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The Lufthansa Heist

Nicht, dass sein Inspirationsquell versiegt wäre. Ganz im Gegenteil; es sprudelt nur so aus ihm heraus, was die zahlreichen musikalischen Auftragsarbeiten der letzten Jahre belegen. Doch Konstantin Gropper ist schlicht und ergreifend noch nicht bereit für ein neues Album. Was also tut er? Den Überwuchs unter die Leute bringen – etappenweise an drei aufeinanderfolgenden November-Wochenenden in Form von drei 10-Zoll-Vinyl-EPs, die er eigentlich immer schon machen wollte.

Den Anfang und die Propellermaschine markiert ‚The Lufthansa Heist‘, ein kleines, aber wenig feines Sammelsurium von Antworten auf die Frage nach dem Warum. Wie kam der Wunsch auf, Gitarre zu spielen und eine Band zu gründen? Von Midlife-Crisis und Pubertät engekesselt versucht Konstantin Gropper hier spielerisch, genau das herauszufinden, verlässt sein honigsüßes Klangwunderland und besinnt sich auf seine schrammeligeren Anfänge rück. College-Rock oder so. Vollständig kann er sich dabei die Reifemelancholie natürlich nicht aus dem Pelz schütteln und auch Rotzigkeit war noch nie sein Ding; die nostalgisch-körnige Produktion und die von verzerrten Gitarrenakkorden getriebenen, stringenten Stücke jedoch geben mehr als bloß einen guten Proviantbeutel her auf dem für das ohnehin frühreife Projekt gar nich mal so langen Weg zu den Wurzeln. Respektive der Rififi-Bar der 50er. Oder den Gulag der Zukunft. Als wäre Zeitlosigkeit eine Frage der Formulierung. Wenn man Konstantin Gropper fragt, wie alt er ist, hält er sich kommentarlos die Augen zu.

Das Resultat klingt verspielt, britrockig und auch jugendlich unbedarft, ja, für Get Well Soon-Verhältnisse regelrecht übermütig – vorausgesetzt, man hört nicht allzu genau hin, denn auch seine charakteristische lyrische Verschmitztheit hat sich Gropper für diesen Essay gewissermaßen über die Zeit gerettet. Genau so wie Spannung und ergo Kurzweil – was bei einem neunminütigen Abschlusstrack wie ‚Staying Home‘ bei weitem nicht selbstverständlich ist.

Für seinen Komponisten ist ‚The Lufthansa Heist‘ schon jetzt ein voller Erfolg. Beim Einspielen, so beteuert Gropper, seien ihm tatsächlich wieder Pickel gesprossen. Endlich einmal ein Selbsterfahrungstrip, der Früchte trägt. Der jugendliche Leichtsinn des Flugzeugraubs putscht auf und weckt Live-Begehren, auch wenn wir uns dafür vorher dick mit Clearasil einschmieren müssen. Allein schon wegen der Ansagen: „Der nächste Song heißt ‚The Pope Washed My Feet In Prison.“ , könnte Konstantin dann krähen. Wie spaßig wäre denn das, bitte? Zum Nachprüfen steigt im ersten Monat des neuen Jahres die Tour zur EP-Reihe.

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