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Sky Trails

Die erste Singleauskoppelung aus dem neuen David Crosby-Album, ‚She’s Got To Be Somewhere‘, hatte allgemein Erstaunen ausgelöst, weil der Song weniger nach Crosby, sondern ziemlich exakt nach Steely Dan geklungen hatte. Nun, da vor einigen Tagen Walter Becker von uns gegangen ist, wirkt der Song fast wie ein verfrühtes Tribut an Becker und seinen Partner Fagen.

Auch wenn ein gewisser Jazz-Einfluss sich bei Crosbys Soloplatten und auch auf „Sky Trails“ immer mal wieder bemerkbar macht, der Rest der Scheibe folgt dann aber doch eher dem, was man von David Crosby erwartet. Nämlich im positiven Sinne unspektakuläre, akustisch instrumentierte Pop- und Folksongs, gelegentlich angejazzt oder mit leichtem Countryflair versehen, mit zauberhaften Harmoniestimmen veredelt und vollkommen unaufgeregt. Gelegentlich nimmt die Nettigkeit aber auch mal überhand, wenn sich Crosby beispielsweise in ‚Before Tomorrow Falls In Love‘ eher ins Crooner-Revier verirrt und der Zuckerguss die Oberhand gewinnt – oder man im schwer an frühe Toto-Hits wie ’99‘ oder ‚Georgy Porgy‘ erinnernden ‚Capitol‘ über sieben Minuten darauf wartet, daß nun endlich irgendetwas Interessantes passiert. Auch das blutleere Pseudo-Latin-Stück ‚Curved Air‘ mit Vocoder-Vocals und mies klingenden Gitarrensamples ist eher unnötig ausgefallen. Gelungener dagegen das Joni Mitchell-Cover ‚Amelia‘ und der wunderschöne Titelsong mit Harmoniegesang von Becca Stevens, die auch auf einem CSN-Album gut ins Konzept gepasst hätten. In diese Kategorie gehört auch das von Crosbys typischer Open Tuning-Gitarre getragenen Abschlussstück ‚Home Free‘. Diese Songs schwimmen dann eher im Fahrwasser des rein akustisch, geradezu spartanisch arrangierten Vorgängers „Lighthouse“, der unterm Strich anstrengender, aber einfach packender ausgefallen war. Von den – vorsichtig – rockenden Songs kann nämlich eigentlich mit ‚Sell Me A Diamond‘ nur einer wirklich überzeugen, den Rest müssen die Akustiksongs stemmen.

Bevor das nun aber zu negativ klingt: natürlich ist „Sky Trails“ ein ordentliches Album geworden, welches eben nur ein wenig hinter dem Potenzial des Sängers und Songwriters zurückbleibt. Mit Sicherheit wird David Crosby hiermit keine neuen Fans gewinnen, aber auch wohl keine alten Verehrer vergraulen. Unterm Strich eine schöne Entspannungs-Platte, die allerdings wie alle Crosby-Soloscheiben fraglos von ein paar Ecken und Kanten profitiert hätte.

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