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Grobschnitt – Wenn schon, dann aber auch richtig!

WS: Wer hatte die Idee, statt „nur“ einer möglichst exakten Replik der Originale (wie das bei Vinyl 2017 so üblich ist) zur Vinyl-Wiederveröffentlichungsreihe noch eine Bonus-LP zuzugeben – etwas, das man normalerweise nur im CD-Format gewohnt ist? Was sagte die Plattenfirma zum Extra-Aufwand?

Lupo:

Die Idee mit der Vinyl-Neuveröffentlichung inkl. der weißen Bonus Vinyl für jedes Album stammt von uns. In 2015 sind ja bereits alle Grobschnitt-CDs von 1972-1989 mit reichlich Bonustracks erschienen, da wollten wir bei den Vinyls natürlich auch ein Zeichen setzen und haben die „Black & White“-Vinylserie ins Leben gerufen. Das erste Dreierpack ist bereits Ende August erschienen und die Resonanzen sind vom Feinsten, was auch an der weißen Bonus-Vinyl und der umfangreichen Ausstattung liegt. Die Gatefolds sind pickepacke voll, da passt kein Blatt mehr zwischen und selbst an antistatische Innenhüllen haben wir zur Freude der vielen Vinyl-Freaks und Kritiker gedacht. Wenn schon, dann aber auch richtig! Das war schon immer unsere Maxime und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Glücklicherweise können wir uns in puncto Ausstattung und Extras voll auf unsere Major Company „Universal Music“ verlassen, die sich immer offen dafür zeigt, unsere Ideen auch in die Tat umzusetzen.

WS: Es wurden ja auch nicht einfach die Bonusstücke der „79:10“-Remasters verwendet. Welche Auswahlkriterien habt Ihr bei den Songs für die Zusatz-LPs angewandt?

Eroc:

In erster Linie, dass sie optimal auf ca. 2 x 20 Minuten drauf passen. Und dann natürlich, dass sie vom Konzept her das Ganze sinnvoll ergänzen.

grob1.jpg

„Lupo:

Bei der Zusammenstellung der Bonustracks achten wir immer darauf, kleine Änderungen oder Ergänzungen vorzunehmen. Es muss ja nicht immer alles 1:1 zur 2015er-CD sein. Bei dem zweiten Vinyl-Schub, der am 8. Dezember 2017 erschienen ist, haben wir das auch wieder so gemacht. Die Leute können sich zudem über Spielzeiten von deutlich über 20 Minuten Spieldauer je Vinylseite freuen. Erke hat in dem Punkt mal wieder alle Register gezogen und die Marke bei gleichbleibender Tonqualität bis auf 28 Minuten hoch geschraubt.

WS: Speziell für Eroc: Die Archiv-Aufnahmen wurden ja teils mit modernster Digitaltechnik wiederaufbereitet. Gab es Probleme, die Klangqualität ins „archaische“ Vinylformat zu übertragen? Und mit welchem „Wunschergebnis“ bist Du generell ans Vinyl-Mastering der Originalalben gegangen?

Eroc:

Die Übertragung ins Vinylformat ist kein großes Problem, so lange man keine übermäßigen Höhen und Tiefen hat und die Phasenlage stimmt. Schallplatten „schaffen“ in der Regel viel mehr an Klang, als gemeinhin angenommen wird.

Voraussetzung ist ein optimales Master, ein erfahrener Cutter und sein perfektes, optimal eingemessenes Schneid-Equipment. Dann können sogar noch Frequenzen und Signale überspielt werden, die man mit normalen Abtastsystemen nicht „runter“ holen kann bzw. beim ersten Abspielen zerstört. Die Probleme von Vinyl und der jetzt von vielen Leuten etwas blauäugig propagierte „schöne Vinylklang“ entstehen in der Regel beim Abspielen mit unzureichendem Equipment. Hierbei allfällige Abtastverzerrungen, ungenaue Reproduktion der RIAA-Schneidkennlinie oder Gleichlaufschwankungen und sogar das Knistern und Rumpeln der Platte, was bei der CD nicht vorkommt, empfinden viele Leute als reizvoll, warum auch immer. Es bedarf immerhin technischer Geräte von der Preisklasse eines gehobenen Mittelklassewagens, um aus einer Schallplatte 90% bis 95% von dem rauszuholen, was wirklich drin steckt.

