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SIXX:A.M. Gitarrist DJ Ashba – auf Tour mit hochgekrempelten Ärmeln


WS: Wenn Du auf die neun Jahre Sixx:A.M. zurückblickst, wie würdest Du den Trip beschreiben?

DJ: Da sind drei beste Freunde, drei Songwriter, drei Produzenten einfach zusammengekommen. Wir lieben es, uns zu treffen und gemeinsam Musik zu schaffen. Das hat sich von Tag eins bis heute nicht verändert.
Und bis heute schreiben wir drei die Songs auf die gleiche Art und Weise wie am ersten Tag. Wir sitzen in einem Kreis zusammen, bestellen eine Pizza, greifen uns Stift und Papier und kritzeln Songtexte, nehmen uns die akustischen Gitarren und lieben es einfach, gemeinsam etwas zu erschaffen.

WS: Wie funktioniert der kreative Prozess zwischen Euch dreien?

DJ: Jeder Song schreibt sich unterschiedlich, keine zwei Songs entstehen auf die gleiche Art. Entweder fällt mir ein Gitarren- oder Pianopart ein, oder James fällt eine Melodie ein, oder Nikki. Es ist immer unterschiedlich aber wir haben alle schon verschiedene Bands produziert und für sie geschrieben. Siehst Du, James, Nikki und ich, wir haben zusammen das Mötley Crüe Album ‚Saints of Los Angeles‘ geschrieben und wenn wir für jemand anderen schreiben, dann klingt das auch wie dieser andere. Und wenn wir nicht wie jemand anderes zu klingen versuchen, das ist wie Sixx:A.M. klingt. Der wirkliche Sound von Sixx:A.M. ist wenn wir alle drei in einem Raum sitzen und Musik machen.

WS: Eure Songs haben sehr starke Texte, die in den Fans viel auslösen. Wie fühlt sich das für Euch an?

DJ: Die Reise war unglaublich, weil wir so eine tolle Fan-Basis haben. Die Songs die wir schreiben haben Menschen auf Arten berührt, die wir nicht vorausgesehen hätten. Wir wussten, dass die Songs uns viel bedeuten, aber wir konnten nicht ahnen, dass sie andere Menschen so berühren würden. Wir bekommen Feedback wie „dieser Song hat mein Leben gerettet“, richtig heftige Sachen.
Und plötzlich wird dir klar, wow, wir haben eine riesige Verantwortung. Und wir haben verstanden, dass die Songs, die wir schreiben, sehr viel Power haben und dass uns die Leute wirklich zuhören. Wir schreiben über ziemlich dunkle Themen, aber wir versuchen immer die Hoffnung darin zu finden und den Leuten zu zeigen, dass da am Ende des Tunnels ein Licht ist.

WS: Das ist etwas, das Sixx:A.M. von anderen Bands unterscheidet. Ihr sagt den Leuten immer, dass es okay ist, anders zu sein und sich mit Problemen auseinandersetzen zu müssen.

DJ: Ja, siehst Du, niemand ist perfekt. So jemand wie Brad Pitt und all die heißesten Männer und Frauen, die gehen auch nach Hause und haben Fehler und Probleme hinter verschlossenen Türen.
Du machst das Makeup runter und dann, ja dann sind wir alle nur Menschen. Niemand hat das Recht, ein Urteil über jemand anderen zu fällen – und das ist genau das, was wir als Band sehr intensive fühlen. Jeder soll gleich behandelt werden und es ist uns extrem wichtig, das zu verbreiten.

WS: Besonders heutzutage, wo alles so konformistisch erscheint und es so viele Regeln gibt, wie man auszusehen und sich zu benehmen hat…?

DJ: Ja, ganz genau. Und es ist echt traurig, dass die Bilder, die sich die Leute zum Vorbild nehmen, durch diese ganzen Apps und Filter mit der Realität nichts mehr zu tun haben. Wir tragen alle Schuld daran, weil die Gesellschaft so geworden ist. Es ist so traurig dass alle so oberflächlich geworden sind.

