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Sounding The Animal

Was für eine Art Biest ist das denn? Erdiger Psychedelic? Bluesrock auf LSD? Abgefahren grooviger Pop? Irgendwie anders und nach dem initialen WTF richtig gut. Zwölf Shots zu viel in einer rauchigen Wildnis-Kneipe, wahrscheinlich ein Blockhaus, dann ein kalter Morgen, an dem man mit blutunterlaufenen Augen einen Bären beim Lachsfang beobachtet – bis man merkt, dass das Graffiti ist und man eigentlich in einer von Kanadas kleinen Großstädten ist.

Das neue Album der Kanadierin bewegt sich zwar deutlich weg von ihren bluesigen Wurzeln, aber ihre musikalische Herkunft bleibt weiter spürbar. Megan Lane sagt selbst dazu ‚I’ve learned to embrace the guilty pleasure of ’80s rock songs, with the big choruses, or the 2014 mainstream melody you can’t get out of your head. These catchy choruses and hooks live inside of us once we’ve heard them, and I wanted to do that to people.‘

Die Frau aus Saskatoon spielt Gitarre, Keyboard und Drums und vor allem die Gitarrensoli tragen deutlich zum guten Gesamteindruck des Albums bei. Die Instrumentierung ist insgesamt sehr kraftvoll und gut ausgewogen. Lanes sehr eigene Stimme erzählt die Geschichten einer komplexen, geradlinigen Frau. Weiß man jetzt noch, dass sie die erste Frau Kanadas war, die ihre Partnerin geheiratet hat, versteht man die Kompromisslosigkeit in den Vocals noch besser.

Hier wird weder gehaucht, noch gesäuselt, hier wird Tacheles geredet. In ‚Romantic To Me‘ zum Beispiel räumt Lane mit Liebes-Klischees auf, von Diamanten über charmante Annäherungen bis sonstwohin, ‚that ain’t romantic to me‘. Den Songs merkt man an, hier steht eine Frau direkt im Leben, wurde von den durchlebten Tiefschlägen knorzelig, aber nicht depressiv und schon gar nicht hat sie aufgegeben.

Gerade die Mischung aus den Blues-Wurzeln, den Rock-Elementen und den poppigen Schwingungen macht diese Scheibe besonders. Es gehört großes musikalisches Können dazu, sich zwischen diesen Komponenten nicht zu zerreiben, sondern den wüsten Hybrid-Drachen bis zum Ende kontrolliert zu reiten. Kudos!

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