"Jetzt haben wir die Lösung", muss einer bei der Plattenfirma gerufen haben, "Wir schicken an die Redaktionen einfach Kassetten statt CDs. Aber wir packen da nicht alle Album-Tracks rauf, sondern drei weniger und die dann noch ungemastert." Die Hoffnung muss wohl gewesen sein, dass auf diese Weise der Raubkopiererei beizukommen ist. Denn wenn die Rezensionen schlecht sind, hat ja auch keiner mehr Lust, dafür seine Rohlinge zu verheizen. Und - zwei Fliegen mit einer Klappe - dem potenziellen Keim illegalen Treibens, den Redaktionen selbst, vermasselt man die Tour gleich noch mit. Wirklich clever. Nachdem ich grummelnd meinen Walkman hervorgekramt und den ersten Durchlauf der neuen Donots-Scheibe hinter mir hatte, mußte ich mir allerdings eingestehen: Für einen hemmungslosen Verriss ist das leider nicht schlecht genug, was die sympathischen Jungs aus Ibbenbüren in Westphalen da eingespielt haben. Direkt vom Start weg macht der Titeltrack "We Got The Noise" klar, dass man sich auf die alten Stärken verlassen hat: Schmissige Pop-Punker mit eingängigen Melodien, schneidigen Hooks und guter Laune auf der Überholspur. Selbst in ungemasterter Fassung machen die Songs Spass und laden zu einer flotten Autofahrt ein. Trotzdem: Von Anfang an hat mich irgendwas an den Songs gestört. Ich habe eine Weile gebraucht, um herauszufinden, was das eigentlich war, aber im Grunde ist die Antwort leicht. Das ganze ist einfach zu sehr nach Schema F gestrickt. Als ob die Songs dem Lehrbuch für Emo-Pop-Punk entnommen sind und dann mit verschiedenen Gadgets und Texten variiert wurden. Auch Ausflugsversuche in andere Genres a la "Ingo, du singst jetzt mal wie Billy Corgan und wir legen die Musik von Belle & Sebastian drunter" ("Good-Bye Routin") oder das etwas härtere Brett "Disappear" können nicht über die aalglatte, berechnende Produktion (und das bei den ungemasterten Versionen!!!) hinwegtäuschen. Die gute Nachricht ist natürlich, dass eine deutsche Band durchaus in der Liga von Jimmy Eat World und Co. mitspielen kann und sich was Stimmungstauglichkeit angeht nicht verstecken muss. Und vergleicht man die neue Scheibe mit den doch recht pathetischen und peinlichen 80er Covern der Vorgänger-EP "We´re Not Gonna Take It" (ich sag nur "Whatever Happened To The Eighties?") scheint das Quintett nun wieder einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen: Energiegeladener Pop-Punk Marke Tanzbein. Wenn die Jungs es jetzt noch schaffen, ihre Authentizität zurückzugewinnen und die Songs überraschender und vielschichtiger zu gestalten, könnten sie endgültig in der Championsleague ankommen. Im Gegensatz zum deutschen Fussball ist hier das Potenzial vorhanden.