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Nick Douglas – Ein Rock’n’Roller im Herzen

WS: Stilistisch betrachtet ist „Regenerations“ ziemlich anders audgefallen als man das von einem Mitglied von Deadly Blessing, Doro oder Blaze Bayley erwarten könnte – eher bodenständiger Rock und überraschenderweise überhaupt keine Metal-Elemente. Ist das für dich ein Stilwechsel oder schlug Dein Herz heimlich schon immer für diese Art von Musik?

Als ich aufgewachsen bin, habe ich viele verschiedene Arten von Musik gehört und wurde davon auch beeinflusst, ich mag die Idee, so viel Musik wie möglich zu „erforschen“. Ich höre auch gerne, wie und warum ein Musiker sich in einer bestimmten Weise kreativ ausdrückt. Irgendwann begann ich, Musik generell eher in verschiedenen Stufen der Intensität und Gefühle zu hören als in strikten Genres zu denken. Genres sind allerdings zu Kommunikationszwecken notwendig… aber, was ich eigentlich sagen wollte… (lacht) ich wollte etwas machen, was einen Zusatz zur Musik, die ich mit Doro und den Anderen mache, darstellt. Mein Herz schlägt für die Musik auf „Regenerations“ in dem Sinne, das mein Herz für alle Arten von Musik schlägt, Metal, Rock, softeres – endlose Möglichkeiten, sich auszudrücken, sozusagen. Dazu kommt, daß ich versuche, die Songs sich selbst schreiben zu lassen, wenn das Sinn macht (lacht). Also kommt die Musik so raus, wie sie das eben tut und ich versuche das zu respektieren. Bis auf die Momente, wo ich das nicht tue. (lacht)

WS: Wer sind dabei Deine größten Einflüsse?

Da gibt’s so viele. Pink Floyd fallen mir sofort ein. Alice Cooper, Judas Priest, Queen, Led Zeppelin und natürlich auch Doro! Ich habe bei Doro gelernt und aus erster Hand mitbekommen, wie mächtig der Einfluss von Musik sein kann.

WS: Es hat 15 Jahre gedauert, das Album zu machen. Blieben dabei noch interessante Stücke übrig, die diesmal keine Verwendung fanden?

neu-2.JPGJa! Es gibt nen ganzen Haufen unvollendeter Ideen. Die Songs auf dem Album sind hauptsächlich draufgekommen, weil sie mit relativ wenig Aufwand in der entsprechenden Zeit fertigstellen konnte.

WS: Du wurdest in New Jersey geboren, das eine Menge großer Rockmusiker und-Songwriter hervorgebracht hat, zum Beispiel Bruce Springsteen, Garland Jeffreys, Bon Jovi, Mink DeVille, Southside Johnny, Gaslight Anthem oder diesen Nick Douglas-Typen – falls Du ihn noch nicht kennen solltest, ich kann Dir sein letztes Album nur ans Herz legen ! 😉 Diese Künstler ragen mit ihrer Mischung aus bodenständigem Rock und der Verarbeitung persönlicher, nachvollziehbarer Themen heraus. Fühlst Du Dich als Teil dieser Tradition und was hebt die Künstler aus New Jersey Deiner Meinung nach vom Rest der Welt ab?

Nick Douglas? Ist das dieser durchgekanllte linkshändige Basser? Vielleicht hör‘ ich ihn mir mal an, ha ha!
Das ist eine schöne Frage! Und im Namen der Künstler aus New Jersey, Danke für das Kompliment!! Ich bin mir nicht sicher, was die Kreativität in New Jersey zu dem macht, was sie ist. Könnten durchaus Umwelteinflüsse sein! Wenn man mal drüber nachdenkt, wie Musik in verschiedenen Teilen der Welt geschrieben wird, wäre mal ne interessante Studie!
Als ich jünger war und im regionalen Club-Zirkel spielte, war da immer ein enorm hogher Standard bei den Bands, die ich gesehen habe. Ich erinnere mich, komplett begeistert gewesen zu sein von einer Band namens The Dead End Kids (nicht die 90er Punkband und auch nicht die schottische 70er-Boygroup – Anm. d. Red.). Die haben eine fantastische und einzigartige Rock-Show hingelegt. Natürlich waren da auch noch Cinderella, Britny Fox, The Hooters und viele mehr. In gewisser Weise haben diese Bands sich in der Gegend gegenseitig nach vorne gepusht, immer besser zu werden.


WS: Das Einzige, was ich an „Regenerations“ wirklich auszusetzen habe, ist, daß da Material nach einer richtigen, Gas gebenden Rock’n’Roll-Band schreit – Du aber beschlossen hast, fast alle Instrumente selbst einzuspielen. Es würde mich interessieren, warum Du diese Herangehensweise gewählt hast?

