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Thunderbolt

Saxon haben noch nie ein wirklich mieses Album veröffentlicht – obwohl das öde Neunziger-Werk „Metalhead“ zugegeben verflucht nah dran war. Im Prinzip ist denn auch bei jedem neuen Album die einzige Frage, wie die Hitquote ausgefallen ist. Die stieg in den letzten Jahren immer umgekehrt proportional zur Härte der Scheiben – das letzte Album „Battering Ram“ war beispielsweise so ein Fall von viel Kraftmeierei, die aber gewisse Defizite in Sachen Songwriting nicht übertünchen konnte.

Entwarnung: Saxon besinnen sich 2018 erfreulich wieder auf ihre Stärken, und das sind eben hauptsächlich die großen Melodien und der charismatische Gesang von Biff Byford. „Thunderbolt“ schließt eher an Alben wie „The Inner Sanctum“ und „Sacrifice“ an, die Hooks und die Vocals stehen klar im Vordergrund. Klar hat man so Manches schon vorher gehört, ‚The Secret Of Flight‘ beispielweise bedient sich in den Strophen klar bei ‚Power And The Glory‘, der Rest des Songs erinnert eher ans düstere „Unleash The Beast“-Album, und ‚Sons Of Odin‘ teilt klar die DNA mit ‚Crusader‘. Aber mit Dingern wie dem in Symphonic-Metal-Gefilde vorstoßenden ‚Nosferatu‘, der Motörhead-Hommage ‚They Played Rock And Roll‘ (Notiz an Metallica: so geht das!) und dem von Johan Hegg mit ein paar deftigen Wiking-Grunzern verzierte ‚Predator‘ bewegen sich Saxon diesmal auch durchaus ein wenig aus ihrer Komfortzone, ohne dabei jemals NICHT hundertprozentig nach Saxon zu klingen, falls das für irgendwen Sinn macht. Auch gegen Ende verstecken sich mit ‚A Wizard’s Tale‘ und dem Hardrocker ‚Roadie’s Song‘ noch zwei echte Knaller. Einen echten Ausfall gibt es überhaupt nicht, selbst „nur gut“-Stücke wie ‚Sniper‘ oder ‚Thunderbolt‘ laufen prächtig ein und rauchen beispielsweise die Einschlafhilfen, die ihre Zeitgenossen Iron Maiden in den letzten 30 Jahren veröffentlicht haben, in der Pfeife. Denn Saxon klingen, trotz höchst sauberer und ultraglatter Andy-Sneap-Produktion immer noch frisch, launig und vor allem nach Rock’n’Roll.

Wie erwähnt, ein mieses Saxon-Album gibt es nicht und scheint auch noch in weiter Ferne zu liegen. Aber ein Album in der Güteklasse von „Thunderbolt“ hatten wir auch schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Feine Arbeit haben die Herren da abgeliefert!

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