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Winwood: Greatest Hits Live

Auf dem Papier klingt das erst einmal wie eine großartige Idee. Ein Livealbum von Steve Winwood, welches seinen kompletten Backkatalog umfasst und seine ganze Karriere von der Spencer Davis Group über Traffic und Blind Faith bis zu seinen Soloalben abfeiert.

Diese hohen Erwartungen kann „Greatest Hits Live“ aber leider nicht ganz erfüllen. Denn leider ist die Soundqualität der gut gefüllten Doppel-CD eher durchschnittlich ausgefallen. „Sourced from Winwood’s personal archive of live performances“, steht da. Heißt unterm Strich, hier wurde wohl direkt aus dem Soundboard (Mischpult) ein Stereofeed aufgenommen. Das bedeutet, daß ein Nachbearbeiten des Signals nicht mehr möglich ist. So kommt es, das bei den meisten Songs nur mit höchster Anstrengung Bass und Gitarre auszumachen sind, auch die Drums gehen oft unter. Dafür stehen Winwoods Gesang und Keyboards teilweise extrem weit im Vordergrund – schön, wenn man mal genau hören will, was „der da so spielt“, wer aber auf ein harmonisches Gesamtklangbild Wert legt, wird hier wohl eher enttäuscht. Durch das unausgewogene Klangbild kommt leider selten so etwas Druck auf, so daß manches auf der Bühne mit Sicherheit durchaus beherzte Solo und manche spannende Improvisation wirkungslos verpufft. Da, wie bei Soundboard-Aufnahmen üblich, auch vom Publikum so gut wie gar nichts zu hören ist, kommt auch keine rechte Konzertatmosphäre auf, die bei Livealben ja schon öfter über Soundschwächen hat wegsehen lassen.

Auch die Tracklist weiß nicht hundertprozentig zu begeistern. Einerseits ist es natürlich immer schön, die alten Traffic-Sachen wie ‚Medicated Goo‘ oder ‚John Barleycorn (Must Die)‘ zu hören, andererseits gibt es genügend Live-Material von Traffic, das mit besserem Sound und abenteuerlicherer Performance aufwarten kann. Dafür wird Winwoods Solokarriere gerade einmal gestreift – abgesehen von ‚Fly‘ und ‚Why Can’t We Live Together‘ aus den 00er Jahren ist der neueste Song ‚Roll With It‘, und der ist immerhin schon von 1988. Aber auch aus den Siebzigern und Achtzigern fehlen eine ganze Menge Hits. ‚Valerie‘, ‚Talking Back To The Night‘, ‚Finer Things‘, ‚Spy In The House Of Love‘, ‚Spanish Dancer‘, ‚Don’t You Know What The Night Can Do?‘ und sogar den Spencer Davis Group-Evergreen ‚Keep On Running‘ sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es eine auf acht Minuten gekürzte Version von ‚The Low Spark of High-Heeled Boys‘, die dem Original in keinster Weise gerecht wird.

Natürlich sind die enthaltenen Songs dennoch allesamt Klassiker der Pop- und Rockgeschichte. Außer für Fans ist diese Scheibe aber aufgrund der einseitigen Songauswahl und des schwachbrüstigen Sounds dennoch nicht zu empfehlen. Der 1979er Hit ‚While You See A Chance‘ mag zwar vertreten sein, aber das täuscht auch nicht darüber hinweg, daß mit „Greatest Hits Live“ die Chance auf ein großartiges Livealbum ziemlich vertan wurden.

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