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RotoR – Vier mit ‚fünf‘ unterwegs

Zunächst einmal muss dem Jugend Alternativ Zentrum e.V. in Rostock ein ausdrückliches Kompliment gemacht werden. Nicht nur, dass der Veranstaltungsort seit der Wiedereröffnung mit einem genialen, eigens konzipierten Konzertsaal von angenehmer Größe und ausgezeichnetem Sound immer wieder einen Besuch wert ist, sondern auch die zentrale Rolle der Einrichtung in der Rostocker Flüchtlingshilfe ist unbedingt lobend zu erwähnen.
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Bereits bei Raskolnikov, der heimischen Vorband, ist der Saal gut gefüllt. Schwere, düstere und vor allem laute Stücke aus Sonter, Doom und Post-Metal (selbstverständlich rein instrumental) stimmen die Audienz angemessen ein. Ein Mikrofon, das nicht der Abnahme irgendeines Instrumentes dient, sucht man auch hier schon vergebens. Gesprochen wird von Bühne zum Publikum an diesem Abend kein Wort.

Entsprechend schnörkellos eröffnen RotoR ihr Set. In, für Stoner-Verhältnisse, angenehm gemäßigter Lautstärke werden die Stücke des neuen Albums vorgestellt. In herrlich verspielter aber bestimmter Manie werden teils orientalisch anmutende Melodiegeflechte über treibende Riffs gespannt. Die Aufrüstung in der Gitarrenabteilung trägt Früchte. RotoR gibt’s jetzt mit 25% mehr drin. Kicks sind präzise, der Sound ausgegoren und das Arrangement tight wie sau. Wer hier eine stonertechnische Erleuchtung erfährt, der kann vom neuen Album gar nicht enttäuscht sein – es ist nämlich bis auf den letzten Ton der Gitarrensoli 1:1 dasselbe wie auf der Bühne. Das mag natürlich positiv zu betrachten sein.

Auf der Bühne findet kein müdes Gejamme statt, keine Hommagen an sich selbst aus alten Tagen, kein Ausruhen auf vor langer Zeit geknüpften Teppichen. Ein oder zwei alte Stücke finden sich zwischen der intensiven Album-Promotion noch wider. Diese verkörpern noch einen etwas roheren Drive und niemand der Zuhörerschaft ist ihnen böse, dass sie nicht noch mehr der alten Dinger auf zwei Gitarren umarrangiert haben. Warum auch, bei der neuen Macht, die sie mit ‚fünf‘ zu präsentieren haben?
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Auch wenn sie während der Arbeitszeit nicht sprechen: RotoR transportieren trotzdem ein ungeheures Maß an Sympathie. Pausen zwischen den Songs werden brav zum Stimmen und Biertrinken genutzt, was gäbe es auch zu sagen? Die Musik steht in kompromissloser Art und Weise für sich – und das kann sie auch. Wer sich das neue Album noch nicht bis zum Erbrechen gegeben oder sogar noch gar nicht reingehört hat, der sollte sich diesen Appetithappen live nicht entgehen lassen.

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