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Loon

Die schlechte Nachricht zuerst: ‚Loon‘ ist nicht die höchste Entwicklunsstufe des Arnalds-Frahmschen Zusammenwirkens. ‚Loon‘ ist alt. Ein Jahr alt, um genau zu sein. Da ist es den internationalen Tastaturforschern vermutlich auch noch gar nicht in den Sinn gekommen, ausdauernd gemeinsam vor der Kamera zu improvisieren, Plattenregale mit Überraschungs-Releases zu unterwandern (siehe ‚Life Story Love And Glory‘, das wir hier nicht besprochen haben, weil es schlichtweg zu kurz war) oder sich öffentlich als Trance Frendz zu outen. Ja, es ist einiges passiert in den letzten Wochen.

Relativ schön anzuhören ist diese EP aber trotzdem noch. Wenn auch nicht so bedingungsfeindlich schön wie der geheimnisvolle Seevogel, nach dem es sich den Anschein gibt, benannt zu sein. Ihre synergetische Entdeckermentalität leben Arnalds und Frahm hier außerdem mal nicht auf der Klaviertastatur aus, sondern bauen vielmehr auf elektronischere Ingredienzien, die sie unaufgeregt in den Raum hineinpulsieren passen. So schloss das Duo einen Oberheim 4 Voice und einen Korg PS3100 an das Mischpult an, um mehrere Takes einzuspielen. Der Output landete dann auf einem kuscheligen 2-Spur-½-Zoll Band – und am Ende auf diesem dritten gemeinsamen künstlerischen Momentum der beiden Freunde.

Anknüpfend an die 2012er EP ‚Stare‘ und mit ein paar neuen Geräten ausgerüstet, hat das Duo die eine oder andere kleine Ergänzung gewagt, ohne sich aber dabei allzu weit von der leicht schläfrig-unbemüht anmutenden Verwaschenheit des Sounds zu entfernen. Eine einfach gestrickte, motivgestützte Emotionalität verbindet sämtliche Stücke; viel eingefordert wird vom Hörer nicht. Der gereifteste und ausgestaltetste Track ist das vielstimmige, noch einigermaßen auf organisch machende ‚Four‘. Ansatzweise – aber auch nur ansatzweise – knackig wird die Angelegenheit aber erst mit ‚w‘, als einer der Synthies im Bunde seine Ambitionen als Taktgeber offen zu erkennen gibt. ‚Loon‘ klingt damit insgesamt ein wenig so, als hätte man Techno gedünstet und danach in Watte gepackt. Der Eindruck einer gewissen Flauschigkeit, einer abschirmenden Ummantelung entsteht umso mehr, als sich ein Polster weißen Rauschen und weichen Knackens durch den Hintergrund zieht und dort die Geburt langsam hinzutretender Tonspuren sorgsam begleitet.

Interessant machen diese Veröffentlichung – neben dem völlig wahnsinnigen Cover-Artwork – am ehesten die aufgeworfenen Fragen. Was kam vor ‚Loon‘, was wird auf ‚Loon‘ folgen und was ist da denn eigentlich in den letzten Wochen los gewesen? Nun, wer in den vergangenen Wochen ein wenig die Übersicht verloren hat – kann ja mal passieren! –, dem wird das Ende des Monats erscheinende ‚Collaborative Works‘ gute Dienste leisten: Auf dieser fürsorglichen Mini-Anthologie nämlich haben Ólafur Arnalds und Nils Frahm ihre gemeinsamen Ergüsse noch mal fein säuberlich kompiliert, damit auch ja nichts durchs Sieb fällt.

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