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Zeke – Gott fährt einen V8

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„Den Appitizer des Abends liefern Morbo aus Lima mit schrammeligen Garagen-Punk. Ein wenig ehrfürchtig, aber gewillt, die Tour in einer anderen Welt in vollen Zügen aufzusaugen, spielt das Quartett um sein Leben, im wahrsten Sinne des Wortes. Da stoßen auch die Bitten, am Merch-Stand ordentlich zuzugreifen, damit sie sich den Flug zurück leisten können, nicht böse auf. Die Jungs kommen mit der Zeit immer mehr aus sich heraus, vor allem ihr Sänger tut sich hervor, in dem er singt, brüllt, Grimassen schneidet, herumflippt und in wildem spanglisch kommuniziert. Die multilinguale Kommunikation wird den ganzen Abend über Sinnbild für eine grenzenlose Szene sein. Auf jeden Fall rocken sich die vier Peruaner eine gute halbe Stunde lang enthusiastisch und mit viel Charme durch ihre eigenen Songs, die irgendwo zwischen den Ramones, rotzigen The Hives, Dwarves und frühen Angry Samoans liegen. Die vier Punker haben sichtlich Spaß an ihrer Mission, genauso wie das Volk vor der Bühne.

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„Die Zwischenmahlzeit fällt überraschend eigenwillig aus, denn dem Vorgeschmack auf der Bandcamp-Seite von La Flingue zu urteilen, würde jetzt eine Mischung aus Garagen-Punk und Mod im Hafenklang erschallen. Was dann aber auf der Bühne abgeht, damit haben wahrscheinlich die Wenigsten gerechnet. Die musikalische Richtung stimmt schon mal mit der erwähnten überein, doch mischt sich noch ein gehöriger Schuss NDW hinzu, denn der anzugtragende Sänger artikuliert sich in einem Crossover aus französisch, englisch und eigenwilligem deutsch, aber durchaus gekonnt und ausdrucksstark.

Songs wie ‚Hass, Hass, Hass – Ich hab dich nicht so gern‘ oder ‚Tanz auf dem Müll‘ versprühen Ideal/Grauzone-Feeling. Immer in Action steht der Frontmann mal direkt im Publikum, mal an der Seite von Pfeilern verdeckt. Zwischendurch tapeziert er das eigene Gesicht mit schwarzem Klebeband. Für den Gitarristen gibt es nach dem dritten Song auch kein Halten mehr, während der Basser seinen Part locker herunterspielt. Die Energie, die von La Flingue ausgeht, springt leider nicht so ganz auf die anderen Anwesenden über. Es wird zwar frenetisch applaudiert, aber nicht getanzt. Ist halt ein Montagabend und hanseatische Distanziertheit, ein ureigenes Phänomen. Auf jeden Fall haben die Franzosen ihre Chance genutzt, misst man dies am Zulauf am Merch-Stand.

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“ Dann stellt der Teufel die Lautstärke auf 11 und hat damit sein Job als Soundmann erledigt. Wie ein V8 im roten Drehzahlbereich, der durch einen Tunnel brettert, legen Zeke ohne Vorwarnung oder ein Hallo los. 15 Minuten prügeln sich die Jungs um Marky Felchtone ohne Pause in einem atemraubenden Tempo durch ihre Songs. Dies ist kein Poser-Schlitten, sondern ein rostiges Muscle-Car auf der Suche nach Opfern. Ohne Gnade, ohne Mitleid! Der helle Wahnsinn! Nach einer kurzen Sabbel-Pause, in der man kurz durchatmen kann, gibt es die nächsten Songs in Reihe in der Fresse geballert. Regelmäßig werden die Gitarren hoch gerissen, die Gitarrenhälse gekreuzt und jedes Rock’n’Roll-Klischee ad absurdum geführt, durch den Dreck gezogen. Der Bollide Zeke rotzt, was der Motor her gibt. Und er hat Energie für fünf Bands. Zeke sind nicht zu bremsen, denn wer bremst verliert!

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„Mit der Zeit braucht der Vierer aus Seattle mehr Pausen, in denen Nonsense gequatscht wird. Gelästert über die wahren Gründe für den früheren Rauswurf des Tieftöners Kurt Kolfelts: Drogen, Alkohol und Gewalt. White Trash als Lebensgefühl. Was sonst? Vor der Bühne geht immer noch nicht viel, aber ein Blick in die Gesichter der Anwesenden zeigt, die Power, die Zeke entladen wird dankbar aufgesogen und bei ‚Shout It Out Loud‘ wird dann auch laut mitgegröhlt und die Fäuste gereckt. Über eine Stunde treten Zeke aufs Gaspedal bis der Tank leer ist und der V8 zum Abkühlen in die Garage muss. Ein kurzes Bye, das Feedback hoch gerissen und ein Adrenalin getränkter Abend ist vorbei.

Redaktion: Daniel Frick
Fotos: Matthias Haslauer

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