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Voodoo Vegas – Harte Arbeit und glückliche Zufälle

WS: Hallo Jon! Fangen wir mit der obligatorischen Frage an. Was ist Eurer Meinung nach der Unterschied zwischen Eurem Debüt und „Freak Show Candy Floss?”

image2.JPG “ Jon:

Der Hauptunterschied ist wohl personnell bedingt. Ich war noch nicht der Gitarrist auf ‘Jimmy Silver’, und die Band hatte auch noch einen anderen Drummer. Ich kannte die Band (und die Leute darin) seit sie angefangen hatten, und sogar schon davor… Ash (der Bassist) und ich trafen uns auf der Grundschule! Ich spiele die „Jimmy Silver“- Songs live und habe immer dafür gesorgt, daß der Sound von Voodoo Vegas zur damaligen Zeit erhalten bleibt. Mit ‘Freak Show Candy Floss’ gab’s also neue Mitglieder und frische Energie, mehr oder minder ein Neuanfang, es fängt also die Energie der Band zum jetzigen Zeitpunkt ein.

WS: Ich war sehr überrascht vom Professionalismus von Voodoo Vegas. Ihr schafft es, in ganz Europa zu touren, habt unter Anderem Support-Shows für Y&T und Uriah Heep gespielt, habt eine großartige, professionelle Produktion auf dem Album und sogar ein paar echt coole Videoclips gedreht. Das alles ohne ein großes Label – wie schafft man das?

voodoovegascircus.jpg „Jon:

Dankeschön, das ist nett, daß Du das sagst. Die Antwort ist: ein Haufen harter Arbeit… Jeder in der Band steht 100% dahinter, wir geben quasi unser ganzes Tagesgeschäft dafür. Aber, die Band existiert jetzt auch schon seit zehn Jahren, hat unzählige Gigs mit vielen Bands in schmierigen Kneipen, auf Festivals und in Arenas sowie überall dazwischen gespielt, also haben wir uns definitiv auch nach oben gearbeitet, und dabei lernst du eben und wirst besser. Die Band hatte auch das Glück, viele Menschen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten, die uns gute Tipps gegeben haben und auch „Türen geöffnet“ haben, aber im Endeffekt läuft es auf harte Arbeit und Zielstrebigkeit hinaus.

WS: Viele junge klassische Rock-Bands halten sich daran, den Sound der 1970er oderr 1980er zu kopieren, aber „Freak Show Candy Floss“ scheint ein wenig mehr nach vorne zu schauen und sowohl modernere als auch stilfremde Einflüsse zu assimilieren, ohne allzu weit von den Wurzeln der Band wegzugehen. War das eine bewußte Entscheidung oder eher ein Zufall?

Jon:

Jeder in der Band hat einen eher vielschichtigen Geschmack an Rockbands, und unsere Einflüsse sind recht offensichtlich… wir sind alle fans von Guns N’Roses, Aerosmith, Bon Jovi und AC/DC. C9HSq6qXcAEwmvM.jpg „Ich mag aber auch moderne Rockbands wie Stone Sour und Halestorm sehr, ebenso wie Metalbands wie Pantera und Metallica, also scheinen diese Einflüsse natürlich auch durch… Gleichzeitig war es aber bei „Freak Show Candy Floss“ einffach so, daß wir zusammenwarfen, was wir hatten und für uns gut klang – wir hatten keinen vorbestimmten Plan „es muß so oder so klingen“, also war es wohl eher zufällig? Ich finde sowieso, daß die besten Momente im Leben aus glücklichen Zufällen bestehen, die Dinge, die man bis in Kleinste durchplant, sind meistens doch eher enttäuschend!

WS: Was kommt als nächstes für Voodoo Vegas? Gibt’s schon Zukunftspläne am Horizont?

image1.JPG „Jon:

Derzeit konzentrieren wir uns darauf, für den Sommer so viele Gigs und Festivals wie möglich an Land zu ziehen. Wir speieln im April in Belgien und Deutschland haben in Deutschland auch ein paar Sommerfestivals gebucht, mit jeder Menge UK-Dates drumherum. Sehr aufregend ist die Neuigkeit, daß wir im Juli für ein Festival in Estland gebucht wurden, das können wir schon kaum mehr abwarten. Dann gibt es noch möglicherweise Termine in Portugal und Schweden in diesem Jahr. Wir werden auch eine Single und ein Video für ‚Sleeping In The Rain‘ veröffentlichen, ein Song, der das Thema Obdachlosigkeit thematisiert. Das Artwork hat ein Comic-Künstler namens Jamie Johnson gezeichnet, der bereits für Image und DC Comics gearbeitet hat, und die Single soll Werbung machen und Geld sammeln für Obdachlosen-Hilfsorganisationen. Gegen Ende des Jahres geht’s dann ans Schreiben und an die Vorproduktion des nächsten Albums, also, da passiert ne ganze Menge!

