Ursprünglich brauchten Ensiferum drei Jahre, um ein Album zu veröffentlichen: Nach dem Debüt 2001, "Iron" 2004 und "Victory Songs" 2007 hat sich aber nun die Veröffentlichungsgeschwindigkeit erhöht, denn "From Afar" erscheint nach nur knapp 2,5 Jahren. Ob es daran liegt, dass Sänger Petri Lindroos bei seiner ursprünglichen Band Norther vor die Tür gesetzt wurde, da er nicht mehr die gewünschte Aufmerksamkeit entgegenbrachte? Das war es aber noch nicht an Überraschungen, das Coverartwork besitzt zwar die typische Ensiferum-Ästethik, aber die Songs überraschen eminent. War auf "Victory Songs" schon eine Weiterentwicklung mit Integration neuer, folkiger Instrumente erkennbar und mit dem Titeltrack ein Mammut-Song in epischer Länge vorhanden, spinnen unsere Lieblingsfinnen den Faden konsequent weiter. "From Afar" ist eindeutig Ensiferum, musikalisch hat sich die heroische Hymnenschmiede aber ordentlich weiter entwickelt. Nach langem, atmosphärischem Intro "By The Dividing Stream", das betörend, fast schon hypnotisch wirkt, geht es mit dem Titeltrack amtlich los, der in bester Ensiferum-Manier nach vorn galoppiert: Wundervolle Männer-Schlachten-Chöre, perfekt ausgeklügelte Melodie-Linien, das bellende Lindroos-Gekeife und natürlich das typische Ensiferum-Flair. "Twilight Tavern" läd zu einem hemmungslosen Umtrunk ein, man spürt quasi das wärmende Feuer im Rücken, die harten Holzbänke und das Methorn in der Hand. "Heathen Throne" hat einen epischen Titel und mit elf Minuten Spielzeit auch ebensolche Länge. Hier kommen zum ersten Mal die orchestralen Elemente von Ensiferum 2009 richtig zum Einsatz, die sich optimal in die Kompositionen der Band einfügen und dem Song noch mehr Tiefe und Wärme verleihen. Ein ganz neuer Aspekt, der aber musikalisch wohl die logische Konsequenz war. Viele dramatische Wendungen und Vielschichtigkeit lassen den Song zu einem Highlight werden. Nur hätten die Orchesterparts noch etwas mehr in den Vordergrund gemischt werden können. "Elusive Reaches" stürmt wieder kurz und knackig nach vorn, während "Stone Cold Metal" vom Titel an Hammerfall erinnert, aber hier wieder das komplette Orchester Walhalla beschwört. Gänsehaut! "Smoking Ruins" besitzt ebenso diese wundervolle Ensiferum-Ästethik und leitet mit "Tumman Virran Taa" auf "The Longest Journey" ein, wo wieder alle emotionalen Register gezogen werden und ein Breitwandsound geboten wird. Auf diese Reise begibt man sich immer wieder gern und freiwillig! Ensiferum 2009 sind ein massives Erlebnis und man hat den Eindruck, dass die Band immer noch nicht an ihre Grenzen gestoßen ist. Und wenn es mit der Veröffentlichungsgeschwindigkeit weiter so vorangeht, können wir 2011 mit dem nächsten Meisterwerk rechnen... Bleibt nur zu hoffen, dass Ensiferum nicht in die Vintersorg-Falle tappen und irgendwann sich in übermäßig in Progressivität ergehen...