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The Punishment Of Luxury

Am Anfang war Düsseldorf. Zumindest, wenn es um den Synthiepop geht. Selbst eine in eigener Sache höchst einflußreiche Band wie Orchestral Manoeuvres In The Dark oder kurz OMD kommt nicht um den Einfluss der Spätsiebziger-Kraftwerk. Noch mehr als auf dem letzten Album „English Electric“ atmet das neue Album von OMD den Geist der Frühzeit der Synthiemusik. Auch wenn letzteres sogar einen Gastauftritt des langjährigen Kraftwerkers Karl Bartos verzeichnen konnte (wohl als Revanche für Andy McCluskeys Hilfe bei seinem Electric Music-Projekt), so deutlich wie zum Beispiel auf der Vorabsingle ‚Isotope‘ hat die Band sich noch nie der typischen Kraftwerk-Sounds und -Stilmittel bedient.

Doch natürlich ist „The Punishment Of Luxury“ kein Tribute-Album geworden. McCluskey und Humphries haben ja im Vorfeld selbst das „Dazzle Ships“-Album als Referenz aufgebracht, und hört man Songs wie das aus Gewehrschuß-Samples zusammengesetzte ‚La Mitrailleuse‘, das minimalistische ‚Art Eats Art‘ oder das atmosphärische ‚Precision And Decay‘ (mit klassischem McCluskey-E-Bass!), kann man dem Vergleich nur zustimmen. ‚What Have We Done‘ und ‚One More Time‘ sind hingegen pures Radiofutter – oder besser, wären es in den Achtzigern und frühen Neunzigern gewesen. Ihrer Klasse tut das keinen Abbruch, genausowenig wie bei der herzerweichenden Schnulze ‚Ghost Star‘ oder dem kinderliedhaften ‚Kiss Kiss Kiss Bang Bang Bang‘. Seinen Reiz bezieht „The Punishment Of Luxury“, wie die besten Arbeiten von OMD, eben genau aus diesem Kontrast zwischen experimentellen Klängen und den unwiderstehlichen, leicht naiven Popmomenten.

Ob „The Punishment Of Luxury“ sich wirklich auf Dauer als ebenbürtig mit den frühen Klassikern (zu denen ich übrigens auch noch das poppige, aber dennoch großartige „Junk Culture“ rechnen möchte) erweist, bleibt abzuwarten. So oder so ist es aber das in sich stimmigste und, nun ja, gelungenste Werk seit der Reunion der beiden Masterminds.

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