Meine Mastering-Ergebnisse sind technisch perfekt und können 1:1 sowohl für CD als auch für Vinyl übernommen werden. Was mir beim Vinyl heute ebenso wichtig ist, wie vor 40 Jahren – dass die Platte so laut wie möglich geschnitten wird und auf jedem Plattenspieler irgendwo im Vergleich zu anderen gut oder sogar besser klingt.

Deshalb lasse ich den V-Cut immer noch bei dem bewährten Schneidestudio SST in Frankfurt machen, wo damals schon unsere „Jumbo“, „Rockpommel’s Land“ oder auch meine „Eroc 2“ und „Eroc 3“ überspielt wurden. Neben den sogenannten Hardcore-Vinyl-Freunden mit dem gehobenen Equipment, gibt es schließlich noch eine Menge Plattenliebhaber, die nur einen Standard Plattenspieler besitzen. Die sollen natürlich auch in den Genuss kommen, die neue Black & White Serie so gut wie möglich zu hören.

WS: Ein paar Fragen zu den Alben an sich und der Zeit ihrer Entstehung. Das Debütalbum hatte meiner Auffassung nach (Ihr dürft mich gerne korrigieren) noch einen recht starken Jazzrock-Einschlag, der auf den folgenden Alben nicht mehr so stark bis gar nicht mehr zu hören war. Wer brachte diese Jazz/Fusion-Elemente hauptsächlich ein und warum verschwanden sie auch wieder recht schnell?

Lupo:

Wenn ich heute die vielen euphorischen Reviews über unser Debütalbum von 1972 lese, wird mir ja fast schon ein wenig schwindelig. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir bei der Erstveröffentlichung vor genau 45 Jahren mehr als gespannt waren, wie die Reaktionen in der Öffentlichkeit ausfallen würden. Wir hatten ja keinerlei Erfahrungen, waren aber sehr von unserer Musik überzeugt, zumal wir die Titel auch vorher schon live gespielt hatten und diese bei den Leuten auch gut ankamen. Heute zählt das Album zu den „Juwelen“ der Krautrockepoche. Was den jazzrockigen Einschlag betrifft, gibt es dafür eine simple Erklärung. Wir hatten bereits zu Zeiten von „The Crew“ und „Charing Cross“ (Grobschnitt-Vorgänger-Bands) ein Faible für ausgedehnte Improvisationen. Ob im Übungsraum oder live auf der Bühne, wir haben uns einfach von den eigenen Inspirationen tragen lassen. Bei dem Grobschnitt-Debütalbum spielten wir ja auch noch in einer Sextett-Besetzung mit zwei Schlagzeugern. Mit so einer tollen Rhythmus-Sektion im Rücken hat es richtig Spaß gemacht, bis zum Geht-nicht-mehr zu improvisieren.

jumbo.jpg „Stilistisch variierte das je nach Lust und Laune querbeet zwischen Jazzrock, Blues, Latino-Swing sowie Psychedelic und gipfelte meistens in endlosen Gitarrensoli. Stücke wie ‚About my Town‘ oder ‚The Machine‘ klingen auch heute noch so, als ob wir sie gerade erst eingespielt hätten. Für uns waren diese Sessions eine richtig gute Schule und die Basis für das spätere „Solar Music“. Auch wenn die Jazzrock-Elemente später nicht mehr so im Vordergrund standen, haben wir sie trotzdem immer wieder mal einfließen lassen. Bestes Beispiel dafür ist die 16-minütige Jam-Session „Finale Wesel“ aus dem Jahr 1978 von unserer „Solar Movie-Box“.

WS: Mit „Ballermann“ habt Ihr Euch ja von sämtlichen Erwartungen an deutsche Rockbands gelöst. Wo viele Kollegen in die elektronische Avantgarde oder alternativ den Hardrock abwanderten, zeigten sich bei Grobschnitt eher ein Wandel zu britisch klingenden Progressive- und Symphonic-Rock-Elementen. Wart Ihr von Bands wie Yes oder Pink Floyd tatsächlich bewußt beeinflusst oder hattet Ihr einfach nur „zufällig“ die selben Einflüsse (Rock, Klassik, Folk, Jazz etc.)?

