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Surrender

‚Will ju kätsch me wenn ei fohl / Wräp yo wings arauma baddie‘Wings

Trotz rasant ansteigender Popularität ist es Hurts bislang (i. e.: ein Album lang) recht gut gelungen, einen kleinen, aber feinen Batzen Eigensinnigkeit über die Zeit zu retten. Nun aber scheint es, als hätte sich der einigermaßen verlockende dunkle Schimmer, der da immer so schmeichelhaft über dem glatten Synthie-Pop des Duos lag, verflüchtigt wie ein Satz Tautröpfchen nach Sonnenaufgang. Und das ist im Grunde noch viel zu maniküriert ausgedrückt.

Die rosarote Färbung der auf dem Cover-Artwork abgebildeten Landschaft scheint tatsächlich von der Tönung der berühmten Brille herzurühren. Hurts sammeln wahllos alles vom Straßenpflaster auf, was den Billo-Pop-Discountern in den letzten Jahren so vom Laster gefallen ist. Das meiste davon riecht alt, überproduziert und irgendwie nach Plastik. Nach dem Bad in Weichmacher, wohlgemerkt. Die große Streuweite der stilistischen Fehltritte jenseits des guten Tons wird nicht wenigen Hörern die Tränen in die Augen treiben. Doch auch wer zu aufgerollten Nägeln und gesträubten Haaren neigt, dem bieten sich hier immer bessere Chancen.

Eines der größten Irrtümer dieser Sammlung, ‚Nothing Will Be Bigger Than Us‘, irrt nicht nur im Titel, sondern raubt mit seinem Techno-Anwandlungen auch der Hoffnung auf Rettung durch Ideen kommender Tracks jede Grundlage. Mit dem ‚Kaleidoscope‘ konnten Tiësto und Jónsi auch besser umgehen. Kurz und schlecht: Der Rede wert ist hier kaum etwas. Zumindest in schöpferischer Hinsicht. Und immer wieder aufs Neue stellt sich die Frage: Ist das jetzt wieder Spotify-Werbung oder nicht? Guess what: It really hurts.

Das Allerschlimmste aber ist, dass man sich diesen ganzen billigen Quatsch am Ende doch recht gerne anhört. Der Grund: Dieses Album macht keinen Hehl aus dem, was es ist. Wie denn auch, mit einem Stuart Price auf der Kanzel. Hurts surrendern, könnte man sagen; sie geben sich dem Konsens geschlagen, das aber voller falschem Stolz. Vorschlag: Macht einfach mit; hat ja alles keinen Zweck. Ach, und eins noch: Für ein stilechtes Hörerlebnis sei empfohlen, dieses Album über Laptop- oder Handylautsprecher zu konsumieren. Zu Prosecco aus der Dose.

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