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Lost Souls

Muß man Loreena McKennitt noch vorstellen? Die Sängerin ist wohl eine der Ikonen, die man getrost als echte Bardin bezeichnen kann, mit den roten Haaren und der sanften Stimme war sie diejenige, die wohl jedem als Interpretin eines Herrn Der Ringe – Titelsongs als Erstes eingefallen wäre. Aber immerhin, Enya passt schon in dieselbe Richtung; Dead Can Dance, vielleicht Candice Night, und da hört es schon auf mit den Ähnlichkeiten.

McKennitt war durch die besondere Fixierung auf keltische Folklore aber schon immer herausragend. Auch auf dem neuen Studioalbum „Lost Souls“, nach gerade einmal zwölf Jahren Pause, dominieren wieder keltische, mystische, stellenweise orientalisch angehauchte Klänge. Düster war McKennitt noch nie, melancholisch dafür umso mehr. Das instrumentale „Sun, Moon And Stars“ klingt wie aus 1001 Nacht, „Breaking Of The Sword“ ist altenglische Folkkunst der höchsten Qualität. Die Stücke sind wie immer sehr langsam, betörend und wandern immer am Rand zum Kitsch eines missratenen Hochzeitsvideos, das in den Weichzeichner gefallen ist. Da wird klischeebeladen gehaucht und geflüstert, aber auch ausdrucksstark gesungen („The Ballad Of The Fox Hunter“) – und genau dann ist das Album am stärksten.

Dennoch – auch die von Klischee und Kitsch durchzogenen Stücke sind wunderschön, und diese Balance zu finden ist höchste Kunst. Loreenna McKennitt hat schon immer verträumte Musik für die Liebesszenen des Hörers‘ persönlichem Braveheart geschrieben. Auch auf „Lost Souls“ schafft sie es wieder mit ungekünstelter Schönheit, irische, keltische und orientalische Folklore zu einem Tagtraum zu verweben, den selbst der härteste Kerl manchmal braucht. Einhörner, die in Zeitlupe durch ein Kornblumenfeld laufen, inklusive.

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