Lupo:

Auf der ersten Vinyl sind mehr konzertante Stücke, während auf der zweiten Vinyl nur „Solar Music“ zu hören ist. Eigentlich trafen da musikalische Welten aufeinander und als deutsche Band wurde man ja sofort in eine Schublade gepackt. 1974 lief das ja alles noch unter dem Phänomen Krautrock, heute geht die Definition ja schon mehr differenziert in Richtung Progressive-Rock oder Classic-Rock. Äußere Einflüsse spielten im Unterbewusstsein natürlich auch eine Rolle, keine Band und kein Musiker bleiben davon unberührt, weil es auch den eigenen Musikhorizont erweitert. Mögliche Einflüsse für „Solar Music“ kann ich aber völlig ausschließen, ich wüsste auch nicht, wer uns da inspiriert hätte. Das berühmt berüchtigte d-Moll Gitarrenthema habe ich ja bereits 1968 mit der Grobschnitt Vorgänger Band „The Crew“ zum ersten Mal bei einer Improvisation gespielt, woraus dann später „Solar Music“ entstanden ist. Da waren wir der Zeit bereits weit voraus und der Weg wies in die richtige Richtung.

Unser Keyboarder Volker „Mist“ hatte zweifelsohne eine besondere Vorliebe für konzertante Musik, die sich besonders gut mit meinen melodischen Gitarrenlinien und Willis Gesang ergänzte. Er hatte auch ein Faible für die Musik von Yes, ohne aber auf den Gedanken zu kommen, diese auf Grobschnitt zu übertragen. Dazu waren die musikalischen Gegensätze in unserer Band auch viel zu groß. Wenn man Erke fragte, ob er Yes kenne, sagte er immer „NÖ“. Willi hatte die zu dieser Zeit auch nicht so auf dem Schirm und selbst Pink Floyd waren nicht unbedingt unsere Heroes. Unser damaliger Bassist „Baer“ hörte von morgens bis abends Queen und ich war schon immer der klassische Melodiegitarrist und habe mich auch von Gitarristen wie Peter Green inspirieren lassen. Als Fleetwood Mac 1968 ‚Albatros‘ veröffentlichten, bin ich ja fast wahnsinnig geworden und habe mir das Stück zehnmal am Tag angehört. Was Grobschnitt betrifft, haben wir uns nie einen Kopf darüber gemacht, ob wir jetzt Krautrock, Progrock, Artrock, Spacerock oder weiß ich was spielen. Erke hat vorgezählt und dann rauchten die Verstärker!

balli.jpg „WS: Die Studioversion von „Solar Music“ auf Ballermann hat ja von bandinterner Seite bisweilen harsche Kritik abbekommen. Habt Ihr mittlerweile Euren Frieden damit gemacht – und, Hand aufs Herz: Hattet Ihr es manchmal satt, „Solar Music“ zu spielen?

Lupo:

Nicht die gespielte Studioversion, die finde ich genial, sondern der nicht so optimale Sound der Erstveröffentlichung von 1974. Mittlerweile ist auch Ballermann längst neu remastert und alles klingt gut. „Ballermann“ ist eines meiner Grobschnitt-Favoriten mit Klassikern wie ‚Magic Train‘, ‚Nickel Odeon‘ und ‚Solar Music‘. Was die Livepräsentation betrifft, war ‚Solar Music‘ immer das Herzstück unserer Konzerte. Über 1300 Mal haben wir das Epos immer wieder in neuen Variationen auf der Bühne gespielt. Wir spielten, wie wir uns fühlten und so manches Mal gingen wir mit dem Bewusstsein von der Bühne, ‚Solar Music‘ mal wieder für die Ewigkeit gespielt zu haben.

Eroc:

Nein, ich hatte es niemals satt, ‚Solar Music‘ zu spielen. Ganz im Gegenteil: ich (und da darf ich guten Gewissens auch für meine Bandkollegen sprechen) freute mich jeden Abend auf’s Neue auf das große „Abenteuer“ ‚Solar Music‘. Auch wenn dabei feste Strukturen im Spiel waren; es gab um sie herum und sogar in ihnen jeden denkbaren Freiraum für spontane, gefühlsmäßige Ausbrüche der Musiker. Jeder konnte jederzeit machen, was er wollte. Und das Beste dabei war, wenn die Anderen das sofort nachvollzogen und mit einstiegen. Paradebeispiele sind z.B. meine Parts mit unserem Keyboarder Volker „Mist“. Da brauchte es gar keinen Augenkontakt mehr, um einen völlig neuen Part, spontane Harmoniewechsel oder ungewöhnliche Rhythmen so darzubieten, als seien sie vorher perfekt eingeübt worden. Es genügte das gemeinsame Feeling, untermauert von der unglaublichen Routine, die man bekommt, wenn man über Jahre hinweg im Übungsraum gerne (!) zusammen improvisiert und dann jeden Abend auf der Bühne immer wieder diesen totalen Freiraum bekommt, den nur so etwas wie Solar Music bietet.

