|

Et Liber Eris

Wow – für einen Moment könnte man denken, hier gibt es einen neuen Song von Opeth im Stil von „Sorceress“. Denn so klingen die ersten zwei Minuten von ‚The Sentinel‘ auf dem neuen Album der italienischen Prog-Metaller von Adimirion – inklusive dem Gesang. Psychedelisch, ruhig und düster ist der Album-Opener. Auch die Stimme von Sänger Sami El Khadi erinnert an seinen schwedischen Kollegen. El Khadi kann wie auch Mikael Akerfeldt exzellent growlen, vor allem tut er es im Gegensatz zu seinem offensichtlichen Vorbild auch! Und das weder zu knapp noch zu zurückhaltend! Aber eines nach dem anderen.

Die Parallelen sind groß, auch wenn man spätestens beim zweiten Titel ‚Zero Sum Game‘ feststellt, daß die Italiener natürlich (hoffentlich!) durchaus ihren eigenen Touch mitbringen. Das hier ist wunderbares Material, das im „klassischen Sinne“ düsteren, stimmungsvollen Metal mit Progressive Rock kombiniert. Und die drei Herren und die Dame am Bass verstehen ihr Geschäft. Immerhin liegt hier bereits das dritte Studioalbum seit 2011 des Quartetts aus Rom vor. Es gibt auf diesem Album etliche Perlen zu entdecken. ‚Joshua Tree 37‘ ist ein astreiner, stimmungsvoller Prog-Death-Song: Hier werden ausufernde Gitarrensoli mit derben Growls verheiratet, zahlreiche, beinahe chaotisch anmutende Tempo- und Rhythmuswechsel prägen den Song genauso wie die bedrohliche Grundstimmung. ‚The Coldwalker‘ besticht mit einem einleitenden Gesangselement, das an Katatonia erinnert. Der Song ist eher langsam, wesentlich geradliniger aber nicht weniger atmosphärisch.

So oder ähnlich geht es auch auf der zweiten Hälfte des Albums weiter, das acht Songs und 42 Minuten Laufzeit umfasst. Es gibt wütend-explosive Ausbrüche von unkonventionellen Riffs mit langgezogenen, gequälten Growls, denen immer wieder Klargesang und eher ruhiger Ambient-Rock mit Gothic-Feeling und unverzerrten Gitarren gegenüber gestellt werden. Weil es sich einfach aufdrängt, und das ist nicht despektierlich gemeint, zum Ende nochmals etwas Namedropping als Zusammenfassung: Wer Opeth allgemein oder ihre Mittlere Schaffensphase im Besonderen liebt, und wer die letzten Album von Katatonia und Gojira mochte, der dürfte „Et Liber Eris“ entzückend reizvoll finden, nein, der MUSS dieses Album kennenlernen. Besonders, weil die Italiener mit den beschriebenen Zutaten durchaus eine eigenständige Note finden und somit definitiv nicht in die Kategorie der „schlechten Kopie“ einsortiert werden dürfen. Ich würde sogar sagen, die vier Musiker aus Rom haben das Potential, in naher Zukunft als ebenbürtige Kollegen der genannten Bands zu gelten.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar