|
|
 |
|
|
|
"With Oden On Our Side", der Vorgänger von "Twilight Of The Thundergod", war ein von der Presse und den Fans gleichermaßen gefeiertes Album. Große Schwierigkeiten, einen würdigen Nachfolger zu schaffen, hatten die Schweden aber nicht. "Durch den Erfolg der 'Oden'-Scheibe hatte sich schon ein bisschen Druck aufgebaut", gibt Olavi zu. "Aber als wir mit dem Schreiben anfingen und recht schnell merkten, dass wir tolle Songs in der Hand haben, haben wir keinen mehr gespürt. Andererseits ist es ganz gut, ein bisschen Druck zu spüren - dann sagt dir dein Gehirn, dass du das beste bringen musst, was du kannst." Vom Ergebnis ist Olavi auf jeden Fall absolut überzeugt. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Album. Ich möchte noch nicht sagen, dass es besser ist als 'Oden', obwohl es immer unser Ziel ist, das Vorgängeralbum zu toppen. Aber 'Twilight' ist definitv auf dem gleichen Level. Vielleicht kann ich mich drei Monate nach der Veröffentlichung festlegen, ob wir es geschafft haben, auf 'Oden' nochmal eins draufzusetzen."
Was Amon Amarth auf ihrem neuesten Werk auf jeden Fall wieder bieten sind knackige Songs, die förmlich danach schreien live gespielt zu werden. Besonders "Guardians Of Asgard" mit seinem Mitgröl-Refrain scheint für Live-Einsätze prädestiniert. "Ja, den Song haben wir tatsächlich mit der Live-Performance im Hinterkopf geschrieben", bestätigt Olavi meine Vermutung. "Es gibt aber noch andere Songs auf dem Album, die live sicher sehr gut funktionieren werden, wie beispielsweise der Titelsong oder 'The Hero'."
|
|
|
 |
|
|
"Twilight Of The Thundergod" bietet den Fans den liebgewonnenen Amon Amarth-Sound, was unseres Rezensenten dazu brachte von den "AC/DC des Death Metal" zu schreiben. Das ein oder andere klangliche Experiment gibt es auf der Scheibe aber dann doch zu hören - Celli und Blechbläser sind definitiv neue Elemente im Sound der Schweden. "Wir haben uns geeinigt, uns keine Grenzen zu setzen. Wir wollten einfach das machen, was wir cool finden und nicht zuviel über die Dinge nachdenken", beschreibt Olavi die Arbeit am Album. "So gibt es neben den Celli von Apocalyptica zum Beispiel auch ein Brasshorn zu hören und bei 'Free Will Sacrifice' haben wir auch mit einem kleinen Männerchor gearbeitet." Sorgen, dass die Experimentierfreude ausarten könnte, muss man sich aber keine machen, wie mir Olavi sogleich versichert. "Wir wollen uns gar nicht zu sehr verändern, denn wir mögen unseren Sound. Er ist vielleicht nicht sehr einmalig, aber es ist halt der Sound, der uns ausmacht." Auch bei den Vocals wird es bei der rauhen Death Metal-Performance von Johann Hegg bleiben. "Johann kann singen, aber das wird man in nächster Zeit bei Amon Amarth nicht zu hören bekommen. Er hat eine tiefe Stimme, so ein bisschen wie Pete Steele von Type O Negative. Wir könnten also mal einen Gothic-Song aufnehmen", lacht Olavi. "Aber nein, das wird nicht passieren", schiebt er sogleich hinterher.
Ungewöhnlich genug - für Amon Amarth-Verhältnisse - erscheint aber die Zusammenarbeit mit den Finnen von Apocalyptica bei "Live For The Kill". Olavi erzählt uns, wie es zur Kooperation kam. "Wir kannten die Jungs vorher persönlich noch nicht. Wir hatten bei dem Song aber die Idee für diesen Cello-Part und unser Produzent wollte zunächst ein normales Cello-Quartett ins Studio holen. Aber wir dachten gleich an Apocalyptica, denn sie sind die einzige Cello-Band, die sich im Metal wirklich auskennt. Sie fanden die Idee toll und haben in ihrem Studio ihren Teil aufgenommen."