WS: Grobschnitt waren und sind dank moderner Social Media-Plattformen wieder eine Band, die sehr nahe an ihren Fans dran ist. Für die reichlich luxuriöse und konsequenterweise recht preisintensive „Rockpalast“-Box musstet Ihr, neben dem natürlich auch vorhandenen Lob, viel recht harsche Kritik von Fans einstecken. Ich muss gestehen, dass auch ich persönlich in diesem Fall zum ersten Mal eine Grobschnitt-Veröffentlichung nicht mit meinem Budget vereinen konnte, aber die bisweilen recht derben Anschuldigungen und persönlichen Angriffe von Fans haben auch mich dann doch bisweilen ein wenig schockiert. Geht das noch an Euch, sprich, tut harte (und bisweilen eben auch überzogene) Kritik von Fanseite immer noch weh und beeinflusst der Fankontakt Eure Entscheidungen bezüglich neuer Veröffentlichungen?

Lupo:

Wir relativieren das mal ein wenig. Ich mache mir interessehalber von Zeit zu Zeit ein persönliches Bild davon, was die Leute bei den einschlägigen Onlinehändlern wie JPC, Amazon etc. für Kommentare schreiben.

A1kmX+hyamL._SL1500_.jpg „Da sehen die Resonanzen aber mal ganz anders aus. Was die Preisgestaltung der „Solar-Movie“-Box betrifft, hatten wir in Anbetracht der wirklich luxuriösen Ausstattung definitiv keine andere Wahl. Das alles detailliert aufzulisten, übersteigt die Phantasie der Leute und ehrlich gesagt, haben wir auch keine Lust dazu. Die Alternative wäre gewesen, den Rockpalast nicht zu veröffentlichen. Und genau darüber haben wir im Vorfeld auch intensiv nachgedacht und sind froh, das Projekt letztendlich doch realisiert zu haben, weil es eine einzigartige Erinnerung an denkwürdige Grobschnitt-Momente darstellt. Diejenigen, die sich die Box gekauft haben, wissen was ich meine. Allen anderen, die uns zum Thema Preis oder Zusammenstellung der Box geschrieben haben, habe ich zur deren Überraschung persönlich sehr ausführlich geantwortet. Aber mit keinem Dreizeiler, sondern detailliert auf drei DIN- A4-Seiten. Die Resonanz darauf war umso schöner, weil sich die Leute die Box dann doch gekauft haben. Oft ist der zweite Blick einfach besser. Ein uns nicht bekannter Amazon Kunde schrieb dazu einen Kommentar, der es auf den Punkt bringt.

[i](Lest besagten Kommentar hier auf der Artikelseite von Amazon. – Anm. des Redakteurs)[/i]

Eroc:

Ich persönlich nehme Kritik oder Lob im Web nicht allzu ernst. Oft ist es mir sogar völlig egal, was dort losgelassen wird, speziell, wenn es sehr harsch zur Sache geht oder nur gelobhudelt wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie (vor)schnell man was in die Tasten hackt, das einem hinterher leid tut, wenn man’s ein paar Tage später nochmal liest. Es gibt genug Leute, die nächtelang besoffen vor ihrem PC hocken und ihre persönlichen Probleme in Form von „Kritik“ am Produkt oder dem politischen Tagesgeschäft ausbreiten und aufarbeiten wollen. Der Bildschirm ist geduldig und antwortet nicht, also mit beiden Fäusten frei drauf los ohne Rücksicht auf Form und Facette. Ich selber spreche und diskutiere viel lieber direkt und persönlich, denn nur respektvoller Dialog bringt uns weiter. Und wenn jemandem der Kragen platzt und er mal eben mehr oder weniger abdreht – meine Güte, was soll’s? Selbst bei Solar Music war das damals an der Tages- oder besser: Abendordnung, oben wie unten. Und hinterher an der Theke lagen sich sowieso alle wieder in den Armen.