Das wäre natürlich großartig gewesen!! Aber ich kann Dir zwei Gründe nennen (lacht).
Der erste – und auch der Hauptgrund – ist, daß ich wenig bis überhaupt kein Budget hatte, um andere Musiker oder sonstige Produktionskosten zu finanzieren. Und zweitens, da ich so einige Instrumente zumindest ein bisschen spielen kann, konnte ich die Parts entspannt ausarbeiten und in meinem Heimstudio aufnehmen. Aber… Ich hoffe, wenn ich die Songs live performe, wird die Band sie nochmal auf ein anderes Level heben, und alleine der Gedanke daran macht mich schon ganz wuschig! Ich denke, das würde den Songs ein ganz neues Leben einhauchen und die Liveshows noch viel interessanter machen!

neu-3.jpg “ WS: Absolute Zustimmung! Gibt es denn schon Pläne für eine Tour? Und hast Du eine Wunschliste für Deine Tourband (egal wie unrealistisch)?

Es gibt noch keine Bestätigung für Liveshows, aber wir sprechen darüber, wie wir das umsetzen können. Ich hoffe mal, bis Sommer können wir was festmachen. Wir müssen abwarten… (lacht)
Da ich schon so lange und gerne mit den Doro-Jungs zusammenspiele, Johnny, Luca, Bas und Harrison, wäre es natürlich großartig, mit ihnen auch die Tour zu spielen – und wir haben sogar schon darüber gesprochen! Abegesehen von den Jungs, mal so ein bißchen träumen… mal sehen… David Gilmour, Chris Rea, Paul Gilbert or Richie Kotzen an der Gitarre – oder gleich alle vier (lacht). Am Schlagzeug vielleicht Kenny Aronoff. Und wenn ich nicht selbst Bass spiele, Emma Anzai von Sick Puppies ist eine der großartigsten Bassisten unserer Zeit, mit einem großartigen Sound. Da wäre auch noch Phil Chen, ein extrem abwechslungsreicher und legendärer Bassist. Keyboards? Don Airey von Deep Purple.

WS: Wer sind eigentlich Sharlotte Gibson und Rebecca Gowarty, die auf zwei der schönsten Songs Deines Albums singen? Und was war der Grund, ‚Blue‘ komplett an Rebeccas (fantastische!) Stimme abzugeben?

Sharlotte und Rebecca sind sowohl großartige Sängerinnen als auch gute Freunde von mir. Sharlotte hat mit einigen der größten Künstler unserer Zeit gespielt und ist auch eine tolle Songschreiberin.
Ich hatte ‚Before You Break‘ bereist geschrieben, aber noch keine zweite Strophe dafür.An der Stelle war ein Gitarrensolo. Eines Tages habe ich es Sharlotta vorgespielt, und sie schlug vor, einen zweiten Vers zu schreiben und ein Duett aus der Nummer zu machen. Ich fand das eine großartige Idee. Also hat sie sich einen tollen Text einfallen lassen, ihn in einem Studio in der Nähe von Los Angeles eingesungen und mir geschickt. Ich habe das Ganze dann abgemischt, und so ist das also zustandegekommen.
Rebecca lebt ganz bei mir in der Nähe, in Pennsylvania. Vor Jahren schrieben wir ein paar Sache zusmammen für eine Band, in der ich dann nicht allzu lang geblieben bin. Aber ich war immer beeindruckt von ihrer Stimme und ihren Lyrics. neu-1.jpg “ Also habe ich sie eines Tages angerufen, weil ich mit einem Song, der damals noch ‚Alive‘ hieß, ein paar Probleme mit dem Fertigstellen hatte und dachte, sie könnte mir dabei helfen. Ich schickte ihr den Song, und sie hat ir geantwortet – mit den kompletten Lyrics und ihrem Gesang darauf! Ich war völlig weggeblasen und dachte, das das Teil viel zu gut war, um nicht auf’s Album zu kommen. Also habe ich den Song in ‚Blue‘ umbenannt, nach der Textzeile „I picture you, the blue“.

WS: Abschließend muss ich natürlich fragen: wird es weitere fünfzehn Jahre dauern, bis Dein nächstes Album erscheint?

Oh Mann, hoffentlich nicht (lacht)! Ich hab schon ein paar gute Ideen, das ist doch ein gutes Zeichen, nicht? (lacht)

Das wollen wir hoffen! Solange sollten alle Fans bodenständiger, eingängiger Rocksongs „Regenerations“ einmal auschecken. Es wäre Nick und dem album zu gönnen, ein größeres Publikum zu finden.

[i]Das Interview wurde ermöglicht und die Bilder zur Verfügung gestellt von Flying Dolphin Entertainment Group[/i]

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