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Moonbathers

Zwar muss man Delain mittlerweile eindeutig dem Symphonic Metal zurechnen, doch dass Bandchef Martijn Westerholt eine düstere Vergangenheit besitzt, lässt sich wohl am besten am wohl perfektesten Gothic Metal-Titel des Jahres festmachen. Hätte „Moonbathers“ jetzt noch ein mondiges Coverartwork mit halbverfallenem Schloss wäre die Symbiose vollends geglückt, doch diese sinistre 20er Jahre Ästhetik spielt mit dem niederländischen Klangkosmos.

Im Gegensatz zu seiner früheren Band Within Temptation klingen Delain klassischer, vor allem weil sie noch einige der wenigen Genrebands sind, die ultraderbe Grunts als Gegensatz zum weiblichen Gesang einsetzen, diesmal konnte man Alissa White-Gluz von Arch Enemy von der erneut sensationell agierenden Charlotte Wessels gewinnen.

Der Opener „Hands of Gold“ zeigt die gleiche Wucht der Orchestrierung wie auf dem Vorwerk, nur baut dieses Element weiter aus, was dazu führt, dass die Band noch majestätischer, gleichzeitg aber auch klassischer klingt. Ein großer Refrain plus dem Growl-Kontrast sorgen hier für ein neues Szenehighlight.

„The Glory And The Scum“ feuert danach weiter aus allen Rohren und ist typisch Delain mit der eindeutig zuzuordnenden Frontfrau, schweren Riffs und einer Orchesterwucht zum Hinknien. „Suckerpunch“ ist bereits von der EP „Lunar Prelude“ bekannt und gibt sich etwas poppiger und synthetischer, ist aber ein toller Ohrwurm, der erneut von einer starken Gesangsleistung und Kompositionskunst lebt. Noch ruhiger wird es mit „The Hurricane“, aber ohne an Intensität zu verlieren. Komplett auf Gitarren verzichtet anschließend „Chrysalis – The Last Breath“, bei der neben der melancholischen Pianolinie besonders Charlottes Gesang im Zentrum steht. Auch insgesamt ein spannender Kniff der Songanordnung, vom kompletten Spektakel auf die reduzierte Seite herunterzufahren, ohne aber an Atmosphäre einzubüßen.

Logisch, dass dann ein Song mit dem Titel „Fire with Fire“ wieder aus der verträumten Zone reißt und reinen, modernen Gothic Metal ohne viel Brimborium bietet. Feine Gitarrenleads, Hintergrundchöre und viel Tempo machen richtig Spaß.

Wunderbar oldschool wird es bei „Pendulum“, hier können die Gitarristen breitbeinig am Bühnenrand diese fetten Riffs zocken, leider sind die Gitarren hier aber beim Gesang zu weit heruntergemischt worden. Dafür entschädigen aber die rohen „Faster“-Chöre im Refrain.

„Danse Macabre“ lässt okkulten Death Metal vermuten, stattdessen bekommen wir wabernde Synthis und breite Powerchords sowie viel Raum für Charlottes Stimme. Das Queen-Cover „Scandal“ fällt natürlich etwas aus dem Rahmen, wurde aber so gestaltet, dass es in den Album-Kosmos passt. „Turn The Lights On“ ist auch schon bekannt und weiß als klassische Delain-Nummer zu punkten.

Das abschließende „The Monarch“ zeigt nochmals die kompositorische Klasse der Niederländer, die hier innerhalb von dreieinhalb Minuten tief ergreifende Momente kreieren und zeigen, welche Magie Musik entfalten kann.

Zehn Jahre nach „Lucidity“ zeigen Delain, dass sie mittlerweile ein gewichtiger Teil ihres Genres sind, mit einem Album wie „Moonbathers“ werden sie sich noch weiter nach oben arbeiten. Bitte weiter so…

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