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10×10

Ob man nun weiß, wer Ronnie Montrose war oder nicht, die Gästeliste seines posthum veröffentlichten letzten Studioalbums dürfte jedem Fan erdiger Classic- und Bluesrockklänge die Freudentränen in die Augen treiben. Sammy Hagar, Glenn Hughes, Edgar Winter, Eric Martin (Mr. Big), Dave Meniketti (Y&T), Mark Farner (ex- Grand Funk Railroad), Gregg Rolie ex-Journey, Santana), Tommy Shaw (Styx), Steve Lukather, Joe Bonamassa, Ricky Phillips (Styx) und Eric Singer (KISS) – letztere beiden haben das Album auch produziert und organisiert. Schade freilich nur, daß von Ronnie selbst nur Rhythmusgitarren zu hören sind, da er zu Lebzeiten nicht mehr dazu kam, die Soli selbst einzuzimmern. Doch dank der beeindruckenden Liste an Namen gibt es natürlich dennoch jede Menge großartiger Gitarren zu hören.

Was „10×10“ aber wirklich empfehlenswert macht, ist nicht nur das Stelldichein alter Wegbegleiter und Fans, sondern die schiere Qualität der Songs. Alleine der Opener ‚Heavy Traffic‘ mit Leadvocals von Eric Martin ist ein derart launiger, ungekünstelter Hardrocker mit Siebziger-Vibes, der einmal mehr verdeutlicht, wie wenig die heutigen Siebziger-Revival-Bands vom Flair der Ära wirklich verstanden haben. In die selbe Kerbe haut der Ohrwurm ‚One Good Reason‘. Für Abwechslung sorgen eine Handvoll bluesiger Songs wie das mit Edgar Winter und Rick Derringer eingespielte ‚Love Is An Art‘ und die von Gregg Rolie gesungene Megaballade ‚I’m Not Lying‘, die zwar nicht ganz die Intensität von Gammas ‚Wish I Was‘ erreicht, aber klar im selben Park wildert. Gleiches gilt für den coolen Shuffle-Groover ‚Color Blind‘ mit Sammy Hagar (immer noch der beste Interpret für Montrose-Songs!) und Steve Lukather, das angefunkte ‚Still Singin‘ With The Band‘, bei dem Glenn Hughes sich einmal mehr als stimmlich unkaputtbar erweist. Ebenfalls außergewöhnlich das mit epischen Gesangslinien und bombastischem Arrangement versehene ‚The Kingdom’s Come Undone‘, bei dem Joe Bonamassa zeigt, das er noch nicht komplett im braven Mainstreamblues versunken ist, sondern immer noch die Rock’n’Roll-Sau rauslassen kann, wenn er nur will.

Auch wenn es natürlich schade ist, daß hier nicht mehr von Ronnie als Gitarrist zu hören ist, ist „10×10“ ein gelungenes Abschiedsgeschenk an einen der unterbewertetsten Rock’n’Roll-Gitarristen, der sich zu Lebzeiten immer auch gerne selbst im Weg gestanden hat. Darüber hinaus ist es aber auch ein zeitloses, gelungenes Hard-/Bluesrockalbum, das Fans bodenständiger, Siebziger-beeinflußter Mucke (die Gästeliste steckt die Zielgruppe dabei schon ziemlich gut ab) ohne Hörprobe ans Herz gelegt werden kann.

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