|
|
 |
|
|
|
Neben der Musik wird ein Album aber erst durch seine Verpackung komplett und hier glänzt die limitierte Digibook-Edition von "Twilight Of The Thundergod" mit einer phantastischen Aufmachung und edler Verarbeitung. Sowas stellt sich der Fan wirklich gerne ins Regal und auch Olavi ist vom Endprodukt ganz begeistert. "Wir Bandmitglieder sind bei solchen Fragen natürlich auch mit eingebunden und haben über das Design gemeinsam mit der Plattenfirma entschieden. Als wir dann das Ergebnis sahen, waren wir überwältigt." Führt man sich vor Augen, dass die deutschen Charts seit einiger Zeit auf Umsätzen und nicht auf verkauften Einheiten basieren, wird deutlich, dass es sicher auch die Präsentationsform war, die für den hohen Charteinstieg von "Twilight Of The Thundergod" sorgte. Die Musikindustrie als Verpackungsindustrie? Olavi sieht darin ein Zukunftsmodell. "Die Labels hätten schon viel eher auf die Idee kommen müssen, sich auf hochwertige Verpackungen zu konzentrieren und den Fans wirklich etwas zu bieten. Wenn man sich Sachen kauft, will man Qualität. Und wenn man etwas mehr bietet sind de Leute auch bereit, etwas mehr zu bezahlen. Das ist doch wie beim Schuhe kaufen - ich kaufe mir da auch lieber teuere Latschen, die dann aber länger halten", vergleicht Olavi den CD-Kauf mit dem Erwerb fester Fußbekleidung - wir verstehen, auf was er hinaus will... "Ich glaube aber auch, dass es die Metal-Fans sind, die eher dazu neigen, sich die neuen Alben ihrer Lieblingsbands auch wirklich zu kaufen als sie zu downloaden", sieht Olavi noch einen weiteren Grund für die Charterfolge von Metal-Bands in den letzten Jahren.
Von Amon Amarth dürfen die Fans in Zukunft auf jeden Fall weitere Schlachthymnen aus dem Wikinger-Metier erwarten, eine inhaltliche Neuausrichtung wird es laut Olavi so bald nicht geben. "Ich glaube es wäre schwierig, die Thematik zu wechseln - für uns selbst wie für unsere Fans. Es gibt natürlich auch einige Texte bei uns, die nicht von nordischer Mythologie und der Geschichte der Wikinger inspiriert sind. Manchmal sind es auch sehr persönliche Dinge, die Johann in seinen Texten verarbeitet, die er dann aber in den bekannten thematischen Kontext setzt. Oder nimm 'The Hero' vom neuen Album - der Text basiert auf einem japanischen Samurai-Film, passt aber auch in die Wikinger-Thematik."
|
|
|
 |
|
|
Teilweise gab es schon Ansätze bei den Schweden, Geschichten über mehrere Songs hinweg zu erzählen, ein vollständiges Konzeptalbum gab es aber noch nicht. Das freilich kann sich in Zukunft ändern, wie mir Olavi erzählt. "Ich weiß es noch nicht, aber wir haben bereits darüber gesprochen. Es wäre sicher sehr inspirierend an einem Konzeptalbum zu arbeiten, aber dazu braucht man auch eine passende Story. Noch haben wir die passende Story aber nicht gefunden", gibt Olavi zu.
Aufgrund ihrer Beschäftigung mit Geschichte und Symbolik der Wikinger hatten Amon Amarth in den letzten Jahren des öfteren Probleme in ihrem Heimatland was Vorwürfe in Richtung Nationalismus und Nazi-Sympathien anging. "Das ist definitv besser geworden", berichtet mir Olavi. "Mittlerweile weiß jeder, dass wir keine politische Band sind. Dass einzige Problem heutzutage ist, dass einige Kritiker die Wikinger-Thematik als kitschig bezeichnen. Aber damit können wir umgehen", lacht Olavi.
Zurzeit befinden sich Amon Amarth auf Tour mit Slayer, einer der absoluten Lieblingsbands der Schweden, die aber auch für ihre Fans berüchtigt ist, die es den Vorbands meist nicht sehr leicht machen. "Es wird sicher Spaß machen und eine aufregende Tour werden", zeigt sich Olavi vor Tourstart (als wir das Interview führten) zuversichtlich. "Mal sehen: vielleicht werfen sie ja doch Eier und Tomaten auf uns, hehe. Aber nein, das wird schon eine gute Sache werden." Bisher sind keine schlimmen Zwischenfälle publik geworden; da kann man den Jungs nur weiterhin viel Glück und Erfolg wünschen. Und eine gemütliche Headliner-Tour durch Europa sollte auch nur eine Frage der Zeit sein.
|