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II

‚II‘ von Metz klingt nicht schön. Weder mit guten Absichten noch mit bestem Willen. Laut, schrill, fiepend prügelt sich das kanadische Trio von Sekunde eins an durch ihr zweites Album. Der Sound ist dabei unheimlich komprimiert. Wo andere Bands wohlmöglich monatelang am perfekten Klang basteln, vermitteln Metz das Gefühl, die Instrumente direkt ins Mischpult gestöpselt zu haben. Ja, es wäre sogar keine Überraschung, wenn stellenweise auch gleich mit dem Handy aufgenommen worden ist. Je räudiger desto besser scheint das Motto gewesen zu sein. Draufkloppen, brüllen und in zwei Stunden ist die Studiomiete bezahlt.

Die Gitarre klingt dementsprechend, als würde jemand ein Dutzend Katzen in eine laufende Kreissäge schmeißen. Der Bass wummert dazu gnadenlos und Sänger Alex Edkins schmettert sich inbrünstig die Seele aus dem Leib. Für Feingeister ist ‚II‘ ganz sicher nichts. Hier geht es um Wut, Brachialität und Energie in Maximalgeschwindigkeit. Feedback und Schrottsoli werden nur Sekundenbruchteile von eingespieltem Pianogeklimper oder kleinen Shaker-Parts unterbrochen, ehe es wieder unbändig auf die Zwölf gibt.

Monströs beschreibt das wohl am ehesten. Furchteinflößend gehetzt prasselt ein Krawallteppich nieder, den es in dieser Intensität wohl seit den grandiosen McLusky nicht mehr gegeben hat. Sowohl die Waliser als auch Metz aus Toronto eint dabei, dass bei aller musikalischen Brutalität ein Hauch von Melodie übrig bleibt. Fast so als ob eine krachend zuschnappende Schrottpresse nebenher leise die Beatles pfeift.

Verzerrte Gitarren und unschlagbarer Tempowahnsinn machen ‚II‘ aus. Die Distortion-Effektgeräte, die hier miteinander verkabelt sind, lassen sich wahrscheinlich nicht an zwei Händen abzählen. Doch warum Zerhacktes wieder und wieder zerhacken? Weil es großartig ist! Grunge, Punk, Noise – Metz verbinden alles so lebendig und frisch, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als die Scheuklappen aufzusetzen und in wilder Umnachtung von einer Ecke in die andere zu schleudern.

Highlights herauszuheben fällt dabei schwer, da jeder Titel ein Hit für sich ist. Viel eher sollte ‚II‘ als ein kompletter Song verstanden werden, der sich unaufhaltsam aufwallt, anschwillt, ehe er in ‚Kicking A Can Of Worms‘, dem letzten Akt dieser Zerstörungswut, in sich zusammenbricht, ja geradezu im Krachspektakel implodiert. Im Nachhall bleibt schließlich nur der verstörend schön rauschende Tinnitus zurück.

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