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I Wonder

Australien ist in Europa nicht unbedingt für seine Progressive-Bands bekannt. Die einzige Ausnahme mit größerer Anhängerschaft dürften King Gizzard & The Lizard Wizard bilden. Ansonsten wird doch alles durch Hard-Rock-Bands wie AC/DC und Airbourne oder die äußerst spannende junge aufstrebende Punkszene mit Bands wie Clowns überlagert. Doch innerhalb der Progressive-Szene wird auch immer mal wieder ein Blick auf den kleinsten Kontinent geworfen. Denn es gibt einiges zu entdecken, wie beispielsweise Teramaze. Diese haben sich bereits 1993 formiert und mit „I Wonder“ (Wells Music) nun ihr siebtes Album veröffentlicht.

Auffällig ist, dass Teramaze mal wieder einen Wechsel am Gesang hatten. Es ist der dritte Longplayer in Folge, bei dem ein neuer Frontmann der Gruppe seine Stimme leiht. Diesmal ist es der Bandgründer und Gitarrist Dean Wells höchstpersönlich, der den vakanten Posten eingenommen hat. Es stellt sich die Frage, warum er die Aufgabe nicht schon eher übernahm. Seine wunderbare, leicht poppige Stimme erinnert etwas an Myles Kennedy. Düstere Töne oder gar Growls können von ihm nur bedingt erwartet werden.

Abgesehen davon existieren auf den ersten Blick keine größeren Neuerungen. Dafür dürften Teramaze mittlerweile einfach zu gefestigt sein. Musikalisch bewegen sie sich auf bekanntem Terrain. Die Lieder schwanken zwischen Progressive-Rock mit AOR-Einflüssen sowie sanften metallischen Phasen. Überbaut wird dies mit eingängigen und äußerst melodischen Refrains, in denen Dean Wells‘ Organ wie die Faust aufs Auge passt.

Es sind vor allem die kleinen Nuancen, die den Longplayer interessant machen, wie das metallastige Gitarrenriff im abschließenden Instrumentalteil von „Only Daylight“. Der Kopf beginnt hier automatisch im Takt zu nicken. Besondere Spannung versprechen auf „I Wonder“ vor allem die längeren und somit abwechslungsreicheren Tracks. Teramaze schaffen es in „A Deep State Of Awake“ mit seichten Growls zu überraschen, die der Band eine gut zu Gesicht stehende Kanten verleihen. Auch in „Idle Hands/The Devil’s Workshop“ oder „This Is Not A Drill“ zeigen die Australier in Sachen Komposition und Instrumentenbeherrschung ihr ganzes Können. Länge gehört eindeutig zu ihren Stärken!

Dennoch – und das macht die Platte ein bisschen ausrechenbar – bewegen sich Teramaze in den zehn Songs mit insgesamt 70 Minuten Spielzeit sehr stark in ihrer Komfortzone. Die ganz großen Überraschungen bleiben aus. Das ist etwas schade, da viele gute Ideen vorhanden sind, jedoch nicht bis in ihrer Absolutheit ausgereizt werden. So bleibt „I Wonder“ unterm Strich als ein gutes, aber eben nicht als ein sehr gutes Progressive-Rock-Album stehen.

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