WS: Eure Heimatstadt Bournemouth und generell der Bereich Dorset ist bekannt dafür, in den 1960ern und frühen 1970ern eine enorme Menge einflußreicher Muiker des Progressive Rock-Genres hervorgebracht zu haben, darunter Greg Lake, John Wetton, Lee Kerslake und Robert Fripp, um nur mal ein paar Namen zu nennen. Wie steht es um die Musikszene dort heutzutage und klingt noch etwas vom Erbe dieser Legenden im aktuelle Geschehen dort nach?

Jon:

Ja, ich denke, diese Erbe klingt tatsächlich noch nach. Es gibt jede Menge guter Musiker und gute, eigenständige Bands in und um Bournemouth und Dorset, aber es gibt für Bands ohne Plattendeal leider nur noch wenige Orte, an dennen man spielen kann. Über die Jahre haben so viele Venues dichtgemacht, und die Nachfrage nach Bands und Livemusik ist ein wenig „ausgedörrt“. Ich kann die Voodoo Vegas-Gigs in unserer Heimatstadt in einem Jahr an einer Hand abzählen, für alle anderen Gigs müssen wir in alle Himmelsrichtungen fahren, es ich wirklich beschämend.

Noch ein Bonusfrage: Nachdem ich das Video zu ‚Killing Joke‘ gesehen habe, nehme ich mal an, daß mindestens ein Bandmitglied Fan des Batman-Franchise ist. Also, die große Frage: welchen Joker bevorzugst du und warum? Jack Nicholson, Heath Ledger, Mark Hammill, Jared Leto oder Cesar Romero – wir lassen euren Sänger Lawrence mal außen vor, es könnte sein, daß du ihm gegenüber voreingenommen bist…?

2663.jpg „Jon:

Das ist eine gute Frage… Ich habe all diese Darstellungen des Jokers gesehen, und ich denke, der Grund für seine Popularität als Bösewicht ist, daß man ihn auf so viele verschiedene Arten interpretieren und darstellen kann. Cesar Romero’s Joker ist sehr komödiantisch, wie es zur TV-Show von 1966 passt, und die Betonung liegt auf dem Clownhaften, wo die Versionen von Jack Nicholson und Heath Ledger doch weit finsterer und gewalttätiger dargestellt werden. Für mich gewinnt aber Heath Ledger, ganz ohne Frage. Er hat einfach jedes Element verkörpert, den Clown, die Gewalt, den Wahnsinn, einfach ALLES – und seine Performance war atemberaubend. Ich war 19, als „The Dark Knight“ herauskam, die Hysterie um den Film war unfassbar und konzentrierte sich hauptsächlich auf den Joker. Alle, die ich kannte, konten es nicht abwrten, ihn zu sehen – ich hab ihn auch zweimal angeschaut – und die Vorstellungen waren monatelang proppevoll und ausverkauft!. Ich war in dem Jahr auf dem Reading Festival, und jeder dritte dort trug ein Heath Ledger-Joker T-shirt, die Menschen haben ihn überall nachgeahmt und sich an Halloween als Heath verkleidet. Es war ein popkulturelles Phänomen, wie ich es noch nie gesehen hatte und auch heute noch relevant ist. Und natürlich haben wir seinen berühmtesten Satz auch im Text von ‘Killing Joke’ zitiert!

Soweit Jon Dawson von Voodoo Vegas. Wer nun neugierig geworden ist, sollte das Album „Candy Floss Freak Show“ austesten – oder sich die Band am Besten live anschauen – zum Beispiel am 15. Juli beim Rock Am Rothenberg-Festival. Infos dazu findet Ihr auf der Webseite des Festivals.

Vielen Dank an Jon und CMM für die Zeit und die Gelegenheit zum Interview!

Fotos: Band

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