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Realms of Odoric

Wer zum Geier ist Odoric? Und wo liegen seine Reiche? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. In Belgien. Im Rheinland. Aber eigentlich auf den Schatteninseln. Odoric ist ein mystischer Krieger, der als Deux Ex Machina im Zentrum der Fantasygeschichte „The Wall of Doom“ steht, dessen Grundidee der bekannte belgische Metal-Artwork-Künstler Kris Verwimp sich bereits Mitte der 1980er Jahre erdacht hat. 1996 erschien eine Graphic-Novel, die Verwimp mit dem Co-Autoren Filip Keunen selbst veröffentlichte. 2013 kam Verwimp auf Arkadius Antonik (den Bandleader der deutschen Melodic-Death-Folk-Band Suidakra) zu, um „sein Baby“ zu vertonen. Und so gelangte die Geschichte von Odoric schliesslich ins rheinische Monheim, wo Antonik lebt und arbeitet. Antonik komponierte einen gänzlich metallfreien, instrumentalen Soundtrack als Nebenprojekt seiner Metalband Suidakra. Fest zum Konzept gehört ein 28-seitiges Booklet mit Illustrationen und Texten von Verwimp. Wir haben hier also eine vertonte Graphic Novel „light“. Oder einen illustrierten Soundtrack, wie man will.

Die Geschichte beginnt mit der Landung einer Invasionsarmee an den Stränden der Cymbrischen Inseln, die auf die Festung Ankrath marschiert. Die Verteidiger, geführt vom Schattenkrieger Odoric stellen sich auf dem Schlachtfeld dem ehrenhaften Kampf. Im Rückblick werden die bisherigen Ereignisse geschildert. Die bösen Pläne des Kultes um den Magier Pisces-Ra, der Horden von Piktenkriegern auf seiner Seite hat. Der Kampf um ein Magisches Relikt, dem „Schlangenherz“. Der Fall der grossen Mauer und der Untergang der Darkanierstadt Akragas in einem Flammenmeer, der scheinbar aussichtlose Kampf gegen die Piktenhorden und der Rückzug auf die Schatteninseln.

Zur klassischen Fantasygeschichte von Verwimp und Keunen um Arroganz, Verrat, Verlust, Ehre und verbotene Liebe, aber auch Hoffnung und geheimnisvolle Magie hat Antonik in 18 Stücken den Soundtrack komponiert. Dabei spielt er geschickt mit den vorherrschenden Stimmungen: Schlachtenlärm, bedrohliche Bläserarrangements, Dudelsäcke und Chöre, verträumte Streicher, Kriegstrommeln und triumphales Pathos beherrscht je nach Situation die vertonten Szenen. Dass das nicht ohne Pathos abgeht, versteht sich von selbst. Doch das kann keine Kritik sein – ist die Geschichte im Kern doch klassisch gut gegen böse. Mit dem Helden Odoric als ausgleichendes Zünglein an der Waage und personifiziertem Hoffnungschimmer, dass der Untergang auch noch abzuwenden ist.

Wer sich darauf einlässt, dem steht mit Realms of Odoric ein audiovisuelles Erlebnis der besonderen Art bevor. Wem Soundtracks, Fantasywelten und heroische Schlachten gefallen, kann hier seiner eigenen Imagination ungehemmt seinen Lauf lassen. Für Fortsetzungen ist gesorgt, ist die Geschichte vorerst doch als Trilogie angelegt. Doch Material gibt es für eine Geschichte epischeren Ausmasses. Vorerst darf man auf das Erscheinen der Fortsetzung „Second Age“ hoffen.

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