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With The 21st Century Symphony Orchestra & Chorus

Foreigner melken die Kuh so kompetent wie keine andere Band. In den letzten zehn Jahren hat die Band zwar nur ein vollständiges Studioalbum veröffentlicht, aber mehr als ein Dutzend (!) Live-, Akustik- und Re-Recording-Scheiben, DVDs und „offizielle“ Compilations. Selbst bei einer Band mit einem derartig hochwertigen Backkatalog wie Foreigner kann man ruhig sagen, dass das ein wenig übertrieben ist.

Aber, wo ich gerade den Backkatalog erwähnte: is‘ ja nich‘. All diese Veröffentlichungen enthalten nämlich mehr oder weniger die selben Songs – und das sind im Prinzip die gleichen Klassiker, die die Band auch schon 1981 bei RockPop In Concert spielte. Natürlich, ohne ‚Juke Box Hero‘, ‚Cold As Ice‘, ‚Feels Like The First Time‘, ‚Urgent‘ oder ‚Waiting For A Girl Like You‘ geht eben keine Foreigner-Show vorbei – doch wie viele (marginal) verschiedene Versionen dieser Songs braucht der Fan?

Nun also alles nochmal mit Orchester. Dave Egger und Chuck Palmer haben zu diesem Zweck den Songs orchestrale Arrangements verpasst. Neue Facetten holen die beiden aber nicht aus den Songs heraus – in den meisten Fällen beschränken sich die orchestralen Einlagen auf das Mitspielen der Keyboardpassagen oder sogar lediglich auf ein Intro. Das ist aber vielleicht auch ganz gut so, denn wenn zum Beispiel bei ‚I Want To Know What Love Is‘ das Orchester einmal in den Vordergrund treten darf, kippt die ganze Chose leider über die süß-schleimige Kitschgrenze ins Schlagerhafte. Und nicht ins ironische Guildo- und Dieter Thomas-Ding, auch nicht ins jugendlich-sexy getarnte Party-Revier von Helene und Vanessa, sondern zu Roland Kaiser und Howard Carpendale anno 1982. So richtig funktionieren tut das Ganz eigentlich nur bei einem Song: ‚Starrider‘ klingt mit der – hemmungs- und schamlos überladenen! – Orchestrierung wie direkt von Michael Kamens „Highlander“-Soundtrack entkommen und sorgt für echte Gänsehaut.

Und genau da liegt der Hund begraben. Die hier dargebotenen, musikalisch eher relativ simplen Singlehits von Foreigner haben im Gegensatz zu den progressiveren Kollegen wie Styx, Kansas oder Yes eben von Natur aus wenig Anlage fürs Orchestrale – so bleibt im Bestfall ein Nebeneinanderherspielen, im schlimmsten Fall eben auch mal die Entgleisung. Hätte die Band sich wenigstens ein wenig mehr Mühe bei der Auswahl der Songs gemacht – mit ‚Girl On The Moon‘, ‚Spellbinder‘, ‚Real World‘, ‚Blinded By Science‘, ‚Tremontane‘ oder ‚Ready For The Rain‘ befinden sich durchaus Songs im Backkatalog der Band, die sich für die Orchesterbehandlung angeboten hätten. Aber dafür hatten sich Jones und Co ja aus der Sicherheitszone begeben und eventuell sogar nochmal proben müssen. Also bleibt’s beim Rehash der selben Songs wie auf den letzten Livescheiben – und einer außer für Foreigner-Alleskäufer und denen, die die Songs von Foreigner gerne extrakuschelweichgespült haben möchten, trotz des natürlich perfekten Handwerks recht uninteressanten Veröffentlichung.

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