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Rollercoaster

Dan Baird hat in den letzten Jahren offensichtlich seinen dritten Fühling begonnen. Seit dem 2012 veröffentlichten „Circus Life“ haut die sexieste Zahnlücke nach Vanessa Paradis und Marie Fredrikssen nicht nur im Jahrestakt die Alben mit Homemade Sin oder seinem Sideproject The Bluefields ‚raus, sondern ist auch noch überall auf Tour, wo’s genügend Steckdosen gibt. Nur zwei Monate nach seinem dritten Soloalbum „SoLow“ gibt’s nun bereits das neuste Werk mit Homemade Sin, denen unter anderem auch noch sein Ex-Georgia Satellites-Kollege Mauro Magellan (dr) angehört.

Musikalisch gibt es wie immer den kantigen, simplen Gitarrenrock, für den der Name Baird schon seit mindestens 1986 verläßlich steht. Viel Chuck Berry, ein wenig Rolling Stones, Faces und CCR und jede Menge Spaß sind die Zutaten, und das Ergebnis gehört in den Schrank eines Jeden, der mit den Genannten auch nur annähernd etwas anfangen kann. Denn egal, ob Uptempo-Rocker wie ‚Shake It Til It’s Sore‘ und ‚Lay It Down‘ oder getragene Sachen wie das Dr. John-mäßige, sumpfige ‚Can You Hear Me Now‘ und der schmachtende Country-Blues auf ‚Do My Worst‘, den die Black Crowes in dieser Qualität seit den 1990ern nicht mehr hingekriegt haben, Baird schafft es, 13 echte Hits zu versammeln, die dem Rock’n’Roller-Herz sofort jede Menge Freude spenden. Neben den oben erwähnten ragen das mit ‚Born On The Bayou‘-Zitaten ausgestattete ‚Roll On Chattahoochee‘, der Georgia Satellites-mäßige Rock’n’Roller ‚Licka Sense‘ und der Laune-Shuffle ‚Love Gone Wrong‘ noch einmal besonders weit heraus. Wie immer sind auch die wirklich coolen Texte zu erwähnen, die zwischen rotzfrech und selbstironisch-nachdenklich schwanken und dabei perfekt zu den Songs und Dans scheinbar alterslosem Sangesorgan passen. Zum Abschluss gibt es dann mit noch einen weiteren Albumhöhepunkt in Form eines der seltenen Kompositionsbeiträge von Mauro Magellan. ‚Bury Me Standing‘ erinnert ein wenig an The Band und lädt direkt dazu ein, das ganze Album noch einmal durchzuhören.

Fazit: 54 Minuten besten Rock’n’Roll der klassischen, unprätenziösen und dreckigen Sorte, garantiert ohne Hipster-Anflüge oder Metal-Riffs, dafür mit reihenweise geilen, eingängigen Melodien, ordentlich Schmackes, Livefeeling, Groove und viel authentischem Dreck sowohl unter den Fingernägeln als auch in der Kehle. Dan Baird eben – und noch dazu mit einem der besten Alben seiner Karriere. Kauft das Ding. Aber sofort. Und gleich noch ein Ticket für die bestimmt bald kommende Tour.

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