WS: Ihr als Band steht also dagegen auf, ja?

DJ: Ja, wir sind hier um alle daran zu erinnern dass wir alle Narben haben und wahrscheinlich auch Sachen gemacht haben, auf die wir nicht stolz sind. Aber selbst wenn Du auf was nicht stolz bist, glaube ich, dass es nur dann ein Fehler ist, wenn Du nicht daraus lernst. Ein richtiger Fehler ist etwas, das Du immer und immer wieder tust. Wenn Du das aber nicht machst, sind Fehler gut, weil man an ihnen wächst.
Und wir versuchen auch den Kids, die von Drogen wegkommen wollen und denken, dass sie’s versaut haben, klar zu machen, dass es immer noch morgen gibt und Du Dich wieder aufrappeln kannst. Songs wie ‚Accidents Can Happen‘ sollen daran erinnern. Mach Dich nicht selber fertig und wenn Du Dich anstrengst, dann wirst Du das, was Dich runterzieht, irgendwann besiegen.

WS: Wenn wir mal auf’s Touren schauen, wie bleibt Ihr dabei Frisch im Kopf? Fällt Euch das schwer?

DJ: Nein, gar nicht, wir wollten die Musik von SIXX:A.M. seit so vielen Jahren auch live spielen, dass wir uns total glücklich schätzen, hier zu sein und das endlich für unsere Fans tun zu können. Diese Musik bedeutet uns einfach so viel. dj350.jpg

WS: Wie lässt sich die Erfahrung bei Sixx:A.M. mit Deinen vorherigen Bands vergleichen?

DJ: Weißt Du, ich hab sechseinhalb Jahre bei Guns N‘ Roses gespielt, wofür ich sehr dankbar bin, aber ich habe dort die Songs von jemand anderem gespielt. Wenn ich hierher zurückkomme, spiele ich Noten, die ich selber geschrieben habe und es berührt die Fans und es fühlt sich komplett anders an.
Und Nikki und James sehen das genauso. Nikki und ich, wir kommen von zwei der größten Bands der Welt und wir sagen hier, auf geht’s, lasst uns die Ärmel aufkrempeln. Wir sind wieder eine Baby-Band, weil wir noch nicht viel getourt haben. Wir haben einen großen Katalog an Songs, auf die wir stolz sind, aber lasst uns die Ärmel aufkrempeln, da rausgehen und uns schmutzig machen. Wir machen die Vorband für so ziemlich jeden, in der Hoffnung, dass wir eines Tages zurückkommen und der Headliner sind. Darum geht‘s.

WS: Ich entschuldige mich für meine letzte Frage, sie ist etwas launig. Aber trotzdem: Ihr sitzt im Tourbus und fahrt durch die Nacht. Plötzlich spielt ‚Bohemian Rhapsody‘ im Radio. Was passiert jetzt?

DJ: Oh, wir würden alle ausflippen!!! Wir würden Slam Dancen. Queen ist eine unserer absoluten Lieblingsbands. Ich hab grad Queen und Adam Lambert zum ersten Mal gesehen. Ich war da immer etwas skeptisch, weil ich so wahnsinnig viel Respekt für Freddie habe, dass ich nicht bereit war, jemand anderen diese Songs singen zu hören.
Aber ganz ehrlich, ich bin dahin gegangen und habe jetzt einen ganz neuen Respekt für Adam. Er ist unglaublich talentiert. Mir fiel die Kinnlade runter und ich muss echt sagen, er ist einer meiner Lieblingssänger. Er hat die Songs gekillt und sich nicht mal dabei angestrengt.

WS: Danke, DJ Ashba, für dieses Gespräch.

[i]Bandfoto Sixx:A.M. von Dustin Jack, Interviewfoto von Daniel Strub www.great-moments.ch[/i]

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