Biff Byfords Ansage für das 20. Saxon-Album "Sacrifice" war deutlich: "Weniger Tricks, mehr Power!" Seine Band solle "roh und echt" sein, sich von den alten Klassikern inspirieren lassen. Solche klingen natürlich wie Musik in den Ohren von Saxon-Fans, die in den letzten Jahren allerdings kaum Grund hatten sich zu beschweren. Aber gilt das auch für "Sacrifice"? Leider nein. Denn nicht nur die Tricks sind weniger geworden, sondern auch die Kreativität beim Songwriting. Wenn man das durch mehr Power wettmachen wollte, dann ist das gescheitert. So enttäuscht "Made In Belfast" nach vielversprechendem Beginn mit belanglosem Refrain, der Titelsong ist die Art von Standard-Saxon, die seit mindestens zehn Jahren auf jedem ihrer Alben zu hören ist. Immerhin ist "Warriors Of The Road" erkennbar von "Motorcycle Man" inspiriert, inklusive Motorengeräusch. Trotzdem ist der Song kaum mehr als Saxon-Durchschnitt, genau wie "Walking The Steel" oder "Night Of The Wolf". Einen absoluten Knaller hauen Biff und seine Mannen allerdings doch raus, das atmosphärische "Guardians Of The Tomb". Da stehen Songwriting und Power im richtigen Verhältnis. Denn was nützt das härteste Riff, wenn der Song nicht zündet? Leider ist aber genau das der große Haken auf dem 20. Saxon-Werk. Vieles ist abgedroschen, das meiste hat man von Saxon schon x-mal gehört, und zwar besser. Eine lustige Ausnahme bildet der letzte (und skurrilste) Titel der Scheibe, "Standing In A Queue". Da singt Biff tatsächlich: "I'm standing in a queue, I don't know what to do". Da man als Saxon-Fan trotz der Mängel wahrscheinlich auch bei "Sacrifice" zugreift, könnte man gleich die Doppel-CD kaufen, die eine orchestrierte Version von "Crusader" enthält (leider nicht mit Orchester, sondern mit Synthesizern, naja ...), außerdem Neuaufnahmen von "Just Let Me Rock" und "Forever Free", sowie akustische Versionen von "Requiem" und "Frozen Rainbow". Ärgerlich ist auch diese Limited Edition, denn den Song "Luck Of The Draw" gibt es nur auf iTunes. Der treue, CD-kaufende Fan ist also der Dumme. Dass nach guten Alben wie "The Inner Sanctum" oder zuletzt "Call To Arms" nun ausgerechnet das Jubiläumsalbum in doppelter Hinsicht enttäuscht, ist schade. Es wird Saxon aber nicht aus der Bahn werfen. Spätestens, wenn wir die Heavy-Metal-Veteranen im Sommer mit ihrer "Power And The Glory"-Produktion auf europäischen Festivals erleben, ist die Enttäuschung vergessen.