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Second Skin

Das Snakecharmer tatsächlich ein zweites Album veröffentlichen, ist durchaus eine Überraschung. Nachdem das erste Album schwer von Micky Moody und dessen Whitesnake-Vergangenheit geprägt war, war eigentlich nicht damit zu rechnen, daß Snakecharmer dessen Abgang überleben würden. Aber, unverhofft kommt oft, und so darf sich der traditionelle (Hard-)Rocker nun über „Second Skin“ freuen.

Statt Micky Moody greift nun also Bluesrock-Gitarrero Simon McBride in die Saiten, und wie man weiß, kann der das ja auch „ganz gut“. Natürlich fehlt ihm die lakonische Coolness von Moody, aber McBride versucht auch gar nicht, seinen Vorgänger zu kopieren. Logischerweise klingt „Second Skin“ dadurch deutlich weniger nach Whitesnake, stattdessen werden die Einflüsse von Bad Company, Foreigner und Led Zeppelin stärker in den Vordergrund geschoben. Zweitgitarrist Laurie Wisefield (Wishbone Ash) hält sich eher im Hintergrund, steuert aber – logischerweise – einige coole zweistmmige Harmonien bei, und auch Keyboarder Adam „Son Of Rick“ Wakeman agiert eher im Hintergrund. Die Geheimwaffe von Snakecharmer ist aber ganz eindeutig die Rhythmusgruppe. Die funktioniert so gut, weil Neil Murray (bs) in Thunder-Drumtier Gary „Harry“ James endlich wieder einen kongenialen Partner gefunden hat, der ihn so perfekt ergänzt wie seinerzeit Cozy Powell. Das groovt, kracht, drückt und rockt, wie man sich das als Fan traditioneller Rocksounds so vorstellt. Die Songs gehen generell auch in Ordnung, auch wenn es keinen echten Hit gibt, präsentieren Snakecharmer aber auch keinen Komplettausfall. Solides Handwerk von erfahrenen Musikern.

Was allerdings ofen gesagt einen gewissen Nervfaktor besitzt, ist die Stimme von Frontmann Chris Ousey. Der kopiert nämlich die Manierismen von David Coverdale und gelegentlich auch Lou Gramm, Glenn Hughes und Paul Rodgers (dessen Bühnengebaren er auch bis ins Kleinste abkupfert) derart unverschämt und übertrieben, daß es bisweilen ein wenig peinlich wirkt. Das fehlende eigene Charisma und das Schauspielern hat bereits Chris‘ Vorgängerband Heartland nach unten gezogen, und so passiert es nun auch bei Snakecharmer. ‚Punching Above My Weight‘, heißt einer der Songs, und das könnte man auch über den Gesang sagen. Klar, technisch ist hier alles perfekt, aber wenn man über den „klingt ja genau wie…“-Moment weg ist, sehnt man sich doch schnell nach einem eigenen stimmlichen Charakter und authentischem Feeling jenseits von Coverband-Tricks.

Wer sich freilich nicht daran stört, daß hier lediglich technisch perfekte, aber eben eins zu eins von den Vorbildern geklonte Phrasierungen bemüht werden, darf Snakecharmer durchaus auf die „Antesten“-Liste setzen. Mit den Originalen oder auch nach wie vor aktiven Bands wie Thunder können Snakcharmer aber aufgrund des Fehlens einer eigenen Duftmarke definitiv nicht konkurrieren.

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