Nur ein (persönliches) Beispiel: Auf die Äußerung eines interessierten Käufers der Solar Music Box, was denn der „Blödsinn mit den bunten Vinylscheiben“ solle, er habe keinen Plattenspieler mehr und sei nicht gewillt, dafür auch noch Knete auszugeben, teilte ich ihm mit, er könne sich die (roten und orangenen) Vinyl-Scheiben ja schließlich an seine Wand nageln, dann hätte er permanent die Sonne in seinem Wohnzimmer. Ich denke, das war 1:1, oder?

WS: Die „Gretchenfrage“: Waren Grobschnitt nun eine für Stadien prädestinierte Band, die nie den ihnen rechtmäßig zustehenden Erfolg hatte oder eine hart arbeitende Grassroots-Band, die zufällig viel erfolgreicher wurde, als sie das je geplant hatte?

Lupo:

Weder das eine, noch das andere. Wir haben nie unseren Erfolg geplant, alles was wir erreicht haben, ist einfach so passiert. Dahinter steckte aber stets der eiserne Wille, den Leuten etwas „Besonderes“ zu bieten. Dieses Besondere hat uns stets ausgezeichnet und wie ich permanent in der Journaille lesen kann, einen legendären Kultstatus eingebracht. Jede Tour, die wir gemacht haben, hatte für das Publikum und auch für uns etwas Überraschendes. Wir freuten uns darauf, neue Städte und Dörfer kennenzulernen und mit den Leuten auch nach den Konzerten noch eine Menge Spaß zu haben. Festivals spielten bei unseren Tour-Planungen bekanntermaßen eher eine untergeordnete Rolle. Die Leute wollten Grobschnitt nach Möglichkeit vier Stunden live erleben und nicht nur 60-90 Minuten. Trotzdem haben wir einige große Open-Air Festivals gespielt und hätten mit ‚Solar Music‘ bestimmt auch jedes Stadion zum Brennen gebracht. Kürzlich schrieb ein Kritiker über uns: „Auch wenn Grobschnitt in den 1970ern und 1980ern populär waren, ihren tatsächlichen Stellenwert kennt man erst heute“. Wir freuen uns darüber und glauben auch, dass wir es verdient haben, immer noch so im Fokus zu stehen.

Eroc:

Es gab in all den Jahren nur einen einzigen Plan: arbeiten und arbeiten und arbeiten. Und zwar direkt auf das unmittelbare Ziel hin: das Konzert am Abend, das neue Stück, das nächste Album. Wie sich das dann entwickeln und wohin es letztendlich führen würde, das war das eigentliche Abenteuer. So wie heute, wo plötzlich unser „Vermächtnis“ derartige Euphorie bei den Fans und Kritikern auslöst, wie wir uns das noch vor ein paar Jahren nicht vorgestellt hätten.

WS: Auf die Gefahr hin, dass Ihr es nicht mehr hören könnt: wie stehen die Chancen, dass man Grobschnitt, in welcher Form auch immer, noch einmal auf der Bühne zu sehen bekommt?

solm.jpg „Lupo:

Ich liebe diese Frage, weil sie in den letzten Jahren in jedem Interview gestellt wurde. Wir sind auch nicht müde geworden, darauf zu antworten. Richtig ist, dass wir in den letzten Jahren ohne Pause an unserem Gesamtwerk gearbeitet haben und damit auch noch nicht fertig sind. Projekte wie „79:10“ oder „Solar Movie“ entstehen nicht mal so eben im Handumdrehen, sondern sind in ihrer Komplexität äußerst zeitintensiv. Niemand auf diesem Planeten hat doch im Traum daran gedacht, dass wir diese Projekte jemals realisieren würden. In 2017 haben wir uns mit der neuen „Black & White“-Vinyl-Serie beschäftigt, sodass kaum Zeit für andere Aufgaben blieb. Auch jetzt stecken wir wieder voll in den Vorbereitungen für das nächste Box-Set-Projekt 2018 und parallel dazu läuft auch die „Black & White“-Serie weiter. Wir wissen nur zu gut, dass unsere Uhr und die vieler Grobschnitt-Freunde nicht ewig tickt und schieben das Thema „Live“ auch nicht kategorisch an die Seite. Nur sagen wir hier und heute auch nicht „Ja“ um die Gemüter zu beruhigen, sondern lassen alles auf uns zukommen.

WS: Kleine Bonusfrage: Wann kommt endlich die große Grobschnitt-Autobiografie?

Eroc:

Wir schreiben doch seit „79:10“ schon daran und sind längst noch nicht fertig damit. Lass Dich also überraschen, wir haben noch einiges in der Pipeline.

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