|

When People Grow, People Go

Nach dem Abstecher in die Gefilde des Grunge namens ‚No One Deserves To Be Here More Than Me‘, kehren Blacklisted mit ‚When People Grow, People Go‘ überraschend zu ihren Hardcore-Wurzeln zurück. Der Kreis schließt sich. Neu erfindet sich Blacklisted dabei allerdings nicht. Wer mit ‚No One Deserves…‘ nichts anfangen konnte, weil die Platte stilistisch sehr vom ursprünglichen Stil abwich, wird sich über die härtere Gangart freuen. Wer jedoch gespannt war, welchen Wahnsinn die Band sechs Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung dieses Mal ausgeheckt hat, den dürfte ‚When People Grow…‘ eher ernüchtern. In ihrem jüngsten Machwerk geben sich Blacklisted nämlich erstaunlich…konservativ.

Neu im Repertoire sind vereinzelte Melodieeinschübe, die den gewohnt düsteren Klang akzentuieren und dem ganzen einen Touch von Melodic-Hardcore verleihen. Die Produktion kann man ohne Weiteres als überaus gelungen bezeichnen. Der Bass grunzt zornig, die Gitarren transportieren die Akkorde prägnant in den Gehörgang und der Sound drückt nur so aus den Boxen. Genau darin liegt aber auch ein wenig das Problem der Scheibe. Was für jede andere Hardcore-Band eine Adelung wäre, bringt einen bei Blacklisted ins Grübeln, zeichnete sich die Jungs aus Philadelphia doch über die Jahre hinweg gerade durch ihren ‚unbequemen‘ und eigenständigen Sound aus. ‚Heavier Than Heaven, Lonlier Than God‘ untermalte mit rauen, kreischenden Gitarren, Hirschs wütenden Selbsthass. ‚No One Deserves…‘ war geradezu ein klangliches Mahnmal an die Zerbrechlichkeit der menschlichen Psyche und lieferte einige der ehrlichsten und gleichermaßen besorgniserregendsten Texte über eine zerrüttete Seele. ‚When People Grow…‘ ist dagegen ’nur‘ ein gutes Hardcore-Album. Es ist abwechslungsreich, hat einige herausragende Stellen und trägt unverkennbar den Blacklisted-Stempel. Dennoch fehlt das gewisse Quäntchen an Übertreibung, das frühere Platten ausmachte.

Nicht abhanden gekommen ist der Band jedoch ihr Nihilismus. Schon das melancholische Intro des ersten Songs, ‚Insularized‘, lässt daran keinen Zweifel aufkommen. ‚We all die disguised‘ verlautbart Hirsch mit resignierendem Unterton. Thematisch arbeitet auch dieses Album erneut die Gefühlswelt des Sängers auf, die von Verlust, Enttäuschung und der Unfähigkeit zu sozialen Beziehungen geprägt ist. Mit ‚Turn The Pike‘ und ‚Riptide‘ nimmt das Album direkt an Fahrt auf und erinnert an die Anfangsphase der Band. Kompakt aber abwechslungsreich kommt ‚Gossamers‘ daher, das auf bittere Weise mit Lästermäulern abrechnet. Am Ende von ‚Foreign Observer ‚lässt Hirsch fast schon so etwas wie eine Gesangsstimme erkennen, die sich in die Gitarrenmelodie einschmiegt. ‚Deeper Kind‘ und ‚Calenders‘ wirken hingegen ein wenig uninspiriert und monoton, während sie den Hörer regelrecht bis zum Ende durchprügeln. Das mit dreieinhalb Minuten längste Lied (immerhin doppelt so lang wie der Durchschnitt) ist der letzte Track, welcher den Titel des Albums trägt. ‚There is no easy way to explain; when people grow, people go‘, tönt es mantraartig aus den Lautsprechern. Obwohl Blacklisted hier keinen Meilenstein abgeliefert haben, ist zu hoffen, dass sie uns noch lange nicht verlassen werden.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar