der Strophe klingt Herr Cormier mit seinem angestrengtem Krächzen fast schon wie Marilyn Manson und beweist damit abermals seine Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Im Song hat sich die Band mehr aufs Wesentliche, auf die Atmosphäre konzentriert. Während der Rest der Platte eher nach vorne peitscht und Instrumente sowie Gesang sehr extrovertiert daher kommen, üben sich in ‚Arsenic In The Year Of Snake‘ alle, bis auf die Gitarre in Zurückhaltung. Sicherlich einer der auffälligsten Lieder auf dem Album. Der Groove und die perfekten Wechsel der Genre sind sonst nur bei den finnischen Kollegen von Kvelertak zu hören. Zusammen würden diese beiden Bands sicherlich jedes Lokalität bis auf die Grundmauern niederreißen.

Bei allen Vergleich, die zusammen auch nur in etwa widerspiegeln, wer die Cancer Bats wirklich sind fehlt noch genau einer. Dieser ist vor allem im letzten Song der Platte zu hören. ‚No More Bullshit‘ klingt wie eine sehr groovige und zugegebenermaßen langsamere Version von Slayer. Messerscharfe Riffs, die auf den Gitarren nahezu geschruppt werden. Dazu wieder einmal Liam Cormier, der es schafft, einen selbst beim Sprechgesang anzubrüllen und damit zum erschaudern zu bringen. ‚Cursed With A Conscience‘ fasst das ganze Album und die Diskografie der cancer Bats wohl am besten zusammen. In diesen gut vier Minuten ist alles drin: Epischer Hardrock, Düsterer Metal und gekreischte Hardcore Lyrics. Immer irgendwie zuviel von allem, dennoch authentisch und gnadenlos brachial. Im Gesamten ist ‚Searching For Zero‘ ein Lehrbuch in Sachen Headbanging und Air-Guitar. Wie gemacht für Open Air Festivals, auf denen die Kanadier ja sehr umtriebig sind. Schwer, das Ausmaß der Zerstörung abzuschätzen, wenn diese brachiale Gewalt in einem kleineren Club auf das Publikum hereinbricht.

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