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Like A Pack Of Hounds

Breaking News: Marc Jacobs macht Musik! Und alle Markengören so: „Schaaaaaatz ..?“ Schatz aber kann die Jogginghose an-, die Beine oben und die Hunnis stecken lassen, denn diesen Jacobs kann man weder umhängen noch anziehen oder auftragen. Man kann ihn sich nur anhören, und ob das wirklich einen Zweck hätte, ist zu bezweifeln. Sollte die Ernüchterung nicht schon mit den langatmigen Ambient-Arrangements einsetzen, dann doch spätestens mit der Erkenntnis, dass auf ‚Like A Pack Of Hounds‘ lediglich ein modisch unscheinbarer Namensvetter ihres Fashionschnuckels die Knöpfchen massiert. Einer, der weder mit Gummiblumen à la Daisy, noch mit Louis Vuitton-Täschchen was am Hut hat oder sonst etwas auf Glanz und Gloria gibt. Sein Album erstreckt sich als unüberblickbare, lebensfeindliche und ausgedörrte Klangwüste und fängt genau dort an, wo andere Musik endet. Wäre der Post-Rock im Krieg zerbombt worden, er würde sich vermutlich genau so anhören.

Ist es riesiges Schabengetier, das dort durch die staubigen Lüfte sirrt? Ist es ein Dickhäuter, der da durchs Geröll stapft? Sind das noch Gitarren, oder sind es schon Wahnvorstellungen? Marc Jacobs entführt seinen Hörer in eine klangliche Einöde, einen Western ohne Revolver und Tropfsteinhöhlen statt Saloons. Hier wird man nicht einmal mehr von exzentrischen Noise-Tsunamis kaltgestellt, sondern langsam und bedächtig ausgemergelt und muss durstleidend im heißen Sand nach Gefälligem wühlen. Worauf man stößt, sind dürre Anflüge von Melodik, so verrauscht, körnig und zerknickt wie ein alte Polaroidfotos.

Und so setzt es sich fort, immer schön an der Außenkante der ästhetischen Verheißungen entlang. Wen nach neun Tracks trockener Kehle das Stockholm-Syndrom befallen hat, den schickt Jacobs zum Entwöhnen in die Verlängerung: Die EP ‚I’m So In Love I Almost Forgot I Survived A Disaster‘ ist dem Album freundlicherweise beigelegt. Die Beigabe umfasst sechs Tracks, die spürbar agiler ausgefallen sind, was sie möglicherweise auch zum besseren Einstiegsmaterial macht.

Ob das System Prairie rein musikalisch aufgeht, ist fraglich. Jedenfalls, wenn man es gut meint. Die großen Leerflächen im Sound dürsten nach ergänzendem (Bewegt)Bildmaterial, und tatsächlich fährt Jacobs, der neben seinem Engagement in kulturellen Projekten und Venues auch Kurator des Brüsseler Film-Festivals ist, bei seinen Liveshows zusätzlich visuelle Geschütze auf. So ist es kein Wunder, wenn sich daheim bisweilen der Eindruck einstellt, die Chose stünde auf einem Bein zu wenig. Da hat auch der sinngebende, oder eher: -tragende Projektname wenig zu kaschieren.

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