Es ist die Verlässlichkeit, mit der Disturbed in den letzten zehn Jahren ihre Stakkato-Riff-befeuerten Midtempo-Hits unter's Volk gebracht haben, die den Vierer aus Chicago zu einer der größten Metalbands der Welt gemacht haben. Ein künstlerisch nicht unriskanter Weg, denn der von eigener Hand abgesteckte stilitische Rahmen ist eng, sich innerhalb dieses zu bewegen (was die zahlreichen Fans mehr oder weniger erwarten) ohne sich ständig selbst zu zitieren (was die lautesten Kritiker aber schon seit dem zweiten Album monieren) ist ein Drahtseilakt. Bislang gelang es den U.S.-Amerikanern aber immer noch mit gutem Songwriting und ganz vorsichtigen Justierungen im Sound das Gleichgewicht zu halten. Um es vorwegzunehmen: auch auf 'Asylum' gelingt das. Was aber auch bedeutet: Disturbed-Fans sollten entzückt sein - Disturbed-Kritiker alle ihre Vorurteile bestätigt sehen. Die Änderungen im Sound muss man schon ganz genau suchen. Im Vergleich zu den 'Frühwerken' der Band ist 'Asylum' etwas düsterer ausgefallen - steht damit aber in einer Reihe mit dem unmittelbaren Vorgänger 'Indestructible'. Zu diesem Album fällt in der direkten Gegenüberstellung nur auf, dass Disturbed diesmal ein klein wenig epischer klingen. Aber wirklich nur ein bisschen, denn die Songs sind allesamt nach wie vor konzis und auf den Punkt gebracht. Nur hier und da wird den Instrumentalpassagen ein gleich wenig mehr Raum gegeben, kickt nicht jedesmal der Refrain schon im Verlauf der ersten Minute ein. Und die Hitdichte? Ja, die ist auch auf 'Asylum' wieder erstaunlich hoch. Der Titelsong, 'The Infection', 'Another Way To Die', 'Serpentine' - alles knackige Songs, denen der Spagat zwischen schneller Eingängigkeit und recht hoher Halbwertzeit gelingt, was vor allem an Daves nach wie vor hervorragenden Gesangsmelodien liegt. Lyrisch geht es diesmal neben vielen persönlich gehaltenen Themen auch um sehr globale Sachverhalte - sei es die schrittweise Vernichtung unserer Umwelt in 'Another Way To Die' oder die Shoa in 'Never Again'. Letzteres Thema liegt David, der einen großen Teil seiner Familie in der Großelterngeneration in den Konzentrationslagern der Nazis verlor, sehr am Herzen. Da stören dann auch die etwas plakativen Lyrics nicht. Etwas anders stellt sich das beim plötzlichen Umweltaktivismus der Band dar: Jungs, wer bei MTV Cribs stolz sein Benzin fressendes V8-Geschoss vorstellt, macht sich mit einer Öko-Hymne dann doch ein bisschen lächerlich... Aber vielleicht steckt ja auch echtes und ehrliches Umdenken dahinter. Sei's drum: an solchen Dingen soll das Vergnügen an diesem Album nun auch nicht scheitern. Wer sich nun noch über den kryptischen Titel des letzten Songs 'ISHFWILF' wundert, der schaue sich mal die Tracklist von U2's 'The Joshua Tree' genauer an. Na, alles klar? Klingt in der Disturbed-Variante ganz nett (Dave ist halt ein guter Sänger und der Song sowieso über alle Zweifel erhaben), kann aber dem Original nicht ganz das Wasser reichen; auch wenn sich Disturbed beim Neu-arrangieren hörbar viel Mühe gegeben haben. Es bleibt damit eher nur ein netter Bonustrack zu einem ansonsten mal wieder sehr soliden und perfekt inszenierten Album. Also genau das, was man von Disturbed erwarten durfte - wie immer das der einzelne Hörer für sich selbst dann auch letztlich beurteilen mag.